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Der Opioidmissbrauch in den USA ist weltweit in aller Munde. Allein in den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der konsuminduzierten Sterbefälle mehr als verfünffacht. Ein Auslöser hierfür ist der allgemein sehr leichtfertige Umgang mit Medikamenten in der amerikamischen Bevölkerung. Anders als in europäischen Ländern wird in den USA sehr vielen muskuloskelettalen Beschwerden mit Opioiden begegnet. In Europa kommen Produkte wie Tilidin in der Orthopädie fast ausschließlich akut nach operativen Eingriffen zum Einsatz.
Werden Medikamente entsprechend der pharmakologischen Empfehlung eingenommen, ist das Suchtpotential aller „Painkiller“ von Ibu bis Morphin nahezu identisch. Doch bei der in den USA üblichen Sorglosigkeit beim Umgang mit allen Arten von Medikamenten ist die Opioidkrise nicht verwunderlich (siehe hier).
Aus diesen Gründen beschäftigen sich viele WissenschaftlerInnen mit der Suche nach Alternativen aus den nicht-medikamentösen konservativen Behandlungsstrategien.
Ergebnis
Die aktuelle Veröffentlichung beschäftigt sich mit PatientInnen, die sich einer Knie-TEP unterzogen.
Zum einen wird deutlich ersichtlich, dass 35 Prozent der Menschen, die schon vor der Operation Opioide einnahmen, auch mehr als 90 Tage nach dem Eingriff weiterhin diese Medikamente nutzen. Verglichen mit nur 2,4 Prozent, wenn präoperativ keine Opioide eingenommen wurden.
Als weitere Auswertung suchten die WissenschaftlerInnen nach Daten zum potentiellen Einfluss von Physiotherapie auf den Medikamentenkonsum.
Hier zeigten sich Verbindungen zwischen Physiotherapie und Medikamenteneinnahme. Sowohl prä- als auch postoperative PT war mit geringerem Konsum assoziiert. Im Mittelwert gaben die WissenschaftlerInnen eine um 25 Prozent reduzierte Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Einnahme an.
Allerdings sei an dieser Stelle schon die massive Limitation der Arbeit angeführt. Zum einen ist die Gruppenverteilung massiv differierend. So werden bei der Betrachtung der Prähabilitation sechsmal mehr Patienten ohne PT als mit PT beobachtet. Postoperativ ist das Verhältnis umgekehrt. Dies macht die Schätzung der Effektstärke deutlich schwieriger. Außerdem handelt es sich um eine Beobachtungsstudie und keine randomisierte Kontrolle. Auch dies führt zu deutlich schlechterer Aussagekraft der Arbeit.
Dennoch bieten die Ergebnisse einen Hinweis, um weitere Untersuchungen mit hochwertigerer Methodik und der damit verbundenen besserer Aussagekraft zu rechtfertigen.
Fazit
Erste Hinweise über den potentiellen Nutzen von Physiotherapie auf den Schmerzmittelkonsum zeigen sich positiv. Daher empfiehlt sich weitere Wissenschaft, von höherer Qualität, zu diesem Thema.
Eine Übertragbarkeit in die deutsche Physiotherapie ist nur bedingt möglich. Einerseits ist der Medikamentenkonsum in Deutschland deutlich geringer als in den USA. Andererseits ist nicht klar definiert wie die Physiotherapie hierbei gestaltet war.
Durchschnittlich ist in den Vereinigten Staaten üblicherweise der größte Aspekt eine edukative Aufklärung zu mehr Mobilität und Aktivität im Alltag. In Deutschland typische Strategien wie Lymphdrainage und andere passive Interventionen werden in den USA deutlich seltener verwendet.
Martin Römhild / physio.de
OpiateKnie-TEPPhysiotherapieUSAStudie
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WinnieE schrieb:
aus längst vergangener Vorzeit kenne ich die vorbereitende Variante noch.....tja die "gute alte Zeit".... war manchmal nicht so schlecht.
"Der Orthopäde hat gesagt, daß muss bestimmt in ein paar Jahren operiert werden, aber bis dahin machen wir erst mal Physiotherapie."?
Auch weil gerade wegen der Auslastung der Kliniken viele OPs verschoben wurden, kamen etliche Patienten übergangsweise zu uns.
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Mus Musculus schrieb:
Das scheint regional unterschiedlich zu sein. Hört ihr nicht regelmäßig den Satz:
"Der Orthopäde hat gesagt, daß muss bestimmt in ein paar Jahren operiert werden, aber bis dahin machen wir erst mal Physiotherapie."?
Auch weil gerade wegen der Auslastung der Kliniken viele OPs verschoben wurden, kamen etliche Patienten übergangsweise zu uns.
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Norbert Meyer schrieb:
Leider kommen fast Alle TEP Patienten erst nach der OP und nicht schon "Vorbereitend" das wäre der richtige Weg. Aber die OP bringt Geld rein, der Patient wird oft mit seinem Schicksal allein gelassen!
Mein persönlicher Eindruck ist der, dass Patienten in der Physiotherapie gegenüber der Einnahme von Schmerzmitteln eher negativ eingestellt sind. Da scheinen viele lieber nächtelang nicht zu schlafen und Tag für Tag tapfer vor sich hin zu leiden als mal die eine oder andere Ibu einzuwerfen.
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Mus Musculus schrieb:
Eine zufällige Zuteilung der Probanden zu den Gruppen täte der Studie echt gut. Die individuelle Einstellung zu Schmerzmitteln kann durchaus Einfluss auf das Nutzen physiotherapeutischer Behandlungen haben.
Mein persönlicher Eindruck ist der, dass Patienten in der Physiotherapie gegenüber der Einnahme von Schmerzmitteln eher negativ eingestellt sind. Da scheinen viele lieber nächtelang nicht zu schlafen und Tag für Tag tapfer vor sich hin zu leiden als mal die eine oder andere Ibu einzuwerfen.
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Badde schrieb:
Wenn man den Opioidkonsum reduzieren möchte, sollte man einfach weniger Opiode verschreiben. Das wird, höchstwahrscheinlich, der allergrößte Einflussfaktor sein und kostet.... Nix.
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