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Dieses Vorgehen ist umstritten. Qualitativ hochwertige klinische Studien, die den Nutzen von Knie-Arthroskopien untersuchen sind rar gesät und sprechen eher gegen die Sinnhaftigkeit von Meniskusteilresektionen. Allein die hohe Prävalenz degenerativ veränderter Menisken in der asymptomatischen Bevölkerung lässt Zweifel an der Plausibilität des Verfahrens aufkommen. „Gute Evidenz wird weitestgehend ignoriert", konstatierte Teppo Järvinen, Professor für Chirurgie an der Universität Helsinki, bereits im Jahr 2016 im British Medical Journal. „Arthroskopische Operationen werden (dennoch) unvermittelt fortgesetzt.“
Noch wenige Studien beleuchten den langfristigen Nutzen
Im März 2020 veröffentlichten chinesische ForscherInnen um Juntan Li eine Meta-Analyse, in der sie den Langzeitnutzen von Meniskusteilresektionen gegenüber einer physiotherapeutischen Intervention verglichen.
Nach einer umfassenden Literatur-Recherche und Ausschluss aller nicht in Frage kommenden Untersuchungen fanden die Autoren gerade einmal sechs Studien, die sie in ihre Datenanalyse einfließen lassen konnten.
Dabei konnten sie die Therapieoutcomes von insgesamt 1.006 ProbandInnen vergleichen. 495 Teilnehmende erhielten eine Meniskusteilresektion, 511 Probanden eine physiotherapeutische Intervention.
In allen betrachteten Studien verbesserte sich sowohl das Schmerzgeschehen als auch die Kniefunktion der operierten, aber auch der konservativ behandelten PatientInnen. Drei, sechs und zwölf Monate nach Beginn der Studie zeigte die Kniearthroskopie einen größeren Effekt auf Schmerz und Funktion als die Physiotherapie. Dieser Effekt negierte sich allerdings nach zwei Jahren. Die ForscherInnen stellten fest, dass beide Interventionsgruppen nach 24 Monaten ähnliche Ergebnisse zeigten.
Viel Interpretationsspielraum
Die AutorInnen der Studie weisen auf Schwächen in ihrer Untersuchung hin. Gerade einmal sechs Studien kamen für die Meta-Analyse in Frage, die in der Qualitätskontrolle zudem ein hohes Verzerrungsrisiko zeigten. Dazu gehörte beispielsweise eine fehlende Verblindung des Outcome-Assessments in allen miteinbezogenen Studien. Mehr qualitativ hochwertige Studien sind hier unbedingt notwendig.
Eine weitere Schwäche: In den Studien wird über ProbandInnen berichtet, die mit der Physiotherapie nicht zufrieden waren und während der Studie in die OP-Gruppe tauschten. Sage und schreibe jeder dritte Physiotherapiepatient überlegte es sich in einer der Untersuchungen anders und legte sich unters Messer.
Die AutorInnen interpretieren die Ergebnisse so, dass die Meniskusteilresektion den ProbandInnen zunächst einen mechanischen Vorteil verschaffen könnte. Allerdings könnte die Resektion des Meniskus langfristig zu einem erhöhten Arthrose-Risiko führen, welches den Vorteil der Operation aufwiege und daher am Ende zu ähnlichen Ergebnissen wie die Physiotherapie führe. Sie verweisen auf die Studie von Roos et al. in der zwei Jahrzehnte nach einer kompletten Meniskusresektion ProbandInnen ein 14-fach erhöhtes Risiko einer Kniearthrose zeigten.
Unsere Einschätzung
Mit neutraler Brille betrachtet stellt sich zudem die Frage, wie ein sechs- bis zwölfwöchiges Physiotherapieprogramm, tatsächlich zu langfristigen Veränderungen in Schmerzwahrnehmung oder Biomechanik führen kann. Die ProbandInnen erhielten nach Beendigung des Programms in der Regel ein Heimübungsprogramm. Ob dieses weiterhin durchgeführt wurde, ist schwierig nachzuvollziehen.
Die Ergebnisse könnten auch eine Regression zum Mittelwert zeigen. Bereits 2013 fanden Sihvonen et al. sehr ähnliche Ergebnisse zwölf Monate nach einer Placebo-Arthroskopie des Knies. Ein Unterschied zu ProbandInnen, die eine Meniskusteilresektion erhielten, konnte auch hier nicht festgestellt werden.
Als Argumentationsgrundlage, grundsätzlich von Kniearthroskopien abzuraten, dient die Meta-Analyse von Juntan Li et al. nicht. In der Untersuchung wurden PatientInnen ausgeschlossen, die sich über mechanische Kniesymptome beschwerten. Diese Symptomatik wird nach wie vor als Hauptargument für Meniskusteilresektionen verwendet. Hier sind weitere Studien zu erwarten, die die Sinnhaftigkeit dieser Indikation überprüfen.
Daniel Bombien / physio.de
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