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Die Umgebung, Lerneffekte ("Wenn ich ein Medikament nehme, geht es mir besser."), Erwartungshaltungen und viele weitere Kontextfaktoren beeinflussen also maßgeblich das Outcome (z.B.: fünf Punkte Verbesserung auf der VAS).
Was in Medikamenten-Studien einfach durchzuführen ist, stellt eine der größten Herausforderungen in der Physiotherapieforschung dar. Daniel Belavy, Professor im Department für Physiotherapie der Hochschule Gesundheit in Bochum, wollte gemeinsam mit einem australischen Forscherteam um den Wissenschaftler Dr. Clint Miller herausfinden, wie stark der Placeboeffekt bei der Trainingstherapie beim Krankheitsbild "chronische Schmerzen" ist.
Die Studie
Die ForscherInnen führten eine breit gefasste Meta-Analyse durch, in der sie alle randomisiert-kontrollierten Studien (RCT) der letzten zehn Jahre inkludierten, die den Effekt von Trainingstherapie auf chronische Schmerzsyndrome untersuchten. Zu den untersuchten Personen gehörten Fibromyalgie-, aber auch chronische Nacken-, Rücken- Hüft- und KnieschmerzpatientInnen.
Ernüchterung?
Von 79 inkludierten Studien untersuchten nur vier RCTs den direkten Vergleich von Trainingstherapie gegenüber Placebo-Interventionen. Diese zeigten keinen Unterschied zwischen beiden Interventionen. Die Placebos bestanden aus Sham-Elektrotherapie oder Nahrungsergänzungsmitteln. Die übrigen Studien verglichen die Trainings-Interventionen mit medizinischer Standardversorgung oder keiner Intervention. Dabei zeigte sich die Trainingstherapie zwar als effektiver, allerdings bemängeln die AutorInnen die Qualität der durchgeführten Studien.
Folgen für die Zukunft
Die AutorInnen zeigen sich enttäuscht von der vorhandenen Datenlage: „Die Effektgröße von Placebos auf Schmerz kann je nach Art der Intervention abgeschwächt werden.“ Heißt konkret: Bei Placeboanwendungen sind immer auch die oben erwähnten Kontextfaktoren von Gewicht – z.B.: Wie jemand willkommen geheißen wird. Schon alleine die Tatsache, dass er sich umzieht usw.
Die Gabe einer Pille kann also kein adäquates Placebo für eine Trainingsintervention darstellen. „In Zukunft ist es wichtig, dass RCTs eine Trainingsgruppe, eine Placebogruppe und eine Gruppe ohne Training beinhalten.“ Ein Trainingsplacebo müsse ein identisches „therapeutisches Ritual“ beinhalten und von der gleichen Person in der gleichen Umgebung im gleichen Zeitumfang durchgeführt werden, wie die eigentliche Intervention.
Um in Zukunft Empfehlungen für Praxisleitlinien in der Behandlung chronischer SchmerzpatientInnen auszusprechen, müssen entsprechend mehr Studien durchgeführt werden. Die Datenlage zeigt nach wie vor, dass eine Trainingstherapie bessere Effekte erzielt als die Standardversorgung. Zu wissen, warum und wie diese wirkt, wird entscheidend sein, um die Therapie von chronischen SchmerzpatientInnen zu optimieren.
Daniel Bombien / physio.de
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