Ergotherapeutische Behandlung bei motorisch-funktionellen Störungen
54102 Einzelbehandlung
54107 Einzelbehandlung (bis zu 3 Einheiten an einem Tag) bei Beratung zur Integration in das häusliche und soziale Umfeld im Rahmen eines Hausbesuchs
54205 bei verordneter Position 54102 und gleichzeitiger Anwesenheit von zwei Patienten
54209 Gruppenbehandlung
Definition
Eine motorisch-funktionelle Behandlung dient der gezielten Therapie krankheitsbedingter Schädigungen der motorischen Funktionen und der daraus und vor dem Hintergrund der individuellen Kontextfaktoren resultierenden Beeinträchtigungen der Aktivitäten und Teilhabe.
Thermische Maßnahmen können die motorisch-funktionelle Behandlung unterstützen.
Eine Gruppentherapie (3 - 6 Patienten) kann nur dann erfolgen, wenn die Patientin bzw. der Patient keine ständige direkte therapeutische Intervention benötigt.
Indikationen:
Die motorisch-funktionelle Behandlung ist bei krankheitsbedingten Schädigungen der motorischen Funktionen mit und ohne Beteiligung des peripheren Nervensystems und der daraus resultierenden Beeinträchtigungen von Aktivitäten und ggf. der Teilhabe angezeigt.
Diagnosegruppen | Schädigungen von Körperfunktionen und -strukturen wie | Beeinträchtigungen von Aktivitäten und Teilhabe |
SB1 Wirbelsäulenerkrankungen SB2 Störungen nachtraumatischer Schädigung, Operationen, Verbrennungen, Verätzungen SB3 Amputationen, angeborene Fehlbildungen SB4 Gelenkerkrankungen SB5 Gelenkerkrankungen/ Störung der Gelenkfunktionen SB6 Sympathische Reflexdystrophie, Sudeck´sches Syndrom, CRPS SB7 Erkrankungen mit Gefäß-, Muskel- und Bindegewebsbeteiligung, insb. Systemische Erkrankungen EN1 ZNS-Erkrankungen, Entwicklungsstörungen längstens bis zur Vollendung des 18. LJ. EN2 ZNS-Erkrankungen nach Vollendung des 18.LJ. EN3 Rückenmarkserkrankungen EN4 Periphere Nervenläsionen |
1) der Funktionen willkürlicher Bewegungsreaktionen (z.B. Stützfunktionen der Arme und Beine, Bewegungsmuster beim Gehen oder beim Lagewechsel) 2) der Haltung und Haltungskontrolle 3) der Funktionen von Muskelkraft-, -tonus und/oder -ausdauer (z.B. Muskelinsuffizienz, Muskelverkürzungen oder Kontrakturen, Monoparesen 4) der Funktionen der Beweglichkeit und Stabilität von Gelenken und Knochen 5) der Hautfunktionen (z.B. Narben/ Keloidbildung, lokale Durchblutungsund Regulationsstörungen) 6) der Sinnesfunktionen (z.B. Temperatur-, Druck-, Berührungs-, Vibrationsempfinden, Schmerzwahrnehmung) 7) Schmerzen |
Einschränkungen der Alltagsbewältigung in individuell wichtigen Lebensbereichen, wie: 1) im Bereich der allgemeinen Aufgaben und Anforderungen (z.B. die tägliche Routine bewältigen) 2) im Bereich der Selbstversorgung( z.B. sich waschen, kleiden, Toilette benutzen) 3) im Bereich der Mobilität (z.B. Gehen und sich fortbewegen - mit/ohne Hilfs-/ Verkehrsmittel -,Gegenstände heben, tragen, Hand- und Armgebrauch, feinmotorischer Handgebrauch) 4) im Bereich des häuslichen Lebens (z.B. Mahlzeiten vorbereiten, Hausarbeit erledigen) |
Therapeutische Wirkungen
1) Wiederherstellung/Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit und –stabilität
2) Aufbau/Stabilisierung aktiver Bewegungsfunktionen der
a) Grob-/Feinmotorik
b) Willkürmotorik
3) Wiederherstellung/Verbesserung der Muskelkraft, -ausdauer und –belastbarkeit
a) isolierter Muskeln
b) von Muskelgruppen
4) Wiederherstellung/Verbesserung der Kontrolle willkürlicher und unwillkürlicher Bewegungen
5) Aufbau/Stabilisierung physiologischer Haltungs-und Bewegungsmuster
6) Aufbau/Stabilisierung eines physiologischen Gangbildes
7) Wiederherstellung/Verbesserung der Rumpf- und Extremitätenkoordination
8) Wiederherstellung/Verbesserung des (fein-) motorischem Hand-und Armgebrauchs
9) Verbesserung/Normalisierung des Muskeltonus
10) Wiederherstellung/Verbesserung der Sensibilität verschiedener Modalitäten
a) Temperatur-, Druck- und Berührungsempfinden
b) Beseitigung/Linderung von Schmerzen in einem oder mehreren Körperteilen unterschiedlichen Schmerzcharakters (z.B. brennend, stechend, dumpf)
11) Förderung der Durchblutung
12) Narbenabhärtung
13) Erlernen von Kompensationsstrategien und sicherer Handhabung von Hilfsmitteln in Bezug auf Alltagsaktivitäten
14) Erlernen physiologischer, kraftsparender und gelenkschonender Bewegungsstrategien, ggf. unter Einbeziehung zur Verfügung stehender Hilfsmitteln und Adaptionen des Lebensumfelds
Therapeutische Ziele
1) Beseitigung oder Minderung krankheitsbedingter Schädigungen der motorischen Funktionen mit Wiedererlangung physiologischer Bewegungsmuster, Koordination und Kraft
2) Wiederherstellung und Erhalt zur Alltagsbewältigung benötigter Aktivitäten unter besonderer Berücksichtigung der Bereiche allgemeine Aufgaben (z.B. Bewältigung von Einzelund Mehrfachaufgaben, Benutzen von Gebrauchsgegenständen), Selbstversorgung (z.B. Ankleiden, sich Waschen) und häusliches Leben (z.B. Haushaltsführung, Einkaufen, Mahlzeitenzubereitung)
3) Wiederherstellung und Erhalt der Bewegung und Geschicklichkeit im Alltag (z.B. Greifen, Heben, Tragen, feinmotorischer Hand-und Armgebrauch, grafomotorische Funktionen)
4) Wiederherstellung und Erhalt der Mobilität im Alltag (z.B. Treppen steigen, ausreichendes Stehvermögen, Sturzprophylaxe, sichere Fortbewegung im Innen-und Außenbereich mit und ohne Hilfs-und/oder Verkehrsmitteln)
5) Entwicklung/Verbesserung der Krankheitsbewältigung (z.B. Umgang mit den Krankheitsfolgen im Alltag, Aufbau von Selbstwirksamkeit)
6) Erlangung von Alltags- und Handlungskompetenz im Umgang mit Hilfsmitteln, technischen Produkten und Adaptionen des Lebensumfelds
Leistung
Zur Leistung zählen insbesondere:
1) Funktionelle Behandlungstechniken
2) Handwerkliche, spielerische und gestalterische Behandlungstechniken
3) Handtherapie
4) Einhändertraining
5) Maßnahmen zur taktilen Desensibilisierung und Sensibilisierung
6) Handlungsorientiertes Training der Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL-Selbsthilfetraining)
7) Handlungsorientiertes Training von Aktivitäten und Fertigkeiten in alltagsnahen Situationen, auch mit Verfahren der virtuellen Realität (z.B. im Rahmen von Explorationstraining, funktionellen Behandlungstechniken, Selbsthilfetraining (ATL), Belastungstraining)
8) Training der Alltagskompetenzen unter Berücksichtigung des Einsatzes von temporären Schienen und zur Verfügung stehender Hilfsmittel (z. B. Prothesen), Training mit technischen Hilfen, auch am PC
9) Erlernen von Kompensationsstrategien und des Umgangs mit externen Hilfen
10) Beratung zur Auswahl, Nutzung von und Training mit Hilfsmitteln, inkl. Alltagshilfen (*)
11) Adaptionen des Lebensumfelds
12) Training, Beratung und Schulung im alltagsbezogenen Umgang mit bestehenden Beeinträchtigungen und Umstellung von Handlungsroutinen, ggf. unter Einbeziehung von Angehörigen, Betreuungs- und Pflegepersonen auch im häuslichen und sozialen Umfeld
13) Abstimmung der Therapieziele und -leistungen mit anderen Behandlern bzw. relevanten Dritten
Regelbehandlungszeit:
Richtwert: 30-45 Minuten.
Besonderheiten:
Die motorisch-funktionelle Behandlung kann als Beratung zur Integration in das häusliche und soziale Umfeld erbracht werden. Dabei können einmal pro Regelfall bis zu drei Einheiten zusammenhängend als Beratung erbracht und abgerechnet werden. In diesem Falle kommt ergänzend die Ziffer 59932 zur Abrechnung. Dies gilt nicht, wenn die ergotherapeutische Einzeltherapie als Hausbesuch verordnet wurde.