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physio.de hat Kontakt mit Professor Luis López Montoya aufgenommen, um diese Frage zu klären.
Korrespondenz
physio.de: Hallo Prof. Montoya, einige deutsche PhysiotherapeutInnen fragen sich, ob ihre PatientInnen ausschließlich mit Kompression und Training versorgt werden. Oder erhalten sie auch Manuelle Lymphdrainage (MLD)?
Montoya: Nein wir wenden keine MLD an, außer es handelt sich um Palliativversorgung. Es existiert keine qualitativ akzeptable Evidenz, dass MLD einen Nutzen hätte. Und um ehrlich zu sein, haben wir nicht die Zeit, um uneffektive Behandlungen durchzuführen. Wir behandeln 15 bis 20 PatientInnen jeden Tag. Wir dürfen auf keinen Fall Zeit verschwenden. Wir investieren diese Zeit lieber in Aufklärung, Schulung von Selbstbandagierung, die Bandagierung an sich, Übungen und Befundung.
Bezug zur deutschen Physiotherapie
Erst kürzlich berichteten wir über den HTA-Bericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Dieser fasst die bisherige Forschungslage zur Ödemversorgung zusammen. Der Bericht kam zu dem Schluss, dass bisher keine qualitativ akzeptable Evidenz vorliegt, die den Nutzen der MLD als Zusatz zur komplexen Entstauungstherapie (KPE) aufzeigt.
Die meisten TherapeutInnen kennen die Problematik, dass in vielen Fällen statt KPE mit MLD sogar nur MLD angewendet wird. Von „unbequem“ über „zu warm“ gibt es viele Ausreden. Aber auch durch die ÄrztInnen wird diese Situation verschärft. Zum einen wird nicht ausreichend auf die Wichtigkeit von Kompression hingewiesen, andererseits fehlt oft die zugehörige Verordnung von Kompressionsmaterial.
Einschätzung des Autors
Weit verbreitet ist die Aussage, dass in Deutschland ein TherapeutInnen-Mangel vorherrsche. Einzelne Stimmen sprechen von teilweise 15.000 fehlenden TherapeutInnen. Laut den Zahlen, Daten, Fakten von Physio Deutschland (ZVK) liegt in 14 Bundesländern der Republik ein TherapeutenInnen-Mangel vor. Nur in den Hansestädten Bremen und Hamburg scheinen ausreichend HeilmittelerbringerInnen verfügbar zu sein. Auch der demographische Wandel in den Heilberufen zeigt auf, dass in den nächsten Jahren weitere TherapeutInnen altersbedingt ausscheiden werden und der Nachwuchs nicht in gleicher Zahl nachrückt.
Betrachtet man dagegen den GKV-HIS Bericht und nimmt den Taschenrechner zur Hand, ergeben sich etwa 17.000 Vollzeitkräfte* für die Versorgung mit MLD.
Mit dem im Video gezeigten Vorgehen würden sich an dieser Stelle eine erhebliche Zahl an Ressourcen einsparen lassen, die den postulierten Mangel entgegenwirken könnten.
Martin Römhild / physio.del
*Berechnung dieser 17.000 Vollzeitkräfte:
Im GKV-HIS Bericht sind 37.133.000 (~37mio.) Behandlungseinheiten MLD aufgeführt.
Leider steht im Bundesbericht nicht explizit die Verteilung von 30/45/60er Einheiten, sondern nur die Gesamtmenge. Wir gehen der Einfachheit halber einmal von einem Mittel von 45 Minuten Behandlungszeit aus – macht daher rund 28.000.000 Stunden.
Dies geteilt durch 220 Arbeitstage bei 8 Sunden täglicher Arbeitszeit ergibt ~16.000 Vollzeitkräfte.
Da die Verteilung im Mittel wahrscheinlich nicht bei 45 Minuten pro Einheit liegt, sondern eher Richtung 60 Minuten tendiert, sind es eher 17.000 bis 18.000 Therapeuten in Vollzeit.
LymphdrainageKritikVideoTherapiemethoden
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Spongiosa schrieb:
Das ist wirklich sehr beeindruckend. Die adäquate Versorgung, wie sie aussehen muss beim betroffenen Patienten, muss man leidig zäh erst ein Mal mit dem behandelnden Arzt besprechen, um während der Einteilung in entödematisierende und im Anschluss erhaltende Phase der Lymphdrainagebehandlung ausreichend Verordnungen zu erhalten. Und zwar in der Verbindung abzugebendes Heilmittel (Manuelle Lymphdrainage und Allgemeine Krankengymnastik) und Versorgung aus dem Bereich der Hilfsmittel (Kompressionsversorgung entsprechend der Phase der Entödematisierung). Nicht, weil es der Verordnungsschlüssel nicht her gibt, sondern weil der entsprechende Mediziner nicht überzeugt ist von der MLD. Die Verhandlungsphase ist hier zäh und zeitaufwändig, für eine Leistung, die immer noch nicht angemessen bezahlt wird.
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Adam Stremel schrieb:
Das gefällt den Fobieinrichtungen aber gar nicht.
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PCUIDH schrieb:
.... schön, dass MLD in Deutschland ein Verlustgeschäft ist.
Es ist einfach Quatsch und man könnte viele Lymphatienten einfach wieder heim schicken, bzw. Mal zum Bewegen in den Wald.
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Badde schrieb:
Endlich mal jemand, der offen sagt, dass nur MLD nahezu nichts bringt. Und das machen wahrscheinlich die meisten PT in Deutschland bei einer MLD Behandlung in der Praxis.
Es ist einfach Quatsch und man könnte viele Lymphatienten einfach wieder heim schicken, bzw. Mal zum Bewegen in den Wald.
Bei dem auf TikTok vorgestellten Fall handelt es sich offensichtlich um ein primäres Lymphödem im Endstadium mit großflächiger Fibrose der (Sub-)Cutis.
Daraus schlusszufolgern, sämtlichen Indikationen zur Lymphdrainage ausschliesslich mit KPE begegnen zu wollen und dadurch therapeutische Kapazitäten freizusetzen, halte ich vor allem bei onkologischer und traumatischer Indikationsstellung für sehr optimistisch.
Lymphdrainage wirkt so gut, wie sie ausgeführt wird - das "Streicheln" ausschließlich der Epidermis lässt subcutane Ödeme unbeeindruckt.
Sehr plastisch beschrieben auf der website von Dr.Vodder:
"Die stark proteinhaltige lymphpflichtige Last muss Zentimeter für Zentimeter durch die gesamte ödematöse Subcutis der Extremität geschoben werden, bis sie an der Extremitätenwurzel funktionstüchtige Lymphgefäße erreicht."
Genau so behandele ich z.B. strahleninduzierte fibrotische Lymphödeme, Umfangsreduktion um 50% und mehr sind auch noch Jahre nach Strahlentherapie möglich.
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PT-Surferin schrieb:
mit KPE meine ich den Kompressionsanteil - sorry
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Tiefschwarz schrieb:
Witzig, dass vorallem bei post-Ca und posttraumatischen Ödemen die Evidenz am stärksten gegen für eine KPE ohne die MLD spricht. Siehe auch der verlinkte Artikel zum HTA-Bericht.
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Mus Musculus schrieb:
@Tiefschwarz Du meinst doch eher, dass es keine Evidenz für den Nutzen von MLD innerhalb der KPE bei posttraumatischen und post-ca Ödemen gibt, oder?
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PT-Surferin schrieb:
TikTok, Instagram und Twitter - um nur einige zu nennen - sind Plattformen, auf denen Dr. Montoya unterwegs ist. Jedoch existieren auch einige wenige wissenschaftliche internationale Publikationen in Kooperation mit anderen Autoren.
Bei dem auf TikTok vorgestellten Fall handelt es sich offensichtlich um ein primäres Lymphödem im Endstadium mit großflächiger Fibrose der (Sub-)Cutis.
Daraus schlusszufolgern, sämtlichen Indikationen zur Lymphdrainage ausschliesslich mit KPE begegnen zu wollen und dadurch therapeutische Kapazitäten freizusetzen, halte ich vor allem bei onkologischer und traumatischer Indikationsstellung für sehr optimistisch.
Lymphdrainage wirkt so gut, wie sie ausgeführt wird - das "Streicheln" ausschließlich der Epidermis lässt subcutane Ödeme unbeeindruckt.
Sehr plastisch beschrieben auf der website von Dr.Vodder:
"Die stark proteinhaltige lymphpflichtige Last muss Zentimeter für Zentimeter durch die gesamte ödematöse Subcutis der Extremität geschoben werden, bis sie an der Extremitätenwurzel funktionstüchtige Lymphgefäße erreicht."
Genau so behandele ich z.B. strahleninduzierte fibrotische Lymphödeme, Umfangsreduktion um 50% und mehr sind auch noch Jahre nach Strahlentherapie möglich.
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