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Interdisziplinär gegen Fazialisparese
Tägliches Training von drei bis vier Stunden. Physiotherapeutin hoch zufrieden.
07.06.2013 • 0 Kommentare

Für Patienten mit einer Gesichtslähmung bietet ein spezialisiertes Behandlungszentrum in Thüringen einen neuartigen Therapieansatz. Das "Fazialis-Nerv-Zentrum" am Universitätsklinikum Jena (UKJ) vereint dabei verschiedene Fachrichtungen. Die junge Einrichtung ist ein gemeinsames Zentrum der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des UKJ, der Klinik für Neurologie des UKJ und des Lehrstuhls für Biologische und Klinische Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie weiterer kooperierender Einrichtungen zur Verbesserung der Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen des Gesichtsnervs (Fachbegriff: "Nervus fazialis"). Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am UKJ, sagt: "In dieser Form ist die 2012 gestartete Kooperation einzigartig in Europa. Allein in Deutschland gibt es ca. 70.000 Patienten mit einer deutlich sichtbaren chronischen Gesichtsnervenlähmung, denen wir so umfassendere Diagnostik und Therapie anbieten können."

Schädigungen des Gesichtsnervs, die unter anderem durch Unfälle, Viren oder Tumore, aber auch als Nebenwirkung von Operationen am Kopf auftreten können, gehen in der Regel mit erheblichen Entstellungen und Funktionseinschränkungen der Gesichtsmuskulatur einher. Oft ist die Symmetrie des Gesichts entstellt, Patienten können Schwierigkeiten beim Sprechen und Essen haben oder unfähig sein, das Auge auf der gelähmten Seite und den Mund komplett zu schließen. Hinzu kommen Probleme, Emotionen auf der betroffenen Seite auszudrücken. "Die mit der Erkrankung einhergehende Entstellung des Gesichtsausdrucks führt oft zu depressiven Verstimmungen und zur Einschränkung der sozialen Kontakte und der Teilhabe am öffentlichen Leben", berichtet Dr. Gerd Fabian Volk, der in der Spezialsprechstunde für Elektromyographie des Kopf- und Halsbereiches bereits seit vielen Jahren diese Patienten unter anderem mit Botulinumtoxin behandelt.

Seit fast einem Jahr bietet das Zentrum ein neues Verfahren zur Behandlung peripherer Gesichtslähmungen ("Fazialisparese") an, das verschiedene Ansätze aus Physiotherapie, Psychologie und Verhaltensmedizin kombiniert. Mit Hilfe einer Vielzahl von Bewegungsübungen und der simultanen Aufzeichnung der elektrischen Aktivitäten der Gesichtsmuskeln und Rückmeldung dieser Aktivität an die Patienten (Neurofeedback), lernen die Patienten unter therapeutischer Anleitung, ihre gesamte Gesichtsmuskulatur neu und besser zu kontrollieren. Ergänzt werden diese Übungen durch tägliche Aufgaben, die auf Station absolviert werden. Das tägliche Training von drei bis vier Stunden erstreckt sich über zwei Wochen, wobei die Patienten in dieser Zeit stationär in der Klinik für Hals-, Nasen-, und Ohrenheilkunde aufgenommen werden.

Neben diesem intensiven Training erfolgt eine umfassende medizinische und psychologische Diagnostik des Gesichtsleidens durch ein hochspezialisiertes Team aus HNO-Ärzten, Neurologen und Psychologen. Eva Miltner, die als Physiotherapeutin das Training anleitet, ist über die bisherigen Ergebnisse erfreut: "Die ersten auf diese innovative Weise behandelten Patienten waren mit den erzielten Behandlungsergebnissen sehr zufrieden und zum Teil verwundert, dass selbst Jahre nach Beginn der Lähmung noch eine beträchtliche Verbesserung der Gesichtsmuskelaktivität und der Asymmetrie des Gesichts erzielt werden konnten."


Quelle: Universitätsklinikum Jena

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