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Das Iliotibiale Band Syndrom (ITBS) ist ein schmerzhafter Reizzustand des distalen Endes des Tractus iliobilialis. Häufig entsteht dieses Phänomen durch einen kurzfristigen Overload. Beispielsweise bei drastischer Steigerung des Belastungsvolumens. Entsprechend der bisher bekannten Pathogenese ist das ITBS als Tendinitis oder Tendopathie zu klassifizieren.
Ursachen und Risikofaktoren
Im Volksmund wird das ITBS als Läuferknie bezeichnet. Dies beruht darauf, dass 68 Prozent der betroffenen Personen LaufsportlerInnen sind. Aber auch RadfahrerInnen (18,4 Prozent) sind nicht selten betroffenen (Quelle). Andere repetitive Sportarten sind ebenfalls vertreten. Und dies sowohl im Breiten- als auch im Profisport.
Definiert als Überlastungsphänomen, ist somit die kurzfristige deutliche Steigerung der Belastung ein starker Risikofaktor. Vor allem repetitive Bewegungsabläufe wie das Laufen treiben die Entstehung voran. Auch die Änderung des Streckenprofils kann ein beitragender Faktor sein.
Die wissenschaftliche Datenlage zu Fehlstellungen, Laufstil oder „verkürzten Muskeln“ ist sehr widersprüchlich. Entfernte Ursachen wie beispielsweise die Wirbelsäule werden gerne von verschiedenen biomechanisch orientierten Konzepten postuliert. Hierfür gibt es bisher, wie bei anderen muskuloskelettalen Syndromen an Extremitäten auch, keine Belege. Daher sind diese Hypothesen eher gewagt.
Symptome
Die betroffenen Personen klagen über einen lokalen Schmerz. Dieser manifestiert sich zwischen dem Fibulaköpfchen und lateralen Kniegelenkspalt. Durch Belastung lässt sich der Schmerz reproduzieren.
Bei anhaltenden Beschwerden kommt häufig ein zusätzlicher ausstrahlender Schmerz hinzu.
Auch ein Schnappen oder Überspringen der Sehne ist möglich.
Befundung
In der Anamnese sollte zunächst nach dem Entstehungsprozess gefragt werden. Gab es Änderungen:
- 1. im Streckenprofil
Aber auch biopsychosozialen Änderungen im Alltags- und Berufsleben sollten gescreent werden (siehe unser Bericht vom 9.2.2021).2. der Distanz
3. der Laufgeschwindigkeit
4. der Trainingshäufigkeit
Die Bildgebung (bspw. MRT) dient einzig dem Ausschluss anderer Pathologien.
In der klinischen Untersuchung empfiehlt sich zunächst eine Prüfung der Druckdolenz. Beim ITBS sollte die Empfindlichkeit auf den Bereich zwischen lateralem Kniegelenkspalt und Fibulaköpfchen beschränkt sein. Ein Test auf die Reproduzierbarkeit durch exzentrische Belastung festigte die Hypothese. Weitere Verfahren zum sichern des ITBS sind der „Noble's Test“ und der „Rennes Test“.
Prognose
Das ITBS ist ein selbstlimitierendes Phänomen. Die deutliche Mehrheit der PatientInnen verbessert sich innerhalb von sechs bis acht Wochen selbstständig. Unter einem aktiven konservativen Ansatz ist die Prognose sehr positiv. Ein schwankender Verlauf ist üblich.
Eine chirurgische Versorgung mit Bandverlängerung oder Bursektomie ist nur äußerst selten notwendig. Die Literatur empfiehlt dieses Vorgehen ausschließlich bei Therapieresistenzen über mehr als sechs Monate.
Konservative Therapie
Zuerst ist ein gezieltes Belastungsmanagement empfohlen. Die multifaktorielle Ursache macht diesen Ansatz nicht einfacher. Daher sollten alle potenziellen Faktoren einbezogen werden. Direkt nach dem akuten Auftreten der Symptome empfiehlt sich eine Trainingspause von zwei bis drei Wochen. Im Anschluss sollte ein durchgeplantes, graduell steigendes Trainingsprogramm aufgebaut werden.
Passive Strategien haben bisher keinen signifikanten Nutzen aufzeigen können. Daher Ultraschall, Elektrotherapie oder manuelle Weichteiltechniken nicht empfohlen.
Durch die Festigkeit der faszialen Strukturen ist ein Stretching aus physiologischen Gründen unmöglich. Daher sind Dehnübungen oder Faszienrollen nicht indiziert.
Ein Mobilitäts- und Krafttraining der gesamten unteren Extremität stellte sich hingegen als hilfreich heraus.
Schmerzmanagement
Patienten sollte ein selbstwirksamer Ansatz zur Schmerzkontrolle angelernt werden. Dazu zählt vor allem die aktive Ruhe. Ein schmerzadaptierter Wechsel zwischen Bewegung und Ruhepausen. Sollte diese Strategie nicht ausreichen, sind Kühlen oder Wärmen eine gute neuromodulative Option.
Schmerzmittel sollten unter Anbetracht ihrer Nebenwirkungen als letztes Mittel gewählt werden.
Fazit
Den wichtigsten Behandlungsansatz beim ITBS stellt das Belastungsmanagement dar. Die angepasste Trainingsplanung benötigt ein breites Wissen. Daher sollte die Behandlung von betroffenen SportlerInnen durch TherapeutInnen mit großer Expertise erfolgen. Die allgemeine Prognose ist gut und sollte auch deutlich kommuniziert werden, nicht zuletzt um PatientInnen zu beruhigen.
Kurzes und leicht verständliches Video zum Thema von den Physiotutors:
Und wer sich noch intensiver mit diesen Themen auseinandersetzten möchte, kann einen Blick auf die Webseite des renommierten Sporttherapeuten Tom Goom – „The Running Physio“ werfen.
Martin Römhild / physio.de
LäuferknieTherapieTendopathieFaszienLeitfaden
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hgb schrieb:
... jedenfalls bei Menschen, die in festen Schuhen unterwegs sind. Weltweit aber dürfte das die Minderheit sein. mfg hgb
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Philipp Morlock schrieb:
Fusskoordination ist heutzutage vermutlich bei jedem unterentwickelt.
Wenn etwas z. B. wegen unterschiedlicher Tastfähigkeit schlecht meßbar und überprüfbar ist, kann man wiss. Tabellen schlecht erstellen. Reicht ein fehlendes Meßvermögen wirklich aus, eine logisch begündete manuelle Therapie in den Muskeln abzuwerten??
Der Mensch bleibt immer ein Ganzes und wir haben viele Möglichkeiten, in gestörte Abläufe einzugreifen! mfg hgb
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Daniel Bombien schrieb:
Welche Auswirkungen sollen manuelle Techniken auf eine derart massive Bandstruktur haben? Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass strukturelle Veränderungen mit bloßen Händen an Faszien möglich sind (Chaudhry et al. Journal of the American Osteopathic Association. Volume 108, Number 8, 379–90. Aug 2008.)
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hgb schrieb:
die Bandstruktur ist der Ort des Schmerzens, aber nicht des Geschehens! MM im Segment führt auch zu Änderungen und wenn es nur die Schmerzwahrnehmung ist. Die MM habe ich auch bewußt in den Muskeln genannt, sie führt zu Änderungen der Bandspannung.
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Geert Jeuring schrieb:
Hallo HGB, ich für mich sehe das auch nicht als Band an. Es stabilisiert nicht direkt gelenke sondern verbindet sämtliche Abduktoren mit der Seite des Femurs sowie das Tuberculum von Gerdy ähnlich wie es eine Patellasehne oder Achillessehne macht. Ich selber hatte vielleicht in 36 Jahre vier mal die Beschwerden, fast immer in der Marathonvorbereitung: starke Schmerzen nicht möglich weiter zu laufen und meistens nach Woche 1 wieder belastbar.
blushDanke ufg hgb
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hgb schrieb:
.. na dann bin ich wenigstens nicht ganz allein mit meiner Erfahrung Geert! >Ich kenne das beim Radeln nach ~50 km ohne E-Untertsützung.
blushDanke ufg hgb
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hgb schrieb:
Wenn Mobilitäts- und Krafttraining als erfolgreich für ein Band empfohlen werden, kann etwas nicht stimmen! Das gen. Training fördert zunächst die Muskeln. Jeder Anspannung folgt bekanntlich eine Entspannung. Ein Band wird durch Lastwechsel in seiner Elastizität und Festigkeit kondiniert. Das erfolgt sekundär beim Training, könnte aber auch durch lokalen Druck erfolgen. Trigger des vastus lat., der auch beim Laufen beansprucht wird, können in die Bandregion triggern, ein Triggerpunkt im fib. Collateralband ist beschrieben, Auslöser auch hier TrP's im v. lateralis - alles Kap. 14 Triggerpunkthandbuch, II. Band.
Wenn etwas z. B. wegen unterschiedlicher Tastfähigkeit schlecht meßbar und überprüfbar ist, kann man wiss. Tabellen schlecht erstellen. Reicht ein fehlendes Meßvermögen wirklich aus, eine logisch begündete manuelle Therapie in den Muskeln abzuwerten??
Der Mensch bleibt immer ein Ganzes und wir haben viele Möglichkeiten, in gestörte Abläufe einzugreifen! mfg hgb
Impulsspitzen sollten immer durch Muskulatur aufgefangen werden.
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hgb schrieb:
.. bei mir steht da auch nichts anderes! Wenn der Weg über die Muskeln geht, kann MM schon etwas zusätzlich erreichen! mfg hgbblush
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Philipp Morlock schrieb:
Selbstverständlich hat Muskelaufbau zur Folge, das manche passiven Strukturen entlastet werden.
Impulsspitzen sollten immer durch Muskulatur aufgefangen werden.
1. Insertionstendopathie am Tuberculum Gerdyi
2. Friktionssyndrom am Epicondylus femoris lateralis (die Franzosen nennen es "Scheibenwischersyndrom"
Dass sind zwei verschiedene Befunde ...
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Geert Jeuring schrieb:
Hallo Volker, wo siehst du die diagnostische Unterschiede?
Ich möchte jetzt nicht schulmeisterlich sein. Deswegen gebe ich Dir gerne, wenn Du möchtest oder Dir nicht sicher bist, Auskunft über die Lokalisation
Grüße von Volker
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volker991 schrieb:
@Geert Jeuring von der Anamnese kann beides möglich sein, den Unterschied findest Du, wenn Du palpierst.
Ich möchte jetzt nicht schulmeisterlich sein. Deswegen gebe ich Dir gerne, wenn Du möchtest oder Dir nicht sicher bist, Auskunft über die Lokalisation
Grüße von Volker
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Geert Jeuring schrieb:
Hallo Volker, da ich Jahre Palpation in Vivo unterrichtet habe, schaffe ich das glaube ich. Ich hätte jetzt mindestens was von dem Noble Test hören wollen.
ich habe aber deine Nachricht bekommen und finde meine empirischen Beobachtungen
bestätigt. Also: Insertionsschmerz am Tuberculum Gerdyi und Friktionssymndrom am Epicondylus ... Solche Befunde kommen in meiner Praxis nicht oft vor. Ich habe deshalb auf Grund meiner Ausbildung in Weichteilorthopädie nach Cyriax selbst ein wenig überlegt und geforscht.... Das ist nun schon einige Jahre her. In der Literatur habe ich damals über das ITBS auch nichts finden können....
War schön, darüber mal austauschen zu können
Gruß
Volker
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volker991 schrieb:
@Geert Jeuring den Test kenne ich leider nicht.
ich habe aber deine Nachricht bekommen und finde meine empirischen Beobachtungen
bestätigt. Also: Insertionsschmerz am Tuberculum Gerdyi und Friktionssymndrom am Epicondylus ... Solche Befunde kommen in meiner Praxis nicht oft vor. Ich habe deshalb auf Grund meiner Ausbildung in Weichteilorthopädie nach Cyriax selbst ein wenig überlegt und geforscht.... Das ist nun schon einige Jahre her. In der Literatur habe ich damals über das ITBS auch nichts finden können....
War schön, darüber mal austauschen zu können
Gruß
Volker
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Daniel Bombien schrieb:
Die Hypothese eines Friktionssyndroms ist umstritten. Vielmehr scheint eine Kompression der Strukturen der Fall zu sein, welche bei Überlastung zu einer Sensibilisierung eines Fettkörpers führen kann. Link
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volker991 schrieb:
Ich habe folgende Beobachtung (und Erfahrung) gemacht:
1. Insertionstendopathie am Tuberculum Gerdyi
2. Friktionssyndrom am Epicondylus femoris lateralis (die Franzosen nennen es "Scheibenwischersyndrom"
Dass sind zwei verschiedene Befunde ...
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