Sozialpädiatrisches Zentrum
Institut für Neuro- und
Sozialpädiatrie Hamburg-Ost
sucht ab sofort
eine/n Ergotherapeuten/in
in Teilzeit / Vollzeit
.
Wir bieten Ihnen:
• Ein Aufgabenfeld, das sowohl
Therapien als auch diagnostische
Verfahren umfasst, aber auch den
Einsatz individueller
Qualifikationen und Schwerpunkte
ermöglicht
• Einen Arbeitsplatz, der keine
Wünsche offenlässt, mit vielen
Möglichkeiten, im Team eine
Turnhalle, Tischlerwerkstatt,
Musik-Loft und einen therapeu...
Institut für Neuro- und
Sozialpädiatrie Hamburg-Ost
sucht ab sofort
eine/n Ergotherapeuten/in
in Teilzeit / Vollzeit
.
Wir bieten Ihnen:
• Ein Aufgabenfeld, das sowohl
Therapien als auch diagnostische
Verfahren umfasst, aber auch den
Einsatz individueller
Qualifikationen und Schwerpunkte
ermöglicht
• Einen Arbeitsplatz, der keine
Wünsche offenlässt, mit vielen
Möglichkeiten, im Team eine
Turnhalle, Tischlerwerkstatt,
Musik-Loft und einen therapeu...
Wie die meisten Menschen in der westlichen Welt hat Sven verinnerlicht, dass kranke Menschen „repariert“ werden müssen, um Probleme zu beseitigen. Was letzten Endes dazu führt, dass Sven sich nicht verantwortlich beziehungsweise in der Lage dazu fühlt, selber an seinem Zustand etwas zu ändern. Oder dass Ärzte und Therapeuten versuchen, durch Interventionen, wie Injektionen, Handgriffe oder Operationen die "Maschine Mensch" zu reparieren. Und damit mehr und mehr Menschen regelmäßig Gast im Gesundheitssystem werden, was nicht nur Geld kostet, sondern auch die Entstehung von chronischem Schmerz befeuert, sobald die Reparaturversuche scheitern.
Svens Therapeut arbeitet salutogenetisch, also gesundheitsorientiert, und weiß, dass immer auch eine Bedeutung hinter dem Schmerz steckt. Er dokumentiert seinen Befund nach ICF-Kriterien. Die International Classification Of Function, Disability and Health ermöglicht ihm, nicht nur die Körperebene zu betrachten, sondern integriert auch Svens Fähigkeiten zu Aktivität und Teilhabe sowie Kontext- und Umweltfaktoren, die Svens Schmerzen eventuell begünstigen. Die ICF-Kriterien ermöglichen dem Therapeuten eine biopsychosoziale Betrachtungsweise.
Sven ist überrascht, welche Fragen der Therapeut ihm in der Befundaufnahme stellt. Er ist wegen seines Knies gekommen und jetzt befragt der Therapeuten ihn zu seinem Alltag. Hobby, Beruf, häusliche Situation, Partnerschaft. Tatsächlich redet der Therapeut verhältnismäßig wenig. Er stellt offene Fragen: „Erzähl mir von deinem perfekten Tag, angenommen, dein Knie würde nicht weh tun.“ Sven beginnt zu reden. Und während er spricht, wird ihm zum ersten Mal klar, was sich in den letzten Wochen alles in seinem Leben geändert hat. Seitdem das Knie schmerzt, geht er nicht mehr zum Handballtraining. Zweimal die Woche Dampfablassen ist für ihn immens wichtig, zumal eigentlich alle seine Freunde in der Mannschaft sind und er den Austausch nach dem Training sehr vermisst. Er hat einen stressigen Job im Handwerk, beim dem er auch mal schwere Dinge Treppen rauf und runter tragen muss. Aktuell erledigt das sein Geselle für ihn. Als wäre das noch nicht genug, hängt in der Familie der Haussegen schief. Die junge Familie ist auf Svens Job angewiesen. Sven und seine Frau streiten in letzter Zeit öfter als sonst, weil sie sich Sorgen ums Geld machen. Was ist, wenn das Knie noch schlechter wird und Sven nicht mehr arbeiten kann?
Da Sven es nun geschafft hat, seine Situation zu evaluieren, fällt es ihm leichter Ziele, zu formulieren. Svens Therapeut formuliert den Status Quo sowie Svens Ziele im ICF-Schema. Dieses kann, ähnlich wie das ICD-10, codiert werden. Zwingend vorgesehen ist dies allerdings noch nicht. Um die Implementierung des ICF in die Praxis zu erleichtern und Therapeuten zu ermutigen, ICF-orientiert zu befunden und zu behandeln, verzichtet die Praxis auf die komplizierte Codierung:
Körperfunktion- und Strukturen
• Hier können ICD-10 Codes, und Ergebnisse struktureller Tests, also Beweglichkeit, Schubladentest etc. sowie Ergebnisse bildgebender Verfahren festgehalten werden.
- Ziele:
Aktivitätsebene• Kräftigung des Kniegelenks; Schmerzreduktion
• Beeinträchtigungen beim Sprinten, Springen und schnellen Richtungswechseln,
• Schmerzen beim Treppe gehen, steigend bei längerer Belastung.
• Beeinträchtigungen beim Stressmanagement.
- Ziele
Partizipationsebene• Erlernen von Fähigkeiten zum „Dampfablassen“, wenn kein Handball möglich ist;
• Erlernen von Prinzipien der Belastungssteuerung;
• Treppen mit dem 15kg Werkzeugkoffer mehrfach am Tag rauf- und runtergehen;
• Sprinten, Springen, schnelle Richtungswechsel.
• Kann nur eingeschränkt seinem Beruf nachgehen, Arbeitsplatz gefährdet,
• Kann kein Handball mehr spielen
- Ziele:
Kontextfaktoren• Wieder arbeiten (Gas-, Wasserinstallateur im Außendienst)
• Handball spielen.
Auch die Kontextfaktoren werden notiert. Sowohl positive, wie auch negative:
- • + Jung und sportlich
Umweltfaktoren• + Nichtraucher
• - Geldsorgen
• - wenig Schlaf durch Kleinkind
Zuletzt, bei Sven aber weniger entscheidend, sind die Umweltfaktoren ein Teil des ICF-Befundes:
- • Wohnt im vierten Stock ohne Aufzug
Die Verlagerung von Svens Fokus von seiner Krankheit auf seine Gesundheit sorgt für eine ganz neue Situation. Mit Hilfe seines Therapeuten kann er auf seine Ziele hinarbeiten. Der Schmerz rückt in den Hintergrund. Und spielt bestenfalls am Therapieende keine Rolle mehr.Fazit
TherapeutInnen in der Neurologie sollte das ICF eher geläufig sein, als Kolleg/innen in der muskuloskelettalen Therapie. Das Miteinbeziehen beispielsweise von Umweltfaktoren spielt bei Menschen mit Handicap eine erhebliche Rolle. Die Betrachtung einer Behinderung im ICF sorgt dafür, dass die Umwelt barrierefrei gestaltet wird und ermöglicht so verbesserte Aktivität und Teilhabe. Daher wurde das ICF nun auch im neuen Bundesteilhabegesetz verankert. Eine rein krankheitsorientierte Therapiestrategie würde bei Menschen mit dauerhaften körperlichen Beeinträchtigungen wenig Sinn ergeben.
Tatsächlich ist das ICF universell einsetzbar und ermöglicht die Betrachtung des Menschen im biopsychosozialen Kontext in sämtlichen Disziplinen.
Auch wenn es anfangs etwas müßig erscheint, ist die Umstellung auf ein salutogenetisches Therapiekonzept ein Gewinn für jede Praxis. Sie verändert den Fokus von Patienten und Therapeuten und bildet einen Kontrast zum Patientenerlebnis in anderen Institutionen des Gesundheitssystems. In einer nach dem ICF arbeitenden Praxis wird „Krankengymnastik“ zu „Gesundheitsgymnastik“.
Fundstelle für eine Liste mit ICF-Codierungen und einen ICF Praxisleitfaden
Daniel Bombien / physio.de
BegriffsklärungICFICDDiagnostikBehandlung
Gefällt mir
Wollen Sie diesen Beitrag wirklich melden?
Problem beschreiben
Michael Schiewack schrieb:
Herzlichen Dank für diesen gelungenen Artikel!
Gefällt mir
Der Artikel ist Klasse.
Gefällt mir
Wollen Sie diesen Beitrag wirklich melden?
Lystric schrieb:
Wenn man erstmal verstanden hat wie wichtig das ist dann setzt es sich auch durch. Ganz zu schweigen von der Pflicht zu dokumentieren. Eine nicht dokumentierte Behandlung gilt als nicht erbracht!
Der Artikel ist Klasse.
Wollen Sie diesen Beitrag wirklich melden?
Problem beschreiben
kvet schrieb:
Es wird doch kaum dokumentiert!
Mein Profilbild bearbeiten