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Coxarthrose
Radfahren für eine bessere Alltagsfähigkeit
Ein Vergleich der Effektivität und Effizienz zwischen Physiotherapie und Fahrradfahren – und warum das Ärzteblatt Unrecht hat.
10.11.2025 • 5 Kommentare
Lizenz: CC-BY •
Die Behandlung arthroseinduzierter Beschwerden verursacht jährlich Kosten in Höhe von über 16 Milliarden Euro. Davon entfällt der zweitgrößte Teil (4,5 Milliarden) auf die ambulante Versorgung (Quelle). Ein wesentlicher Faktor, der Schmerzen und Funktionseinschränkungen begünstigt, ist ein zu geringes Bewegungsverhalten. Die aktuellen Leitlinien empfehlen ein gezieltes aktivitätsorientiertes Training der gelenkumgebenden Muskeln und Edukation hin zu einem aktiveren Lebensstil.

Bereits seit Jahren ist bekannt, dass die Art der Intervention dabei nahezu irrelevant ist. Es bedarf nicht zwingend einer gezielten physiotherapeutischen (1 zu 1) Behandlung. Auch allgemeine Bewegungsprogramme wie Yoga, Pilates oder Nordic Walking fördern die gesundheitsbezogene Lebensqualität und reduzieren Beschwerden. Diese Erkenntnisse machen sich die etablierten Programme wie NEMEX (aus Großbritannien) oder GLA:D (aus Dänemark) seit Jahrzehnten zu Nutzen.

Ein britisches Forschungsteam aus Bournemouth betrachtete in einer umfangreichen randomisiert kontrollierten Studie die Effekte von Radfahren gegenüber Physiotherapie.

Methodik
Kurz vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie starteten die WissenschaftlerInnen ihre Studie. Durch die eintretenden Einschränkungen wurde die Erhebung pausiert und die ersten TeilnehmerInnen aus den Datensätzen gelöscht. Im Juni 2021 erfolgte der „Neustart“ und es konnten 202 Personen eingeschlossen werden.

Als primären Endpunkte wurde der Subscore für Alltagsaktivittäten (ADL) des „Hip Disability Osteoarthrosis Outcome Score“ (HOOS) festgelegt. Die weiteren Unterkategorien (Schmerz, Steifigkeit, sportliche Aktivitäten und Lebensqualität) sowie der 30-Sitz-zu-Stand-Test, Treppensteigen und der 40-Minuten Gehtest wurden als sekundäre Outcomes betrachtet.

Abschließend erstellten die ForscherInnen eine Kosten-Nutzen-Analyse der beiden Strategien und stellten diese gegenüber.

Die ProbandInnen
Die TeilnehmerInnen waren in beiden Gruppen hauptsächlich weiße Briten, Iren oder Schotten und im Durchschnitt 65 Jahre alt. Etwas mehr als die Hälfte waren Frauen. Es fanden sich leichte Unterschiede zwischen den Gruppen. So hatten in der Radfahrgruppe 42 Prozent der ProbandInnen einen akademischen Abschluss. In der Physiogruppe waren es „nur“ 37 Prozent. Ein ähnliches Bild zeichnete sich bei den Nebenerkrankungen ab. Neurologische und kardiovaskuläre Nebendiagnosen waren bei den PT-TeilnehmerInnen fünf beziehungsweise elf Prozent häufiger zu finden.

Im Bezug auf die primären und sekundären Endpunkte unterschieden sich die Gruppen leicht, aber nicht statistisch signifikant voneinander.

Interventionen
Die Kontrollgruppe (PT) konnte bis zu vier Termine bei PhysiotherapeutInnen wahrnehmen. Dies entspricht der üblichen Menge, die von dem britischen Gesundheitssystem übernommen wird.

Die Radfahrgruppe (Rad) erhielt wöchentlich eine, den Empfehlungen der britischen Arthroseleitlinie entsprechende, 30-minütige Gruppenschulung durch einen Physiotherapeuten. Diese zielte darauf ab, das Selbstmanagement zu fördern, die Motivation das Eigenübungsprogramm durchzuführen und ein hohes Level allgemeiner körperlicher Aktivität anzustreben. Darauf folgte jeweils ein halbstündiges Ergometertraining mit einem Fitnessinstruktor. Außerdem sendete man allen TeilnehmerInnen eine Aufzeichnung der jeweiligen Sitzung und Anleitungen für ein Hausübungsprogramm.

Das Übungsprogramm für zu Hause im Video:


Ergebnisse
Direkt nach Ende der Interventionsphase zeigte die Rad-Gruppe eine statistisch signifikante (aber nicht klinisch relevante) stärkere Verbesserung des HOOS-ADL als die PT-Gruppe. Dieser kleine Effekt ließ allerdings zum späteren Follow-up wieder nach, sodass keine Unterschiede mehr erkennbar waren. Das gleiche Bild zeichnete sich bei der Steifigkeit ab. Im Subscore zu sportlichen Aktivitäten erzielten die Rad-TeilnehmerInnen durchschnittlich sogar klinische relevante (mehr als 6 Punkte) Verbesserungen gegenüber der der PT-Gruppe. Wie bereits bei der ADL-Skala ließen all diese Effekte zum Abschlusstermin aber wieder nach.

Bei den anderen sekundären Endpunkten und dem Medikamentenkonsum konnten keine Unterschiede beobachtet werden.

Kosteneffizienz
Ein erheblicher Unterschied konnte hingegen bei den Ausgaben für die Interventionen beobachtet werden. Durch das Gruppensetting in der Rad-Gruppe waren die Kosten für den jeweiligen Besuch signifikant geringer. Außerdem sind FitnesstrainerInnen günstiger als PhysiotherapeutInnen. Dadurch konnten pro PatientIn 194,93 britische Pfund (225,48 Euro) gespart werden. Unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren (Nebenerkrankungen, Alter, …) lag der Unterschied allerdings bereits nur noch bei 77,75 Pfund (rund 90 Euro) zugunsten des Radfahrens.

Wurden hingegen die Gesamtkosten – und nicht nur die reine Intervention – betrachtet, so war das Ergometertraining sogar um 1.243,46 Pfund (etwa 1.440 Euro) pro PatientIn teurer als bei der physiotherapeutischen Versorgung.

Fazit
Wie bereits durch andere Gruppenkonzepte bekannt ist, ist die Art der Intervention im Bezug auf die Verbesserung der Symptome eher nachrangig. Wichtig ist letztlich die Steigerung des Bewegungsverhaltens. Und mit dieser Studie reiht sich das Fahrradfahren in die Riege der möglichen Aktivitäten mit ein.

Ein reißerischer Titel à la „Radfahren ersetzt Physiotherapie bei Coxarthrose“ wie ihn das deutsche Ärzteblatt verwendet, lässt sich hier allerdings nicht ableiten. Vor allem dann nicht, wenn man bedenkt, wie viel „mehr Intervention“ die Rad-Gruppe erhalten hat.

Martin Römhild B.Sc. / physio.de

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HüfteArthroseVergleichFahrradPhysiotherapieStudie


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hgb
Vor 4 Wochen
"reißerische Titel" sind genauso wenig nützlich wie summarische Diagnosen, die auf einem Rö-Bid fussen. Einzig wahr ist: Leben ist Bewegung! Und die sollte vielfältig sein. mfg hgbblush
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"reißerische Titel" sind genauso wenig nützlich wie summarische Diagnosen, die auf einem Rö-Bid fussen. Einzig wahr ist: [b]Leben ist Bewegung! [/b]Und die sollte vielfältig sein. mfg hgb[emoji]blush[/emoji]
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hgb schrieb:

"reißerische Titel" sind genauso wenig nützlich wie summarische Diagnosen, die auf einem Rö-Bid fussen. Einzig wahr ist: Leben ist Bewegung! Und die sollte vielfältig sein. mfg hgbblush

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Horatio72
Vor 4 Wochen
Prima. Da wird unser Dorforthopäde nun auch noch allen Hüft-Patienten empfehlen einfach Fahrrad zu fahren statt zum Physio zu gehen. Macht er seit Jahren schon so mit Schulterpatienten (Einfach mit ner Colaflasche pro Tag 5 min pendeln. Ist effektiver als Physiotherapie!)
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Prima. Da wird unser Dorforthopäde nun auch noch allen Hüft-Patienten empfehlen einfach Fahrrad zu fahren statt zum Physio zu gehen. Macht er seit Jahren schon so mit Schulterpatienten (Einfach mit ner Colaflasche pro Tag 5 min pendeln. Ist effektiver als Physiotherapie!)
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Finne
Vor 4 Wochen
Wenn sich die Physiotherapie bzw. die Therapeuten nicht entsprechend weiterentwickeln, braucht man sich nicht zu wundern. Die Behandlungen sind leider oftmals viel zu passiv, obwohl JEDE Studie zeigt, dass nur mit frühzeitiger und kontinuierlicher Aktivität eine langfristige Besserung zu erreichen ist.

Schuld sind imho aber eben auch die Orthopäden wenn die Diagnostik kaum über "ist verschlissen" oder "ist entzündet" hinaus gehen, ist es als PT schwer die Patienten entsprechend zu motivieren.
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Wenn sich die Physiotherapie bzw. die Therapeuten nicht entsprechend weiterentwickeln, braucht man sich nicht zu wundern. Die Behandlungen sind leider oftmals viel zu passiv, obwohl JEDE Studie zeigt, dass nur mit frühzeitiger und kontinuierlicher Aktivität eine langfristige Besserung zu erreichen ist. Schuld sind imho aber eben auch die Orthopäden wenn die Diagnostik kaum über "ist verschlissen" oder "ist entzündet" hinaus gehen, ist es als PT schwer die Patienten entsprechend zu motivieren.
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Finne schrieb:

Wenn sich die Physiotherapie bzw. die Therapeuten nicht entsprechend weiterentwickeln, braucht man sich nicht zu wundern. Die Behandlungen sind leider oftmals viel zu passiv, obwohl JEDE Studie zeigt, dass nur mit frühzeitiger und kontinuierlicher Aktivität eine langfristige Besserung zu erreichen ist.

Schuld sind imho aber eben auch die Orthopäden wenn die Diagnostik kaum über "ist verschlissen" oder "ist entzündet" hinaus gehen, ist es als PT schwer die Patienten entsprechend zu motivieren.

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stefomanski
Vor 3 Wochen
DA gibt es nix dazu zu sagen
Ist leider die bittere Realität
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DA gibt es nix dazu zu sagen Ist leider die bittere Realität
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stefomanski schrieb:

DA gibt es nix dazu zu sagen
Ist leider die bittere Realität

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Horatio72 schrieb:

Prima. Da wird unser Dorforthopäde nun auch noch allen Hüft-Patienten empfehlen einfach Fahrrad zu fahren statt zum Physio zu gehen. Macht er seit Jahren schon so mit Schulterpatienten (Einfach mit ner Colaflasche pro Tag 5 min pendeln. Ist effektiver als Physiotherapie!)

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mbone
Vor 4 Wochen
Diese umfangreich randomisiert kontrollierte Studie darf man guten Gewissens vollumfanglich in die Tonne treten
Schad ums Geld und traurig wenn man sich vorstellt dass medizinisch ausgebildete Menschen sowas als Verordnungsgrundlage heranziehen.
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• TOP-PRAXIS
• MikeL
Diese umfangreich randomisiert kontrollierte Studie darf man guten Gewissens vollumfanglich in die Tonne treten Schad ums Geld und traurig wenn man sich vorstellt dass medizinisch ausgebildete Menschen sowas als Verordnungsgrundlage heranziehen.
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mbone schrieb:

Diese umfangreich randomisiert kontrollierte Studie darf man guten Gewissens vollumfanglich in die Tonne treten
Schad ums Geld und traurig wenn man sich vorstellt dass medizinisch ausgebildete Menschen sowas als Verordnungsgrundlage heranziehen.



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