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Doch bereits wenige Jahre später hinterfragten sie diese Denke aufgrund ihrer Limitationen. So konnte beispielsweise das Phänomen des Phantomschmerzes bei Amputationen mit der Gate-Control-Theory nicht erklärt werden.
Doch trotz der Abkehr vom rein biomechanischen Modell des Schmerzes seit Anfang der 90er-Jahre hält sich dieses Denkmuster in der Bevölkerung hartnäckig. Dies zeigten Jenny Setchell und ihr Team im November 2017. Außerdem deckten sie auf, dass diese Überzeugung vor allem durch GesundheitsdienstleisterInnen und Medien befeuert wird.
Methodik
Die ForscherInnen befragten 130 AustralierInnen mit anhaltendem unterem Rückenschmerz. Diese waren durchschnittlich 43 Jahre alt und zu drei Vierteln weiblich. Mithilfe eines Online-Fragebogens sollten sie zwei Aspekte beantworten. Die erste Frage wurde in offener Form gestellt. Es gab also keine vorgegebenen Antwortmöglichkeiten. Die Befragten mussten einen selbst formulierten Text eingeben. Es gab keine Begrenzung der Wortanzahl. Die Frage lautete:
„Wie erklären Sie sich, dass Ihre Kreuzschmerzen anhalten oder wiederkehren?“
Darauf folgte eine typische halbgeschlossene Multiple-Choice-Frage. Das Ziel war die Klärung der Herkunft der Überzeugung aus Frage eins. Sie lautete:„Woher kommt dieses Verständnis?“
Die TeilnehmerInnen konnten eine oder mehrere der fünf folgenden Optionen wählen:- • Gesundheitsdienstleister,
Bei der Option ‚Sonstige‘ stand den Befragten ein kurzes Textfeld zur Verfügung, um diese näher zu erläutern.• Internet,
• Familie,
• Freunde oder
• Sonstige
Ergebnisse
Die Freitexte zur ersten Frage wurden kategorisiert. Es entstanden vier Hauptantworten:
- Der Körper ist wie eine Maschine und der Schmerz ist die Folge physischer Defekte.
- Der Rückenschmerz geht nicht mehr weg, denn wenn erst mal was kaputt ist, kann es nicht mehr repariert werden.
- Rückenschmerzen sind komplex. (Dies stellt die gegenteilige Überzeugung zu den Punkten eins und zwei dar.)
- Rückenschmerzen sind abnormal, katastrophal und sehr negativ. Sie müssen bekämpft werden.
Die meisten PatientInnen wählten Formulierungen, die der ersten, zweiten und vierten Kategorie (biomechanisch) entsprachen. Nur sehr wenige Personen waren von der Komplexität (Drittens) überzeugt.Die Quelle dieser zumeist biomechanischen Überzeugungen waren in 89 Prozent der Fälle die GesundheitsdienstleisterInnen. Ein Viertel gab das Internet als Herkunftsort an ihres Schmerzverständnisses an.
Fazit
Trotz jahrzehntealter Erkenntnisse zur Komplexität der Schmerzentstehung und -wahrnehmung scheint den KlinikerInnen dieses Wissen weitgehend zu fehlen. Dies führte zumindest bis 2017 zu einer Weitergabe von Fehlinformationen an Betroffene, was letztlich in einem erhöhten Chronifizierungsrisiko mündet. Wir befürchten leise, dass sich dies die letzten in Deutschland Jahre nicht grundlegend geändert hat.
Martin Römhild B.Sc. / physio.de
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SchmerzenStudiePsychologie
Trotz vollakademisierten australischen Physios noch ein solch hoher Wert...
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Lars van Ravenzwaaij schrieb:
@Halbtitan Woher nimmst du die Schlußfolgerung, dass es sich bei den "Gesundheitsdienstleister" um Physiotherapeuten handelt?
Ja. Das ist ein Punkt aber dennoch - die Australier haben viel mehr Gesundheitsdienstleistungsberufe akademisiert. Und trotzdem dieser vernichtende Wert.
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Halbtitan schrieb:
@Lars van Ravenzwaaij
Ja. Das ist ein Punkt aber dennoch - die Australier haben viel mehr Gesundheitsdienstleistungsberufe akademisiert. Und trotzdem dieser vernichtende Wert.
Deswegen stand damals ja auch Maitland so in "Konkurrenz" zu Kaltenborn, die ja viel stärker biomechanisch ausgerichtet waren.
Deswegen verblüffen mich auch immer wieder die Artikel hier in denen "völlig überraschend" Weisheiten und scheinbar neue Erkenntnisse zur Komplexität von Schmerzen etc. verbreitet werden.
Für alle die vor 30 Jahren ihre Maitland Ausbildung gemacht haben ist das eigentlich selbstverständliches Wissen und Grundlage des therapeutischen Denkens - mithin also ein alter Hut.
In diesem Fall ist es wirklich die vielzitierte Schulmedizin und deren Vertreter in allen denkbaren Sparten die sich hartnäckig diesem Kenntnisstand verweigern.
Im Gegensatz dazu hat sich allerdings leider auch ein Therapeutenpool entwickelt die in ihrem energieladenem, esoterischen Therapiesüppchen schwimmen und sich ebenso hartnäckig sträuben wissenschaftliche Erkenntnisse anzuerkennen, bzw. diese in ihr therapeutisches Denken zu integrieren.
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mbone schrieb:
Als Maitland MTler hat man schon in den 90er Jahren um die Komplexität von Schmerzen (ganz allgemein) und Rückenschmerzen (im Speziellen) gewußt und gelerhrt bekommen.
Deswegen stand damals ja auch Maitland so in "Konkurrenz" zu Kaltenborn, die ja viel stärker biomechanisch ausgerichtet waren.
Deswegen verblüffen mich auch immer wieder die Artikel hier in denen "völlig überraschend" Weisheiten und scheinbar neue Erkenntnisse zur Komplexität von Schmerzen etc. verbreitet werden.
Für alle die vor 30 Jahren ihre Maitland Ausbildung gemacht haben ist das eigentlich selbstverständliches Wissen und Grundlage des therapeutischen Denkens - mithin also ein alter Hut.
In diesem Fall ist es wirklich die vielzitierte Schulmedizin und deren Vertreter in allen denkbaren Sparten die sich hartnäckig diesem Kenntnisstand verweigern.
Im Gegensatz dazu hat sich allerdings leider auch ein Therapeutenpool entwickelt die in ihrem energieladenem, esoterischen Therapiesüppchen schwimmen und sich ebenso hartnäckig sträuben wissenschaftliche Erkenntnisse anzuerkennen, bzw. diese in ihr therapeutisches Denken zu integrieren.
Warum sollte das in Ländern mit akademische Fachberufe anders sein?
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Lars van Ravenzwaaij schrieb:
@Halbtitan Schau doch einfach mal wie hartnäckig sich veraltetes Wissen (egal welcher Branche) auch in Europa sowohl bei Laien als auch beim "Fachpersonal" hält. Brauchst ja nur mal den Apotheken-Rundschau als Beispiel nehmen.
Warum sollte das in Ländern mit akademische Fachberufe anders sein?
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Halbtitan schrieb:
Das ist natürlich doof für die Befürworter einer Vollakademisierung.
Trotz vollakademisierten australischen Physios noch ein solch hoher Wert...
Dennoch ist vollkommen unklar in welcher Gewichtung welcher Einflussfaktor ist. Zudem stelle ich die Hypothese dass dies nochmals von Patient zu Patient sehr verschieden ist.
Es scheint sehr empfängliche Patienten für nicht biomechanische Faktoren zu geben und weit weniger empfängliche.
Geklärt ist das alles noch längst nicht. Damit kann man auch weiterhin nicht sagen dass Biomechanische Modelle verkehrt liegen oder wie hoch ihr Anteil ist.
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helmingas schrieb:
Da gebe ich dir vollumfänglich recht. Nach meiner Auffassung spielt hier die Struktur des Verstandes der betroffenen Person eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Das ist doch Blödsinn, natürlich ist einem Manualtherapeuten bewusst dass es Multikausale Gründe für Schmerzen gibt.
Die Schlussfolgerung hier ist aber die Suggerierung dass Biomechanik scheinbar keinen grossen Einfluss hätte, weil Multikausal.
Auch wenn ich Multikausalität bei Schmerz anerkenne und übrigens schon 2003 so gelernt habe, gehe ich dennoch von einem Biomechanisch hohen Anteil bei vielen, nicht allen, Schmerzpatienten aus.
Es dürfen aber gerne reine Gesprächstherapien ohne jedwede Biomechanische Intervention, Aktiv oder Passiv, den reinen Anteil nicht Biomechanischer Einflüsse erforschen.
Ein Adduktor kann auch Hüftflexion, eben nur als Nebenfunktion....
Eine Gewichtung der Einflussfaktoren ist wichtig herauszudifferenzieren.
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Gert Winsa schrieb:
@helmingas Was mich an der Berichterstattung hier stört ist das fast schon reduzieren oder ausspielen von 2 Denkweisen: nicht Biomechaniker und Biomechaniker.
Das ist doch Blödsinn, natürlich ist einem Manualtherapeuten bewusst dass es Multikausale Gründe für Schmerzen gibt.
Die Schlussfolgerung hier ist aber die Suggerierung dass Biomechanik scheinbar keinen grossen Einfluss hätte, weil Multikausal.
Auch wenn ich Multikausalität bei Schmerz anerkenne und übrigens schon 2003 so gelernt habe, gehe ich dennoch von einem Biomechanisch hohen Anteil bei vielen, nicht allen, Schmerzpatienten aus.
Es dürfen aber gerne reine Gesprächstherapien ohne jedwede Biomechanische Intervention, Aktiv oder Passiv, den reinen Anteil nicht Biomechanischer Einflüsse erforschen.
Ein Adduktor kann auch Hüftflexion, eben nur als Nebenfunktion....
Eine Gewichtung der Einflussfaktoren ist wichtig herauszudifferenzieren.
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Problem beschreiben
Gert Winsa schrieb:
Ich Kenne kaum einen Therapeuten der nicht die Multikausalität von Schmerzen ablehnt.
Dennoch ist vollkommen unklar in welcher Gewichtung welcher Einflussfaktor ist. Zudem stelle ich die Hypothese dass dies nochmals von Patient zu Patient sehr verschieden ist.
Es scheint sehr empfängliche Patienten für nicht biomechanische Faktoren zu geben und weit weniger empfängliche.
Geklärt ist das alles noch längst nicht. Damit kann man auch weiterhin nicht sagen dass Biomechanische Modelle verkehrt liegen oder wie hoch ihr Anteil ist.
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