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Begrifflichkeit und Diagnostik
Die größte Änderung betrifft bereits die Nomenklatur. Bisher wurde die Bezeichnung „Idiopathisches Parkinson-Syndrom“ von den Fachgesellschaften bevorzugt, da die Ursache der Erkrankung in den meisten Fällen nicht nachgewiesen werden konnte. Die Parkinsonforschung hat diesbezüglich rasante Fortschritte gemacht und vor allem genetische Ursachen der Erkrankung entdeckt. Die AutorInnen gehen davon aus, dass der Begriff „idiopathisches Parkinson-Syndrom“ in Zukunft obsolet wird. Der Terminus Parkinson-Krankheit (PK) soll sowohl bei Vorliegen eines klinisch manifesten Parkinson-Syndroms verwendet werden, aber auch bei entsprechender Symptomkonstellation, die auf die künftige Entwicklung eines Parkinson-Syndroms hindeuten.
Zur Erinnerung: Das Parkinson-Syndrom wird definiert durch das Vorhandensein der Bradykinesie als Leitsymptom. Dazu leiden PatientInnen oft unter einem oder mehreren der Symptome:
- • Rigor,
Zur Diagnosestellung sollen in erster Linie die Diagnosekriterien der Movement Disorder Society von 2015 genutzt werden. Dies stellt eine Neuerung dar, da bisher die „UK Parkinson’s Disease Society Brain Bank-Kriterien“ üblich waren. Die auf 100 Seiten ausgeführten Erhebungen zur genetischen und bildgebenden Diagnostik, sowie zu möglichen Biomarkern ersparen wir Ihnen an dieser Stelle, da diese wahrscheinlich in der Praxis wenig Anwendung finden werden und die Physiotherapie nicht betreffen.• Tremor,
• Posturale Instabilität
Therapie
Wir fokussieren uns in diesem Artikel auf für die Physiotherapie relevante Therapieformen. Die Leitlinie beschreibt zudem sehr umfänglich Möglichkeiten der medikamentösen und invasiven Therapie, auf die wir ebenfalls nicht näher eingehen.
Kognitive Defizite
Aus 23 verwertbaren Studien ging hervor, dass Ausdauertraining einen positiven Effekt auf die Kognition von PatientInnen mit PK hat. Optimale Frequenz und Dauer des Trainings konnte aus den Studien nicht abgeleitet werden. Sie lag zwischen zwei- und sechsmal pro Woche. Die Leitlinie fordert:
Ausdauertraining soll bei Parkinson mit leichten kognitiven Störungen im aeroben Bereich durchgeführt werden: zwei bis dreimal 45 bis 60 Minuten pro Woche.
Motorische Einschränkungen
Die AutorInnen lasen zahlreiche Meta-Analysen und Übersichtsarbeiten und fassten die Datenlage zusammen: Dabei stellte sich heraus, dass komplexe Therapieformen einfachen Ansätzen in der Auswirkung auf motorische Einschränkungen überlegen sind. Effekte reinen Ausdauertrainings auf motorische Symptome konnten hingegen bisher nicht nachgewiesen werden. Die in Deutschland üblicherweise verwendeten Methoden wie Bobath, PNF oder Vojta werden in der gesamten Leitlinie nicht genannt.
Interessant für den Verordnungsbedarf von PatientInnen mit Parkinson-Krankheit ist vor allem eine Erkenntnis: „Eine physiotherapeutische Behandlung mit weniger als einer Therapieeinheit pro Woche ist nicht effektiv. Das konnte in mehreren randomisierten kontrollierten Studien nachgewiesen werden“.
Studien, die einen positiven Effekt zeigen, beinhalten ganze drei Stunden Aktivität in der Woche. Die Form der Bewegungstherapie kann sich dabei unterscheiden. Festgestellt wurde eine etwa eine „Verbesserung
- • der Beinkraft durch Krafttraining,
Die als Physiotherapie bezeichneten Interventionen beinhalten laut der inkludierten Meta-Analyse Übungen zur Gang- und Gleichgewichtsverbesserung, Muskeltonus und Beweglichkeit, Entspannungstechniken sowie Beratung zur Nutzung von Hilfsmitteln und Anpassung des Umfelds.• der Motorik durch Wassergymnastik, Physiotherapie, Ausdauertraining und Exergaming (Computerspiele bei denen sich PatientInnen bewegen müssen),
• der Koordination und Rumpfkontrolle durch Physiotherapie und Wassergymnastik,
• des Gleichgewichts durch Tai-Chi, Kraft- und Ausdauertraining,
• der Gehfähigkeit durch Wassergymnastik, Physiotherapie, Ausdauertraining, Laufbandtraining und Bewegungstraining und
• bei der Zahl von Stürzen durch Bewegungstraining.“
Schlussfolgerungen für die Physiotherapie
Aus den Erkenntnissen resultieren folgende Empfehlungen der Leitlinie:
- PatientInnen mit der PK und Beeinträchtigung durch motorische Symptome im Alltag sollen Zugang zu einer physiotherapeutischen Behandlung erhalten.
- Die Physiotherapie soll auf die motorischen Defizite der PatientInnen ausgerichtet sein.
- Die Physiotherapie sollte mit komplexen Therapieansätzen erfolgen und an den Symptomen (gegebenenfalls mehreren, zum Beispiel Koordination und Kraft) ausgerichtet sein und an die Leistungsfähigkeit der PatientInnen angepasst werden.
- Die Physiotherapie sollte mindestens 3 h/Woche erfolgen. Wenn diese Intensität aus z.B. organisatorischen Gründen dauerhaft nicht gehalten werden kann und die PatientInnen hierzu in der Lage sind, kann ein Teil der Therapie als Eigentraining erfolgen.
FazitSpannend sind hier Widersprüche zwischen wissenschaftlichen Empfehlungen und praktischer Umsetzung. Positive Effekte von Krafttraining werden mehrfach in der Leitlinie erwähnt. Das Problem hierbei ist, dass im Heilmittelkatalog in der Diagnosegruppe ZN eine Verordnung für KGG nicht vorgesehen ist. Dieser müsste, abgesehen von der Sinnhaftigkeit bei weiteren neurologischen Diagnosen, alleine schon wegen der neuen Leitlinie angepasst werden.
Die gesamte Leitlinie finden Sie hier.
Daniel Bombien / physio.de
ParkinsonLeitlinieBobathVojta
Klar kann Tai Chi Training was bringen. Aber den Parkinson Patienten will ich mal sehen, der schnell genug ist um einem Kick ins Gesicht auszuweichen.
Da kann ich meinen Patienten auch gleich empfehlen zum nächsten Burschenschaftsverein zu gehen und sich mit scharfen Klingen die Haut vom Kopf säbeln zu lassen.
Man muss nicht jede chinesische Kulturpropaganda in Leitlinien übernehmen.
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kinzi schrieb:
Ich glaube, da verwechselt du was. Beim Tai Chi gibt es keine Kiks...Vielleicht du Karate?
Im Übrigen gilt das Gleiche für Yoga bei MS-Patienten. Auch hier verblüffend gute Resultaten.
Ich glaube, du solltest diesbezüglich ein wenig "Out-of-the-Box" denken.
Dazu nutzen wir bei diese Patienten auch das Reax Board und der Reax Run mit überdurchschnittlich gute Erfolge: Neuroreactive Training Equipment
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Lars van Ravenzwaaij schrieb:
@Halbtitan Tatsächlich bieten auch wir Tai Chi bei Parkinson-Patienten als Trainingsmethode an. Die Resultate sind verblüffend gut.
Im Übrigen gilt das Gleiche für Yoga bei MS-Patienten. Auch hier verblüffend gute Resultaten.
Ich glaube, du solltest diesbezüglich ein wenig "Out-of-the-Box" denken.
Dazu nutzen wir bei diese Patienten auch das Reax Board und der Reax Run mit überdurchschnittlich gute Erfolge: Neuroreactive Training Equipment
Tritte gibt es theoretisch auch, wobei die kämpferisch orientierten Trainingsgruppen sich hauptsächlich auf die ringerischen Elemente konzentrieren. Dazu werden auch Wettkämpfe veranstaltet.
Wer es dann so richtig ernst meint mit dem Tai Chi Chuan (oder Taijiquan), für den gehört auch das Hantieren mit scharfen Klingen dazu. Aber da sind wir schon ganz weit vom eigentlichen Thema entfernt.
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Mus Musculus schrieb:
Mit Tai Chi meint man hier die Übungsformen des Tai Chi Chuan, die in 100% der Studien zu dem Thema und in fast 100% der Übungsgruppen ausschließlich zum Einsatz kommen.
Tritte gibt es theoretisch auch, wobei die kämpferisch orientierten Trainingsgruppen sich hauptsächlich auf die ringerischen Elemente konzentrieren. Dazu werden auch Wettkämpfe veranstaltet.
Wer es dann so richtig ernst meint mit dem Tai Chi Chuan (oder Taijiquan), für den gehört auch das Hantieren mit scharfen Klingen dazu. Aber da sind wir schon ganz weit vom eigentlichen Thema entfernt.
man kann auch Tai Chi mit der BIG Therapie vergleichen?
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Ruhrpottvelosoph schrieb:
@Lars van Ravenzwaaij
man kann auch Tai Chi mit der BIG Therapie vergleichen?
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Lars van Ravenzwaaij schrieb:
@Ruhrpottvelosoph Was ist BIG-Therapie?
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Ruhrpottvelosoph schrieb:
@Lars van Ravenzwaaij Link
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Ruhrpottvelosoph schrieb:
weiß jetzt nicht, ob es in der Leitlinie jetzt zu lesen war, aber Ausdauersport ist für Parkinsonpatienten ebenfalls sehr hilfreich Wie sich Sport positiv bei Parkinson auswirkt
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Lars van Ravenzwaaij schrieb:
@Ruhrpottvelosoph Da muss ich mal unsere Parkinson-Spezialisten fragen. Ich bin "Orthopäde" *grins* und habe mit ZNS nicht viel am Hut. Der Vorteil eines großen Teams, dass jeder sich spezialisieren kann.
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Schippi schrieb:
Was hat denn TaiChi mit Ausweichen eines Kicks zu tun?Es sind langsame Bewegungsmuster!
hier findest du genauere Informationen zur LSVT BIG- Therapie.
Informationen für Patienten, Ärzte und Therapeuten
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A.A. schrieb:
@Lars van Ravenzwaaij
hier findest du genauere Informationen zur LSVT BIG- Therapie.
Informationen für Patienten, Ärzte und Therapeuten
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Problem beschreiben
Halbtitan schrieb:
Ja ich hab die Leitlinie auch gelesen und mal wieder den Kopf geschüttelt als ich Tai Chi las.
Klar kann Tai Chi Training was bringen. Aber den Parkinson Patienten will ich mal sehen, der schnell genug ist um einem Kick ins Gesicht auszuweichen.
Da kann ich meinen Patienten auch gleich empfehlen zum nächsten Burschenschaftsverein zu gehen und sich mit scharfen Klingen die Haut vom Kopf säbeln zu lassen.
Man muss nicht jede chinesische Kulturpropaganda in Leitlinien übernehmen.
Nach 25 Jahren Erfahrung mit Parkis kann ich nur sagen, ob primär oder sekundäres Syndrom, egal, jeder Betroffene hat doch seine eigene Ausprägung der Symptomatik. Wieso stülpt man da vermeintlich allgemein gültiges Therapievorgehen darüber?
Es sind mit die dankbarsten Patienten.
Ich sag nur Rotation, Rotation...
Alles was dreht an Bewegung wirkt Tonussenkend. Und hey, Taichi, gut, wenn nicht gerade freezing herrscht.
Ich lasse die Leute an meiner Kletterwand arbeiten. Nicht ein einziger hat das je abgelehnt, im Gegenteil, die haben da richtig Bock drauf, wennse mal geschnaggelt haben, was das mit Ihrem Körper macht, insbesondere am Gangbild. Ebenso überkreuzbewung der Arme im Gesichtsfeld ausm Kungfu. Die lachen sich manchmal nen Ast, wenn erstmalig die rechte Hand vor dem linken Auge auftaucht.
Und wenn ich nochmal IRGENDWO lese, das Ausdauersport hülfe, dann bricht mir das Wasser.
Ich grüße Euch von der Saar
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Geert Jeuring schrieb:
Naja, für Parkinson ist halt gut, was für alle unsere Patienten gut ist: Konditionstraining, Krafttraining, Koordinationstraining und ein bisschen Beweglichkeit. Würden aller unser Patienten das machen, sehe es dünn aus in der Physiotherapiepraxis. Ich sehe bei der Art des Trainings nicht so viel Unterschied, wichtig ist, dass ein Trainingsreiz ausreichend ist und kein Pille Pille, wie man hier in der Gegend so schön sagt. Ob BIG, oder eine Art von Crosstraining, oder Boxen, das alles kam in letzter Zeit vorbei als das "neu". Wichtig ist natürlich dass es den Patienten Spaß macht und wenn das Klettern ist: super!
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Problem beschreiben
helmingas schrieb:
Lange Rede, kurzer Sinn. Wem helfen 500 Seiten Leitlinien...
Nach 25 Jahren Erfahrung mit Parkis kann ich nur sagen, ob primär oder sekundäres Syndrom, egal, jeder Betroffene hat doch seine eigene Ausprägung der Symptomatik. Wieso stülpt man da vermeintlich allgemein gültiges Therapievorgehen darüber?
Es sind mit die dankbarsten Patienten.
Ich sag nur Rotation, Rotation...
Alles was dreht an Bewegung wirkt Tonussenkend. Und hey, Taichi, gut, wenn nicht gerade freezing herrscht.
Ich lasse die Leute an meiner Kletterwand arbeiten. Nicht ein einziger hat das je abgelehnt, im Gegenteil, die haben da richtig Bock drauf, wennse mal geschnaggelt haben, was das mit Ihrem Körper macht, insbesondere am Gangbild. Ebenso überkreuzbewung der Arme im Gesichtsfeld ausm Kungfu. Die lachen sich manchmal nen Ast, wenn erstmalig die rechte Hand vor dem linken Auge auftaucht.
Und wenn ich nochmal IRGENDWO lese, das Ausdauersport hülfe, dann bricht mir das Wasser.
Ich grüße Euch von der Saar
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