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Anteile an den Ausgaben insgesamt im 1. Halbjahr 2023
Lizenz: CC-BY •Ein zweiter Blick auf die aktuellen GKV-Halbjahreskennzahlen offenbart jedoch durchaus interessante Ansätze und Anlässe, etwas aufmerksamer hinzuschauen.
Wir haben dies erneut für Sie getan.
Zunächst die nüchternen Zahlen
Die gesetzlichen Krankenkassen haben im ersten Halbjahr 2023 ein Defizit von 627 Mio. Euro verbucht. Die Ausgaben sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,6 Prozent auf 151,8 Mrd. Euro gestiegen, 1,25 Mrd. Euro wurden an den Gesundheitsfond überwiesen. Währenddessen ist die GKV-Finanzreserve auf 9,7 Mrd. Euro gesunken.
Überschüsse haben dabei die Innungskrankenkassen (64 Mio. Euro) und die Landwirtschaftliche Krankenkasse (5 Mio. Euro) erwirtschaftet.
Defizite vermelden hingegen die Ortskrankenkassen (271 Mio. Euro), die Ersatzkassen (244 Mio. Euro), die Betriebskrankenkassen (111 Mio. Euro) und die Knappschaft (69 Mio. Euro).
Minus ist aber eigentlich Plus
Im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) hatte der Gesetzgeber beschlossen, dass die Kassen in diesem Jahr 2,5 Mrd. Euro in den Gesundheitsfond* abzuführen haben. Rechnet man die erste Rate von 1,25 Mrd. Euro heraus, haben die GKVen demnach einen Überschuss von 600 Mio. Euro erwirtschaftet.
Zu dem noch im letzten Jahr errechneten Schreckensdefizit von fast 30 Mrd. bis 2025 ist also noch ein wenig Spielraum. Aufgrund dieser Entwicklung stieg auch der Zusatzbeitragssatz nicht wie angekündigt um 1,6 Prozent. Durchschnittlich lag dieser im ersten Halbjahr bei konstanten 1,51 Prozent.
Einnahmen kräftig gestiegen
Dabei entwickelten sich die Einnahmen im ersten Halbjahr 2023 sehr positiv. 151,1 Mrd. Euro kamen ohne Zusatzbeiträge in die Kassen, das ist ein Plus von 5,9 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Diese äußerst positive Entwicklung kann durch höhere Lohnabschlüsse, weniger Kurzarbeit und die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns begründet werden. Außerdem ist die Zahl der gesetzlich Versicherten um 1,1 Mio. angestiegen. Kleine Anmerkung am Rande: Von den jetzt 74,3 Mio. Mitgliedern sind 16,1 Mio. beitragsfrei.
Ausgaben für Heilmittel steigen um 8,5 Prozent
Bei den Ausgaben für Heilmittel sind Nachholeffekte durch die Vergütungserhöhungen erkennbar. So lagen im ersten Halbjahr 2023 die Ausgaben bei 5,97 Mrd. Euro, im Vorjahreszeitraum waren es noch 5,5 Mrd. Euro – ein Plus von ca. 8,5 Prozent.
Die Gesamtausgaben für Leistungserstattungen stiegen um 4,9 Prozent. Die größten Sprünge machten dabei Schutzimpfungen mit einem Ausgabenplus von 17,8% (v.a. Gürtelrose/FSME), gefolgt von häuslicher Krankenpflege (+ 12 Prozent) und Vorsorge/Reha (+ 11,1 Prozent). Aber auch für Krankenhausbehandlungen wurden 7 Prozent mehr erstattet (jetzt 46,12 Mrd. Euro), begründet durch steigende Fallzahlen und höhere Pflegepersonalkosten). Arzneimittel hingeben schluckten nur 2,4% mehr als im Vorjahreszeitraum, ambulante ärztliche Leistungen sogar nur 1% (u.a. durch ausbleibende Einnahmen über Corona-Testungen).
Verwaltungskosten zu hoch und höher als Heilmittelausgaben
Gleichbleibend zu den Vorjahren: Die Netto-Verwaltungskosten der GKV liegen mit 6,3 Mrd. Euro weiterhin deutlich über den Heilmittelausgaben für die über 74 Mio. Mitglieder. Ohne Berücksichtigung höherer Altersrückstellungen einer einzelnen Krankenkasse in 2022 liegen die Ausgaben im Vergleichszeitraum 2023 um 4,1 Prozent höher. Das GKV-FinStG hatte den Anstieg der sächlichen Verwaltungskosten für 2023 allerdings auf drei Prozent begrenzt.
Kassen der Kassen voller als unbedingt nötig
Die Rücklagen der GKV-Finanzen liegen noch immer bei 9,7 Mrd. Euro, das ist das Doppelte der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestreserve. Das GKV-FinStGesetz hat die Höhe der GKV-Reserven auf 20 bis 50 Prozent einer GKV-Monatsausgabe begrenzt.
Die Prognosen für 2024 werden der Schätzerkreis und das Bundesministerium für Gesundheit spätestens am 1. November veröffentlichen und damit auch den durchschnittlichen aufgabendeckenden Zusatzbeitragssatz.
Umfangreiche Zahlen zum Halbjahresvergleich gibt es zum Stöbern hier auf den Seiten des GKV-Spitzenverbandes.
O.G. / physio.de
* Der Gesundheitsfonds füllt sich generell aus den Krankenversicherungsbeiträgen zu den GKVen sowie durch Beiträge von Rentenversicherung und sogenannten Direktzahlern wie beispielsweise der Bundesagentur für Arbeit und kommunalen Trägern. Aus diesem Fonds heraus bekommen die Krankenkassen wiederum die Gelder zugewiesen, die ihnen für die Versorgung ihrer Mitglieder errechnet wurden. Die 5,6 Mrd. Euro Defizit des 1. Halbjahres 2023 haben wenig Aussage, da die gegenüberstehenden Einnahmen unterjährigen Schwankungen unterliegen.
FinanzentwicklungGKV2023
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Dreizack schrieb:
Die Steigerungen bei den Heilmittelausgaben lassen sich auch unter anderem durch eine Ausweitung der Verordnungen zum Vorjahreszeitraum erklären. Aber das ist in einer älter werdenden Gesellschaft völlig normal.
Rechnet man diese heraus, ist kein Erholungseffekt gegenüber 2022 zu erkennen. Im Gegenteil, die Zahl der Behandlungen je 1000 Versicherte sinkt kontinuierlich.
Das ist nicht etwa auf Sparmaßnahmen zurückzuführen, sondern auf ein rückläufiges Therapieangebot. Wir gewinnen Köpfe, verlieren aber Stunden.
Die kontinuierlich schneller steigenden Verwaltungsausgaben sollten eigentlich dazu führen, dass man die drohende Situation erkennt und daraus Schlüsse zieht. Tatsächlich bemüht man sich nur noch trickreicher, die Verwaltungskosten zu verschleiern.
Jetzt werden sogar Pensionsrückstellungen der Kassen separat ausgewiesen, die natürlich der Verwaltung zuzurechnen sind.
Das ist in der Therapie anders. PI müssen sich selbst versichern und deren Renten dürfen nicht aus dem Heilmitteltopf herausgerechnet werden.
Wieder einmal eine im Detail besonders kreative Darstellung der GKV-Finanzen.
Zur Erinnerung: vor 6 Monaten wurde vor einem Defizit von 27 Mrd.€ gewarnt. Entweder war das Propaganda oder die Kassen haben für ihre ganzen Verwaltungsausgaben nur Mitarbeiter bekommen, die nicht rechnen können.
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Dreizack schrieb:
Die GKV-HIS hat für das erste Quartal ein Umsatzplus von 2,4% bei mehr Behandlungseinheiten von 1,5% ausgewiesen. Noch fehlt das zweite Quartal. Aber analog dazu bedeuten die 8,5% Mehrausgaben für das erste Halbjahr eben auch ein Verordnungsanstieg.
Friedrich Merz hat in einem eigenen Beitrag das GKV-HIS-Zahlenwerk untersucht und diverse Ungereimtheiten herausgearbeitet. Volker Brünger von TaL hat das 2017 bereits getan und die Kassen mussten mehrfach Korrekturen einräumen.
Dem GKV-HIS traue ich nur so weit, wie ich es werfen kann.
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Jens Uhlhorn schrieb:
@Dreizack Bei einer Honorarerhöhung von 8,49% und einem Ausgabenanstieg von gerundet 8,5% fällt es mir nicht so schwer, die Mengenausweitung zu berechnen. Sie ist exakt null, während wir in D mehr Einwohner haben und auch durch den demographischen Wandel noch die Nachfrage steigt.
Friedrich Merz hat in einem eigenen Beitrag das GKV-HIS-Zahlenwerk untersucht und diverse Ungereimtheiten herausgearbeitet. Volker Brünger von TaL hat das 2017 bereits getan und die Kassen mussten mehrfach Korrekturen einräumen.
Dem GKV-HIS traue ich nur so weit, wie ich es werfen kann.
( GKV-HIS erstes Quartal zum Vorjahreszeitraum)
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Dreizack schrieb:
@Jens Uhlhorn Heilmittel ist aber nicht nur Physiotherapie! Einfach mal über den Tellerrand gucken.
( GKV-HIS erstes Quartal zum Vorjahreszeitraum)
Wir einigen uns darauf, dass es einen Anstieg bei den VO gegeben hat, nur bei den Physios nicht, der mit weitem Abstand größten Berufsgruppe.
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Jens Uhlhorn schrieb:
Ja, kenne ich schon. Den Anstieg bei den Podos haut man in den Verhandlungen den Physios um die Ohren, wegen der „Gesamtausgaben“.
Wir einigen uns darauf, dass es einen Anstieg bei den VO gegeben hat, nur bei den Physios nicht, der mit weitem Abstand größten Berufsgruppe.
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Dreizack schrieb:
@Jens Uhlhorn Bei den Physios stagniert aber auch der Bruttoumsatz. Das passt wieder zu deiner Erfahrung, dass das Therapieangebot nicht steigt. Wahrscheinlich durch Effizienzsteigerung ( Taktung ) sogar mit weniger Therapeuten bzw. Therapiestunden.
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doreens schrieb:
@Dreizack vielleicht auch dank der trickreichen ,,Beratung‘‘ der Kassen, wie man das Budget schont: KG statt MT, Übungsbehandlung statt KG, 5x statt 6 x reichen vielleicht auch usw.
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Jens Uhlhorn schrieb:
Die Steigerungen bei den Heilmittelausgaben lassen sich nur durch die Honorarerhöhungen erklären.
Rechnet man diese heraus, ist kein Erholungseffekt gegenüber 2022 zu erkennen. Im Gegenteil, die Zahl der Behandlungen je 1000 Versicherte sinkt kontinuierlich.
Das ist nicht etwa auf Sparmaßnahmen zurückzuführen, sondern auf ein rückläufiges Therapieangebot. Wir gewinnen Köpfe, verlieren aber Stunden.
Die kontinuierlich schneller steigenden Verwaltungsausgaben sollten eigentlich dazu führen, dass man die drohende Situation erkennt und daraus Schlüsse zieht. Tatsächlich bemüht man sich nur noch trickreicher, die Verwaltungskosten zu verschleiern.
Jetzt werden sogar Pensionsrückstellungen der Kassen separat ausgewiesen, die natürlich der Verwaltung zuzurechnen sind.
Das ist in der Therapie anders. PI müssen sich selbst versichern und deren Renten dürfen nicht aus dem Heilmitteltopf herausgerechnet werden.
Wieder einmal eine im Detail besonders kreative Darstellung der GKV-Finanzen.
Zur Erinnerung: vor 6 Monaten wurde vor einem Defizit von 27 Mrd.€ gewarnt. Entweder war das Propaganda oder die Kassen haben für ihre ganzen Verwaltungsausgaben nur Mitarbeiter bekommen, die nicht rechnen können.
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LG Achilles2
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Achilles2 schrieb:
Das war auch mein erster Blick auf das Diagramm. Wo sind die Verwaltungskosten der GKV??? Ist schon sehr dreist, dies auf den Gesamtausgaben nicht darzustellen!!! Kann man die dazu zwingen, die tatsächlichen Kosten korrekt darzustellen? Die sind doch eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und da haben die Mitglieder schon ein Recht darauf, "ehrlich" informiert zu werden!
LG Achilles2
Hier der entsprechende Link:
Link
(Quelle: BMG)
LG logofox
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logofox schrieb:
@Achilles2 Da es sich bei dem Kreisdiagramm m.E. um eine Darstellung des BMG handelt, wäre der Ansprechpartner in dem Fall das BMG. Im Gegensatz zum Kreisdiagramm wurden die Nettoverwaltungskosten im Übrigen an anderer Stelle in einer Tabelle aufgeführt.
Hier der entsprechende Link:
Link
(Quelle: BMG)
LG logofox
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logofox schrieb:
Die tatsächlichen Heilmittelausgaben dürften im Übrigen unter 4% liegen, da die Zuzahlungen m.E. nicht herausgerechnet wurden. Genauso wenig wurden bei der Statistik die Verordnungen berücksichtigt, auf deren Verordnung die jeweilige Verordnungsmenge nicht komplett ausgeschöpft wurde. Auch die Absetzungen wurden hier m.E. nicht berücksichtigt. Im Übrigen: Die Netto-Verwaltungskosten fehlen im obigen Kreisdiagramm. Bestimmt wurde nur vergessen, diese aufzuführen. Tz tz tz...
Für die wahrscheinlich kein riesiger Unterschied, für die Praxen aber erheblich.
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Stefan Arnold schrieb:
Wenn man die Vergütung der Heilmittelerbringer um 25% erhöhen würde, käme auf die Gesamtkosten der Gkv für Heilmittel nur 1% drauf von 4 auf 5%.
Für die wahrscheinlich kein riesiger Unterschied, für die Praxen aber erheblich.
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Shia schrieb:
Mir fehlen die freiwilligen Zahlungen, wie Zahnreinigung/Osteopathie etc. die ja einige Kassen gut bezuschussen. Worin sind die aufgeführt? Oder sind das sonstige Leistungen?
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Wickie schrieb:
Wo genau steht jetzt der horrende Anteil der Kosten die die KK selber verursachen?
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