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Besonders schwierig wird es, wenn PatientInnen die deutsche Sprache nur schlecht sprechen, sie psychische Krankheiten haben oder sie aus anderen Gründen sozial und kommunikativ benachteiligt sind, z.B. durch Armut kombiniert mit niedrigem Bildungsstand. Betroffene wissen nach einem Arztbesuch oft nicht weiter, weil sie nicht alles verstanden haben oder die nächsten Schritte nicht kennen. Eine der unerwünschten Folgen: Die ratlosen Menschen gehen auch bei leichten Beschwerden direkt in die Notaufnahmen der Krankenhäuser. Das wiederum führt zu deren Überlastung.
Abhilfe sollen hier demnächst die im Koalitionsvertrag vereinbarten „Gesundheitskioske“ schaffen. Schon in vier Jahren, hieß es ursprünglich, solle es sie in ganz Deutschland geben – möglicherweise bis zu 1.000 insgesamt. Ein erstes Modellprojekt wurde im Hamburger Stadtteil Billstedt erprobt – in einem „sozial benachteiligten Stadtviertel“ (Bundesgesundheitsminister Lauterbach). Weitere Gesundheitskioske könnten folgen, wenn die Finanzierung jeweils geklärt ist. Die Einrichtungen sollen dabei explizit keine ärztlichen Leistungen ersetzen, sondern lediglich für zusätzliche Aufklärung sorgen. Statt ÄrztInnen beraten dort z.B. Hebammen oder Pflegekräfte. Sie erfüllen dabei eine Lotsen- und Übersetzerfunktion: Viele Beschäftigte am Gesundheitskiosk in Billstedt sprechen andere Sprachen wie Englisch, Türkisch, Arabisch oder Russisch.
Ziel ist, Menschen bei Versorgungsproblemen unkompliziert an die passenden (Fach-)ÄrztInnen weiter zu leiten. Auch ÄrztInnen sollen bei längeren Fragen oder Kommunikationsproblemen an die Gesundheitskioske verweisen können. Unnötige Krankenhaus- und Arztbesuche könnten damit vermieden, dringend nötige Behandlungen in die Wege geleitet werden, so die Hoffnung. Und die Wissenschaft sagt: Das funktioniert. Laut einer Studie des Hamburg Center for Health Economics (HCE) ging in Billstedt im Vergleich zu anderen Stadtvierteln die Zahl der vermeidbaren Krankenhausbesuche und -aufhalte um fast 19 Prozent zurück.
Dennoch gibt es auch Kritik, etwa aus den Reihen der CDU / CSU. Sie befürchten teure Doppelstrukturen und Streit um Kompetenzen. Denn natürlich kosten die Einrichtungen Geld. Zahlen sollen dafür die gesetzlichen (ca. 75 Prozent) und privaten Krankenkassen sowie die Kommunen (ca. 20 Prozent). Vor allem einige Krankenkassen aber zeigten sich davon zuletzt nicht begeistert.
Auch einige Ärzteverbände, darunter die Bundesärztekammer, üben Kritik. Das dafür nötige Geld könnte bei der ärztlichen Versorgung eingespart, ohnehin schon knappes Pflegepersonal aus der medizinischen Versorgung abgezogen werden. Mit den Gesundheitskiosken lässt sich zudem von den Betreibergesellschaften womöglich viel Geld verdienen. Was, wenn am Ende große Aktiengesellschaften dafür den Zuschlag bekämen, denen es eher um eine Gewinnausschüttung an ihre Shareholder geht als um die Gesundheit der Menschen? Bereits jetzt werden beispielsweise viele Medizinische Versorgungszentren von Unternehmen mit Gewinnabsichten betrieben – was Ärzteverbände schon länger kritisieren.
Wir dürfen gespannt darauf sein, wie es weiter geht. Eins ist jedenfalls klar: Will der Gesundheitsminister wirklich in den nächsten vier Jahren 1.000 Gesundheitskioske aufgebaut haben, muss er sich jetzt sehr beeilen.
Stephanie Hügler / Physio.de
BeratungGesundheitsozioökonomischer Status
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MfG :)
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Ingo Friedrich schrieb:
Personal ist knapp und teuer. Das wird durch die Erfindung vom Gesundheitskiosk natürlich anders. Der ist scheinbar umsonst und das benötigte Personal wird den Betreibern die Türen einrennen. In dieser Zeit hoffe ich, es hat mal jemand einen hellen Moment.
MfG :)
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Karajan schrieb:
Hm, ob das so klasse ist? Man könnte den Ärzten ja auch eine neue Abrechnungsposition wie z.B. ausführliche Befunderhebung und Beratung einräumen……Ebenso den daneben Berufsständen wie dem unseren. Man könnte auch mehr Pflegepersonal auf den einzelnen Stationen bezahlen……
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kvet schrieb:
Die 20% AG-Anteil sind zu wenig! mfg hgb
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hgb schrieb:
....es wird nur TV und Publikums wirksam eine neue Sau durch's Dorf getrieben. Fachkundiges Personal fehlt dann an anderer Stelle, siehe Pflegepersonal für die Kinderintensivstationen. Ohne Gegenpart wird im TV von Karlchen etwas erzählt, nichts ändert sich. Solange der Medizinbetrieb so unterfinanziert ist, laufen die MA davon und es engagieren sich nur Profis, die sich Ethik leisten können. Damit bekommt man keine Gehälter bezahlt oder die Familie satt!
Die 20% AG-Anteil sind zu wenig! mfg hgb
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hgb schrieb:
.. das Vorhaben wurde verkündet, die Kostenträger steigen aus dem Modell schon aus. Ob zuvor diese überhaupt zur generellen Einführung befragt wurden, scheint mir zumindest fraglich. K.L. ist nicht der Mann der Praxis! mfg hgbface_with_rolling_eyes
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Dolto schrieb:
Die Gesundheitskioske sind ein Teil des Vorhabens die stationäre Aufenthaltsdauer zu reduzieren.
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Horatio72 schrieb:
Mit ganz viel Sarkasmus könnte man zumindest in unsrer Gegend sagen, das wir den Orthopäden schon dadurch entlasten könnten wenn es im Supermarkt Ibu 800 Rezeptfrei zu kaufen gäbe. Bei Fast jeder Diagnose kommt erstmal: nehmen sie mal 2 Wochen Ibu 800 und dann warten wir mal ab! . Wenns nicht so traurig wäre.....
Gleichwohl ist die Grundidee der Kioske m.E. gar nicht so verkehrt, insbesondere, wenn Dinge wie Verbandswechsel, Injektionen und sonstige Standardverfahren die Arztpraxen und auch Kliniken entlasten. Das Ganze in Zusammenarbeit mit einer Teleberatung mit zuzuschaltenden Ärzten bei dringlichen Fragestellungen aus einer extra eingerichteten bundesweiten Zentrale rundet die Nummer ab.
Interessant wäre allerdings ein gesonderter Ausbildungszweig für diese Arbeiten, hierfür bedarf es vielleicht nicht eine 3jährige Ausbildung, sonst artet das Ganze in ein linke-Tasche-rechte-Tasche-Ding aus, das im knapp besetzten Gesundheitswesen in der Tat keiner brauchen kann.
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Dorsovolar schrieb:
Die Erkenntnis, dass die meisten Mitarbeiter in Billstedt fremde Sprachen beherrschen, um so die Überlastung der Kliniken zu reduzieren, zeigt letztlich einmal mehr auf, dass die Kernproblematik in ganz anderen Bereichen zu suchen ist, unbequem, aber realistisch. Dies ist kein Ausflug in AFD-Gefilde, sondern vielmehr das Aufzeigen einer katastrophal gemanagten Integrationspolitik, die sich nunmehr auch vermehrt ins Gesundheitswesen niederschlägt.
Gleichwohl ist die Grundidee der Kioske m.E. gar nicht so verkehrt, insbesondere, wenn Dinge wie Verbandswechsel, Injektionen und sonstige Standardverfahren die Arztpraxen und auch Kliniken entlasten. Das Ganze in Zusammenarbeit mit einer Teleberatung mit zuzuschaltenden Ärzten bei dringlichen Fragestellungen aus einer extra eingerichteten bundesweiten Zentrale rundet die Nummer ab.
Interessant wäre allerdings ein gesonderter Ausbildungszweig für diese Arbeiten, hierfür bedarf es vielleicht nicht eine 3jährige Ausbildung, sonst artet das Ganze in ein linke-Tasche-rechte-Tasche-Ding aus, das im knapp besetzten Gesundheitswesen in der Tat keiner brauchen kann.
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