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Im besten Fall erlangen Koma-Patienten wieder das Bewusstsein. Allerdings geht bei schwerwiegenden Beeinträchtigungen ein derart tiefes Koma in ein Wachkoma über, in dem der Patient zwar die Augen öffnet, es aber keine Hinweise für Kontaktfähigkeit oder Bewusstsein gibt. Dieser Zustand wird auch als apallisches Syndrom bezeichnet, weil man damit früher ausdrücken wollte, dass die das bewusste Denken prägende Hirnsubstanz irreversibel zerstört ist. Wie brüchig diese Definition war, lässt sich daran erkennen, dass dennoch bei einem Teil der Patienten nicht nur Reflexe, sondern auch reproduzierbare Verhaltensweisen erkennbar werden, die auf eine Art gezielte Antwort und damit auf eine Interaktion mit der Umgebung hindeuten. Daher spricht man in einem solchen Fall von dem Syndrom des minimalen Bewusstseins oder "minimal conscious state" (MCS). Eben diese Abgrenzung zwischen Wachkoma und MCS gelingt je nach Studie in 37 bis 43 Prozent der Fälle aber nicht richtig, wie Bender in seiner Analyse darstellt. "Diese Kranken werden zu Unrecht als Wachkoma-Patienten eingestuft, obwohl es eindeutige Hinweise auf erhaltenes Bewusstsein gibt", erklärt Bender. Eine solche Einordnung hat fatale Folgen: "Denn das bedeutet, dass die Patienten womöglich verfrüht nur noch palliativ behandelt werden. Sie erhalten nicht die Neurorehabilitation, also die Förderung und Ansprache, die sie benötigen, um weitere Fortschritte zu machen", befürchtet der Neurologe.
Die Unsicherheit bezieht sich sowohl auf die Methodik als auch auf den Zeitverlauf. Selbst moderne Bildgebungsverfahren zum Nachweis eines Hirnstoffwechsels oder einer Neuronentätigkeit wie die funktionelle Magnetresonanztomografie sind nicht zweifelsfrei in der Lage, die beiden Zustände voneinander abzugrenzen und auf Dauer eine Prognose abzugeben. Selbst eine auf die Zukunft gerichtete Validierung der Verfahren ist nicht möglich. Denn die Betroffenen haben keine Erinnerung an die Zeit ihres eingeschränkten Bewusstseins, deshalb lässt sich im Nachhinein nicht korrelieren, welche inneren Zustände und Empfindungen den Bildern oder Befunden entsprachen. "Außerdem können wir heute nicht mehr behaupten, wer längere Zeit im Wachkoma lag, könne nie mehr aufwachen. Das ist schlicht falsch", betont Bender. Früher galt, dass zwölf Monate nach einer unfallbedingten Hirnschädigung und drei Monate nach einem Sauerstoffmangel, etwa nach Herz-Kreislauf-Stillstand, für den Wachkoma-Patienten keine realistische Aussicht mehr bestehe, wieder das Bewusstsein zu erlangen. "Wichtigste Konsequenz ist für mich, diese Kranken regelmäßig erneut zu untersuchen, um positive Anzeichen nicht zu übersehen. Vor allem aber sollte man die Hinweise der Verwandten und Pflegekräfte ernst nehmen", fordert Bender. Denn diese sind ständig mit den Patienten zusammen, ihnen fällt am ehesten auf, wenn sich der Zustand ändert.
NUR / physio.de
WachkomaRehabilitationNeurologie
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