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„Es ist ein ungewöhnlicher Fall, aber er spricht für die gute Qualität der Versorgung“, sagt der Bundesvorsitzende der Deutschen Wachkoma Gesellschaft (DWG), Armin Nentwig. Die Behandlung setzte auf mehreren Ebenen an. Die Ärzte traten den schweren Spastiken und epileptischen Anfällen mit Medikamenten entgegen. Die Patientin bekam dabei ein krampflösendes Mittel direkt über das Rückenmark injiziert, um das bereits geschädigte Hirn nicht zu belasten. Die Mobilisation erfolgte unter anderem mit einem Exoskelett, bei dem gelähmte Menschen motorgesteuerte Bewegungen machen können. Regelmäßige Physiotherapie und eine Operation um Kontrakturen zu korrigieren waren ebenfalls Bestandteil der Behandlung.
Die richtige Dosierung der Anwendungen, die richtige Reihenfolge und Glück, so erläutert der Chefarzt Friedmann Müller das Erfolgsrezept der Vorgehensweise. „Wir haben nicht viel anderes gemacht als andere. Aber wir haben die Kombination aus antispastischen Medikamenten, Physiotherapie und Mobilisation optimiert. Und vielleicht war einfach die Zeit reif!“ Weiterhin bleibt die Frau, die aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kommt, schwer behindert und ist auf Pflege angewiesen. Aber sie kann innerhalb der Familie kommunizieren.
Ihr erstes Wort, das sie sprach, war der Name ihres Sohnes, der zum Zeitpunkt des damals erfolgten Verkehrsunfalls vier Jahre alt war. Die nun 60-jährige Frau lebt nun wieder in den Emiraten im Kreis ihrer Familie. Sehr zur Freude ihres Sohnes, der den Fall öffentlich machte: „Er wollte die Botschaft in die Welt tragen!“
Zwischen 1.500 und 5.000 Menschen in Deutschland sollen in einem wachkomatösen Zustand leben. Dabei ist es schwer, diesen zuverlässig zu diagnostizieren. Wachkoma ist definiert als ein „Syndrom reaktionsloser Wachheit“. Differentialdiagnostisch muss abgeklärt werden, ob es sich nicht um einen minimalen Bewusstseinszustand handelt, bei dem Patienten zaghafte Reaktionen auf ihre Umwelt zeigen und eventuell den Blick für kurze Zeit fokussieren können.
Die Schwierigkeit liegt darin, die einzelnen Bewusstseinszustände voneinander abzugrenzen. Wahrscheinlich sind 43 Prozent aller vermeintlichen Wachkomapatienten falsch diagnostiziert - so zumindest eine im Deutschen Ärzteblatt zitierten Übersichtsarbeit. Was genau in den Köpfen der Patienten vorgeht, kann nicht exakt interpretiert werden. Bleiben auf Aufforderung die Zehen bewegungslos, können in den Gehirnarealen trotzdem Aktivitäten stattfinden. Die Abstufungen ändern die Prognosen.
Viele Wachkoma-Wunder basieren vermutlich auf Fehldiagnosen. Trotzdem ist es sehr ungewöhnlich, dass nach 27 Jahren eine Patientin zu klarem Bewusstsein kommt. Die Frau aus den Emiraten kann wieder sprechen und mit einer Hand Bewegungen machen, ist aber weit entfernt davon, an ihr früheres Leben anzuknüpfen. Die dauerhafte Pflege und Behinderung ist ein häufiges Schicksal ehemaliger Wachkoma-Patienten. Wie es der Patientin selbst damit geht, ist nicht bekannt. Da der Verlauf oft schwer einzuschätzen ist und fast immer mindestens eine schwere Behinderung nach sich zieht, ist das Festhalten an der Versorgung unter Kritik. Der Bundesvorsitzende der DWG steht dem entgegen. Nentwig betont: „Der Mensch hat ein Recht auf Leben und Rehabilitation.“
Ul.Ma. / physio.de
Wachkoma
Adrian Owen: Zwischenwelten | Elementares Lesen
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Susulo schrieb:
Ein spannendes Buch zu diesem Thema:
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kvet schrieb:
Als ich die Überschrift gelesen habe, war der erste Gedanke, dass es sich um die Verbände handele!
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