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Im edlen Wettstreit mit dem antiken Orakel in Delphi pries die Bundeskanzlerin das koalitionsstrategisch zusammengeschusterte künftige Gesundheitssystem. Mit Blick auf ihre Kompromisspartner Beck und Stoiber beschwor sie den "Dreiklang" und rettete sich ein ums andere Mal in ihre Lieblingsformel: „Alles hängt mit allem zusammen“. Die staunenden Hauptstadtkorrespondenten ließ die Angela Merkel teilhaben am Mysterium des Reformwunders: "Wir müssen die Beiträge 2007 erhöhen und wollen gleichzeitig die Lohnnebenkosten senken". SPD-Chef Kurt Beck hat die Beschäftigung mit der Gesundheitspolitik zu ganz unerwartateten Erkenntnissen geführt. "Fortschritte kosten Geld", erläuterte der Ministerpräsident aus Rheinland-Pfalz. Treuherzig dann das Fazit der Kanzlerin: "Wir haben das bestmögliche abgeliefert und wir werden uns noch lange damit beschäftigen."
Auf 54 Seiten breiten die Koalitionäre ihre Vorstellungen aus. Für jeden ist etwas dabei. Auch den Heilmittelberufen ist, wie üblich gemeinsam mit den Hilfsmittelanbietern, ein kleines Kapitel gewidmet. Die vertraglichen Vereinbarungen müssten so umgestaltet werden, dass sie echten Preiswettbewerb ermöglichen, heißt es da. Nach der Pressekonferenz wollten wir vom zuständigen Experten im Bundesgesundheitsministerium wissen, was diese Vorgabe bedeuten könnte. Einzelvertragliche Regelungen zwischen Krankenkassen und Therapeuten seien nicht unbedingt vorgesehen, gab sich der Sprecher vorsichtig. Das Sozialgesetzbuch biete diese Möglichkeit aber heute schon. Vorstellbar seien nach oben gedeckelte Höchstbeträge. Wer mehr für seine Behandlungen verlangt, müsste die Patienten zusätzlich zur Kasse bitten. Andere könnten mit günstigeren Angeboten um Kundschaft buhlen. Noch ist nichts abschließend entschieden. Die jetzt getroffenen Vereinbarungen sind lediglich Absichtserklärungen. In den kommenden Monaten werden sie in Gesetzesform gegossen.
Mit ihren konsequenten Protesten schwimmen die Kassenärzte auf dem Weg zum Erfolg. Sie sind die Gewinner der Reform. Das bisher von Punktwerten bestimmte Honorarsystem wird durch eine Euro-Gebührenordnung abgelöst. Alle Krankenkassen müssen für die gleiche Leistung einen einheitlichen Preis bezahlen. Das Morbiditätsrisiko liegt in Zukunft bei den Kassen. Steigt die Morbidität der Versicherten, müssen die Krankenkassen mehr Honorar zur Verfügung stellen. Die Budgets fallen weg, stattdessen sollen Kosten- und Mengensteuerungen "durch entsprechende vertragliche Vereinbarungen im künftigen Vergütungssystem" geregelt werden. Zusatzpauschalen soll es bei besonderen Leistungs- Struktur- oder Qualitätsmerkmalen geben. Ärzte oder Ärztegruppen können mit einzelnen oder mehreren Krankenkassen Vereinbarungen treffen, die von den Kollektivvereinbarungen abweichen.
Eckpunkte und kein Ende – Lesen Sie morgen hier, was die Unions-SPD-Strategen sonst noch so alles einführen wollen.
Irgendwie vergessen haben die munteren Gesundheitsreformer den Bundesfinanzminister. Er weiß nicht, wo er die vorgesehenen Mittel für die steuerfinanzierte Kinderversicherung hernehmen soll, stellte Peer Steinbrück gestern fest. "Das Finanztableau haben wir noch nicht verabredet", sagte der Minister dem "Handelsblatt". Jedenfalls dürfe es keine Verschiebungen "zu Lasten anderer Sozialversicherungssysteme, wie zum Beispiel der Rente geben", erklärte Steinbrück.
Peter Appuhn
physio.de
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