News - Zwei Mitglieder treiben ihre Krankenkasse in den Ruin

Zwei Mitglieder treiben ihre Krankenkasse in den Ruin

Erste Kasse muss Zusatzbeitrag erheben. GKV-Spitzenverband fürchtet mehr.

21.08.2009 • 0 Kommentare

Acht Euro müssen die Versicherten der Gemeinsame Betriebskrankenkasse (GBK) nun jeden Monat zusätzlich bezahlen. Die BKK ist die erste Kasse die den seit geraumer Zeit befürchteten Zusatzbeitrag zum Gesundheitsfonds verlangt. Ein Sonderfall, versuchen Politiker und auch das Bundesversicherungsamt (BVA) zu beschwichtigen: Der Schritt war zu erwarten, die Kasse ist schon lange klamm.

Ganze zwei Mitglieder der GBK sollen schuld daran sein, dass die übrigen 30.000 Kunden nun regelmäßig einen zusätzlich Obolus entrichten müssen. Die Beiden sind Bluter und ihre selten verordneten Medikamente haben der Kasse bisher einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet. "Wir sind durch diese beiden Patienten zu einem Sanierungsfall geworden und hätten eigentlich schließen müssen", klagte GBK-Chef Helmut Wasserfuhr. Nur mit Finanzspritzen des nordrhein-westfälischen Landesverbands der Betriebskrankenkassen konnte der Kollaps der Kölner Krankenkasse verhindert werden. Jetzt fürchtet Helmut Wasserfuhr die anstehenden Impfkosten für die neue Grippe. Sie hätten letztlich auch die Entscheidung zur Beitragserhöhung befördert.

Langfristig kann die Kasse nur mit einem Partner überleben. Fusionsverhandlungen mit anderen Krankenkassen würden bereits geführt, berichtete Wasserfuhr gestern. Die Mehrheit der Versicherten, überwiegend Beschäftigte der Stadt Köln, der Kölner Verkehrsbetriebe und der Stadtsparkasse, scheint es gelassen zu nehmen. Es gebe "keine Schwemme von Kündigungen", sagte der Kassenvorsitzende. Der Zusatzbeitrag gibt den Versicherten ein Sonderkündigungsrecht.

Dies sollten sie auch wahrnehmen, betonte Renate Künast, die Bundestagsspitzenkandidatin der Grünen. "Ich rate allen Versicherten, die Krankenkasse zu wechseln, wenn diese Zusatzbeiträge erhebt", sagte sie dem "Hamburger Abendblatt".

BVA-Präsident Josef Hecken verweist darauf darauf, dass die kleine BKK schon früher für ihre hohen Beiträge bekannt war. 16,6 Prozent hätte der Beitragssatz vor Einführung des Gesundheitsfonds betragen. Selbst mit den zusätzlichen acht Euro stünden die GBK-Mitglieder heute besser da als 2008. Weitere Anträge auf Zusatzbeiträge gebe es nicht, erklärte der oberste Versicherungshüter. Im Gegenteil: Drei Krankenkassen mit zusammen 720.000 Mitglieder schütten ihrer Klientel Prämien aus.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sieht sich in seinem Kurs bestätigt. Es sei ein Zeichen dafür, dass der Gesundheitsfonds funktioniert, wenn nur "eine einzige kleine Krankenkasse" von der Möglichkeit von Zusatzbeiträgen Gebrauch macht, freut sich eine BMG-Sprecherin. Ihre Kollegin vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung fürchtet dagegen, die GBK werde nicht die letzte Kasse sein, die einen Zusatzbeitrag verlangen muss.

Peter Appuhn
physio.de

Bochum City und Herne

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