News - Zahlungsmoral Berliner Privatpatienten ist miserabel

Zahlungsmoral Berliner Privatpatienten ist miserabel

20 Prozent müssen gemahnt werden. Viele zahlen gar nicht. Beamtenbund kritisiert lange Bearbeitungszeiten der Beihilfestelle.

10.11.2004 • 0 Kommentare

Privatpatienten in Berlin schieben die Bezahlung ihrer Rechnungen zunehmend auf die lange Bank. Ärzte, Zahnärzte und Kliniken in der Hauptstadt beklagen die rapide gesunkene Zahlungsmoral. 20 Prozent der Patienten müssten gemahnt werden, berichtete die „Berliner Morgenpost“. Die Hälfte der an ihre Zahlungsverpflichtungen Erinnerten zahlt trotzdem nicht.

Zahnärzte treffen die Nachlässigkeiten besonders, Selbstbeteiligungen bei Zahnersatz kosten viel Geld. Außenstände von 50.000 Euro sind keine Seltenheit, beklagt die Kassenzahnärztliche Vereinigung. „Nicht toll“ findet die Landesärztekammer das Verhalten der Berliner Privatversicherten, klagen doch viele Ärzte, dass ein nicht unerheblicher Teil der Zahlungsunwilligen letztlich überhaupt nicht bezahlt. Selbstzahler müssen jetzt deshalb vermehrt damit rechnen, nur nach Vorlage des Personalausweises behandelt zu werden. Auch Kliniken laufen gewaltigen Summen hinterher. Allein der Universitätsklinik Charité fehlen 500.000 Euro aus offenen Privatrechnungen, 1999 waren es noch 70.000 Euro.

Besonders auffallend ist die weit verbreitete Zahlungsschludrigkeit von beihilfeberechtigten Beamten. Die säumigen Staatsdiener seien unschuldig, wies der Vorsitzende des Berliner Beamtenbundes die Kritik von Ärzten und Krankenhäusern zurück. Die Beihilfestelle würde zu langsam arbeiten. Auf bis zu zwölf Wochen sei die Bearbeitungszeit der Beihilfeanträge inzwischen gestiegen. 121 Mitarbeiter kümmern sich in Berlin um die Prüfung der Beamtenrechnungen. Selbst eine kürzliche Aufstockung des Personalbestandes der Beihilfestelle um weitere 15 Beschäftigte verkürzte das Verfahren nicht. Ein Sprecher des Innensenators sieht die Kompliziertheit des Beihilferechts, die Auswirkungen der Gesundheitsreform und widersprüchliche Anträge als Gründe für die schleppende Bearbeitung.

Der Beamtenbundschef verkennt allerdings geflissentlich, nicht die Beihilfestelle ist gegenüber Ärzten und anderen Leistungserbringern für die pünktliche Bezahlung von Rechnungen verantwortlich, der Patient ist es.

Peter Appuhn
physio.de

Köpenick

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