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Was bei Asterix im Jahr 50 vor Christus funktionierte, könnte heutzutage ein Problem darstellen, denn der Gallier musste keinen demografischen Wandel und damit eine Unterversorgung des gesamten gallischen Dorfes befürchten. Falls doch, hätte er wahrscheinlich dennoch die Arme über den Kopf geworfen und gerufen „Beim Teutates, die Götter werden’s schon richten“ – also im Grunde genommen ähnlich den aktuellen Verantwortlichen.
Worum geht es?
Bereits im Jahr 2012 (!) empfahl der deutsche Wissenschaftsrat eine Akademisierungsquote der Gesundheitsberufe von mindestens 20 Prozent, um den Herausforderungen im 21. Jahrhundert entgegenzuwirken. Dazu gehörten „gesellschaftliche und technische Entwicklungen, Fachkräfteengpässe beziehungsweise Fachkräftemangel, eine zunehmende Verlagerung stationärer diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen in den ambulanten Bereich sowie auch die Finanzierung von Versorgungsleistungen im ökonomischen Wettbewerb“.
Getan hat sich seitdem nicht viel, glaubt man der aktuellen Empfehlung des Wissenschaftsrates, die im Oktober 2023 veröffentlicht wurde. Sie beruft sich dabei auf die vom Wissenschaftsrat durchgeführte HQGplus-Studie: Positives vorweg: Immerhin stieg die Zahl der Bachelor-AbsolventInnen in den Therapieberufen zwischen den Jahren 2012 und 2019 um das 25-fache.
Allerdings ist dieser Wert angesichts der wenigen studierten TherapeutInnen in Deutschland der Rede wahrscheinlich nicht wert. Dazu kommt, dass die 2009 eingeführten Modellstudiengänge weiterhin Modellstudiengänge geblieben sind, bis diese dann im Jahr 2024 auslaufen werden (wir berichteten). Was danach kommt, steht in den Sternen. Primärqualifizierende Angebote existieren kaum, gelehrt wird vor allem an Fachhochschulen sowie Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW). An Universitäten spielen Therapieberufe kaum eine Rolle. Welcher angehende Therapeut sieht in so etwas ein attraktives Angebot für die Zukunft? Aktuell sind es nur 15,9 Prozent der jährlichen AbsolventInnen.
Die Gegner
Warum es nicht vorangeht im Professionalisierungsprozess, ist nicht die Schuld einzelner Institutionen. Die Liste der Verantwortlichen ist lang und geht über Präsidenten der Bundesärztekammer, die Angst vor „Knochen brechenden“ TherapeutInnen schüren, über Verbände, die sich nicht einig werden und trotz steigender Abiturientenzahlen einen vermehrten Fachkräftemangel befürchten, bis hin zur immer wiederkehrenden Hürde des Föderalismus und der simplen Aussage der Länder: „Wir zahlen das nicht“.
Dabei sind die Argumente gegen die Akademisierung häufig schon in ihrer Grundannahme verkehrt: Deutschland braucht akademisch ausgebildete TherapeutInnen nicht, damit diese nach wie vor acht Stunden täglich im 20-Minuten-Takt PatientInnen Übungen zeigen oder mit manualtherapeutischen Techniken Gelenke beweglich machen. Wäre dies der Fall, könnten wir so weitermachen wie bisher und uns sowohl den Aufwand als auch die Kosten einer Akademisierung sparen. Der Wissenschaftsrat betont:
"Angesichts der bereits bestehenden Versorgungsbedarfe und des anstehenden Versorgungswandels bedarf es dringend eines Innovationsschubs für die Entwicklung neuer Versorgungskonzepte und Lösungsansätze in der Praxis. Dazu gibt es bereits zahlreiche Impulse, die größtenteils in den Verbänden und in den Hochschulen entwickelt wurden.
und weiter
Forschung im Kontext des Versorgungswandels ist dabei nicht auf die Wissenschaftsbasierung (…) therapeutischer Interventionen beschränkt, sondern nimmt auch die Identifizierung von lebensphasischen Problemlagen, die Entwicklung neuer Handlungsfelder, die Anpassung von Berufsprofilen sowie die Verortung der Gesundheitsfachberufe im Gesundheitssystem in den Blick."
Dieses konzeptionelle Denken findet nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen, also in der Praxis, statt. Um mit immer weniger TherapeutInnen immer mehr von Behinderung betroffene Menschen zu versorgen, braucht es neue Denkansätze, welche in Studiengängen vermittelt werden sollten. Eine höhere Qualifikation könnte dazu auch zu mehr Berufsautonomie führen. Ein wichtiger Aspekt in der langfristigen Motivation von TherapeutInnen im Angesicht der vorhandenen Berufsflucht. Der Wissenschaftsrat empfiehlt, dass Strukturen geschaffen werden müssen, die diese Autonomie auch ermöglichen und Geleistetes auch monetär entsprechend honorieren.
Und jetzt?
Die Fakten liegen auf dem Tisch und der Wissenschaftsrat warnt, „dass es ein ‚Weiter so‘ nicht geben darf“. Eine halbgare Teilakademisierung ohne tiefgreifende strukturelle Änderungen ist zu wenig. Jetzt braucht es jemanden, der das offensichtlich Notwendige in die Tat umsetzt, und zwar auf allen genannten Ebenen. Wir können aber auch den Barden, der das Lied singt, das wir nicht hören wollen, fesseln, knebeln und an den Baum hängen. Vielleicht lösen wir die Probleme unserer Zeit ja doch mit ein bisschen Zaubertrank. Und hoffen, dass uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt.
Daniel Bombien / physio.de
AkademisierungStellungnahmeWissenschaftsrat
Schon jetzt kenne ich niemanden, der diese Arbeitsbedingungen akzeptieren kann.
Und das soll dann mit einem verbesserten Abschluss besser werden??
Wir müssen erst die Rahmenbedingungen ändern, damit wir Menschen dann auf die veränderten Rahmenbedingungen qualifizieren.
Ansosnsten qualifizieren wir Menschen für irgendetwas und schauen dann, was wir damit anfangen können.
Bei der derzeitigen Reformgeschwindigkeit dürfte ein sinnvolles Umfeld für akademisierte Therapeuten schon in 50 Jahren erreicht sein.
Wer glaubt, die Akademisierung würde zwingend zu höheren Honoraren führen, sollte sich die Situation in der Schweiz und in den Niederlanden anschauen.
Die Kassen haben schon jetzt verkündet, bessere Qualifikationen nicht finanziell flankieren zu wollen.
Ohne veränderte Rahmenbedingungen wird der Beruf zunehmend unattraktiv für Menschen unabhängig von deren Ausbildungsniveau.
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Physio-Team Hochzoll schrieb:
Genau so ist es!
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Jens Uhlhorn schrieb:
Ohne die Veränderung des gesamten Arbeitsumfeldes inkl. Honorierung und Heilmittelkatalog akademisieren wir die Menschen am derzeitigen Berufsbild vorbei.
Schon jetzt kenne ich niemanden, der diese Arbeitsbedingungen akzeptieren kann.
Und das soll dann mit einem verbesserten Abschluss besser werden??
Wir müssen erst die Rahmenbedingungen ändern, damit wir Menschen dann auf die veränderten Rahmenbedingungen qualifizieren.
Ansosnsten qualifizieren wir Menschen für irgendetwas und schauen dann, was wir damit anfangen können.
Bei der derzeitigen Reformgeschwindigkeit dürfte ein sinnvolles Umfeld für akademisierte Therapeuten schon in 50 Jahren erreicht sein.
Wer glaubt, die Akademisierung würde zwingend zu höheren Honoraren führen, sollte sich die Situation in der Schweiz und in den Niederlanden anschauen.
Die Kassen haben schon jetzt verkündet, bessere Qualifikationen nicht finanziell flankieren zu wollen.
Ohne veränderte Rahmenbedingungen wird der Beruf zunehmend unattraktiv für Menschen unabhängig von deren Ausbildungsniveau.
besseren Versorgung, besseren Strukturen führen und hin zur Akademisierung, ist auch auf dem Holzweg. Wozu denn? Der Anreiz ist ja weg.
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susiii schrieb:
umgekehrt aber auch: wer glaubt eine vorab höhere Vergütung würde zu einer qualitativ
besseren Versorgung, besseren Strukturen führen und hin zur Akademisierung, ist auch auf dem Holzweg. Wozu denn? Der Anreiz ist ja weg.
Da hilft nur eines: das eine tun und das andere nicht lassen. Zweigleisig fahren und nicht im erst- dann- Modus denken.
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Teilzeit-Leser schrieb:
@Jens Uhlhorn @susiii
Da hilft nur eines: das eine tun und das andere nicht lassen. Zweigleisig fahren und nicht im erst- dann- Modus denken.
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Das größte Potential für Akademische Physiotherapeuten sind nicht die derzeitigen oder zukünftigen Abiturienten sondern unsere derzeitigen Therapeuten!
Kostenlose Studienangebote für jeden derzeitigen Therapeuten mit Anrechnung von Vorleistungen.
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Halbtitan schrieb:
Exakt!
Das größte Potential für Akademische Physiotherapeuten sind nicht die derzeitigen oder zukünftigen Abiturienten sondern unsere derzeitigen Therapeuten!
Kostenlose Studienangebote für jeden derzeitigen Therapeuten mit Anrechnung von Vorleistungen.
Aufgepustetete Orgablöcke für was auch immer werden für meine Mitarbeiter und für mich nichts verbessern.
MfG :)
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Ingo Friedrich schrieb:
@Inche Meine Mitarbeiter haben mit Bürokratie rein gar nichts zu tun. Auch die Eingabe eines Rezeptes ineine Software, die Abrechnung über dieselbe, stellt keine wirkliche Bürokratie dar. Wir hatten jetzt seit der neuen HMR null Absetzungen, weil es einfacher und klarer wurde.
Aufgepustetete Orgablöcke für was auch immer werden für meine Mitarbeiter und für mich nichts verbessern.
MfG :)
Glück gehabt.
Uns hat die DAK nach knapp 4 Jahren die HB Pauschale in HBH gekürzt.
Behandelt wurde HB und nicht HBH.
Patient verstorben und nu bist du in der Beweisnot.
Wir haben lediglich willkürliche Kürzungen, super selten, dass wir hier etwas übersehen.
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Shia schrieb:
@Ingo Friedrich
Glück gehabt.
Uns hat die DAK nach knapp 4 Jahren die HB Pauschale in HBH gekürzt.
Behandelt wurde HB und nicht HBH.
Patient verstorben und nu bist du in der Beweisnot.
Wir haben lediglich willkürliche Kürzungen, super selten, dass wir hier etwas übersehen.
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Inche schrieb:
@Ingo Friedrich Für uns Aktuell schon Das Imstellen auf Selbstabrechnen wirdxentweder zum Dez oder Januar efolgen Noventi hat meine Kündigung heute bestätigt.Unser PC muss umgestellt werden.Ich arbeite neue Rezeptionskräfte ein u unsere Patienten schieben ständig alles um da eären 10 min Pro Pat auch mal zum fragen beantworten ganz sinvoll ,zb Lüften anziehen Toilettengänge u für mich als Pi auch mal ein Rezept einlessen u Prüfen Zuzahlung annehmen u Verbuchen.MLD u KG Termine flexibler tauschen da gleicher Zeittakt.Weniger Fliesband.Ganz wichtig in allen Praxen entsteht ein Gleicher Arbeitstakt somit kommt es darauf bei der Wahl der Stelle nicht mehr an.Wenn dann erstmal auch die Wertigkeit KMT u KG oder KG ZNS u MLD auch Preislich auf gleichem niveo ankommen.Dann kann mann damit beginnen umzustellen Zb Nur noch Physiotherapie in unterschiedlichen Zeitgrößen zu verordnen.Da das aber noch dauert.Muss man das nutzen was da ist.Studieren würde ich einen Mix Zb Bewegung u Ernährung den gibt es Heidelberg da müsste aber noch Medizinpädagogig u Medizinpshyschologie dazu und am liebsten online und kurz u knackig.Fortbildungspunkte dürfen natürlich nicht fehlen.Absetzungen häufen sich eher obwohl das Personal auf den Schulungen war u mir ist in der Endkontrolle auch was durchgerutscht ist .
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Inche schrieb:
Erstmal die Arbeitsbedingungen verbessern zb weniger Bürokratie und mehr Zeit zum Behandeln.Befundtermine.Mehr Arbeitsflexibilität zb 24 Std an 3 Tagen die man zb auf 4x6 std im 30er,45,60er Arbeitstag einteilen kann. Der Gliedert sich in Orga 10min u Beandlung 20min 35min 50 min. 20 Termin 2 Befund u 18 Beh in 6 Monaten.Termine 1-3 mal Wö oder 14 tägig.Ein Patient kommt zb 2x wö 30 min der andere 1x wö 45min wieder einer alle 14 Tage 60min.Beginn der Vo 1 Monat ab Ausstellungs Datum.Dazu Paralle Anerkante Kostenfreie Studiengänge auch online.
Denn das gallische Dorf wird keine Probleme bekommen da es ein Hoch-Lohn-Dorf ist.
Genauso wie Deutschland. Holen wir uns doch einfach akademische Physiotherapeuten aus dem Süd-Sudan, der Ostukraine, dem Gazastreifen, dem Kosovo, aus Berg-Karabach und nicht zu vergessen aus den ganzen kleinen Inselstaaten, die es bald nicht mehr geben wird.
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Halbtitan schrieb:
Der Asterix Vergleich hinkt.
Denn das gallische Dorf wird keine Probleme bekommen da es ein Hoch-Lohn-Dorf ist.
Genauso wie Deutschland. Holen wir uns doch einfach akademische Physiotherapeuten aus dem Süd-Sudan, der Ostukraine, dem Gazastreifen, dem Kosovo, aus Berg-Karabach und nicht zu vergessen aus den ganzen kleinen Inselstaaten, die es bald nicht mehr geben wird.
Da wir aber schon heute dringend eine andere Versorgung brauchen, als das ebenso personalintensive wie zertifikatsverblendete Nichts-Bewirken der letzten 40 Jahre, können wir uns eine Teilakademisierung unter Beibehaltung aller Denkfehler für 80 % der Neuausgebildeten Therapeuten schlicht nicht leisten.
Die Vollakademisierung ist mehr als überfällig und unumgänglich, wenn der Beruf in der Zukunft eine Chance haben soll. Wir sind schließlich keine Handwerker.
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Ich verwahre mich gegen das pauschale Degradieren aller langjährigen Therapeuten - ich wäre schon lange nicht mehr im Job (aktuell 39 Berufsjahre) wenn ich nichts Positives bewirkt hätte.
"Wir sind schließlich keine Handwerker."
Ganz schön abfällig gegen die vielen wertvollen Kollegen im Handwerk!
Auch in unserem Beruf reicht nicht das Hirn allein, ohne Hände und all die Softskills wie Einfühlungsvermögen, Empathie, Motivation... können wir kaum eine individuell zielgerichtete Behandlung anbieten.
Ich arbeite in einem großen Team gemischten Alters - studiert und Fachschulausbildung mit unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkten.
...zumindest bei uns gibt es zielgerichtet arbeitende Fachschulabsolventen und "Daddel- und Babbel-" Akademiker und umgekehrt.
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gabi66 schrieb:
"personalintensive wie zertifikatsverblendete Nichts-Bewirken der letzten 40 Jahre"
Ich verwahre mich gegen das pauschale Degradieren aller langjährigen Therapeuten - ich wäre schon lange nicht mehr im Job (aktuell 39 Berufsjahre) wenn ich nichts Positives bewirkt hätte.
"Wir sind schließlich keine Handwerker."
Ganz schön abfällig gegen die vielen wertvollen Kollegen im Handwerk!
Auch in unserem Beruf reicht nicht das Hirn allein, ohne Hände und all die Softskills wie Einfühlungsvermögen, Empathie, Motivation... können wir kaum eine individuell zielgerichtete Behandlung anbieten.
Ich arbeite in einem großen Team gemischten Alters - studiert und Fachschulausbildung mit unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkten.
...zumindest bei uns gibt es zielgerichtet arbeitende Fachschulabsolventen und "Daddel- und Babbel-" Akademiker und umgekehrt.
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J.Althoff schrieb:
Wichtig ist vor allem, dass man nicht den Fehler macht, das eine zu tun, und das andere nicht lassen zu wollen. Solange Physiotherapie in Deutschland kein grundständig akademisierter Beruf ist, werden tatsächliche Veränderungen in der Versorgung der Patienten nicht umgesetzt werden können.
Da wir aber schon heute dringend eine andere Versorgung brauchen, als das ebenso personalintensive wie zertifikatsverblendete Nichts-Bewirken der letzten 40 Jahre, können wir uns eine Teilakademisierung unter Beibehaltung aller Denkfehler für 80 % der Neuausgebildeten Therapeuten schlicht nicht leisten.
Die Vollakademisierung ist mehr als überfällig und unumgänglich, wenn der Beruf in der Zukunft eine Chance haben soll. Wir sind schließlich keine Handwerker.
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Halbtitan schrieb:
Sobald man 30 Jahre alt ist, den Beruf nicht nur als Nebenverdienst laufen lässt und fachlich was kann macht man sich halt selbstständig. :)
Der Teil mit dem "Quatsch" zur Akademisierung ist eher anekdotisch zu betrachten :-D.
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StefanReck schrieb:
Die Hälfte der Aussage unterschreibe ich sofort - Einzelpraxen mit SpezialistInnen werden überleben... aber ebenso Großpraxen mit dem richtigen Konzept. Keine Chance gebe ich den Praxen, die ohne klaren Kurs munter vor sich hin therapieren mit zwei oder drei Mitarbeitenden.
Der Teil mit dem "Quatsch" zur Akademisierung ist eher anekdotisch zu betrachten :-D.
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therapeutin schrieb:
ich habe schon vor Jahren geschrieben,dass der Markt sich zu 1 PersonenPraxen entwickeln wird und damals sagten alle nein nur noch die Großpraxen werden überleben,wie auch schon damals habe ich recht gehabtwink Ich halte diese ganze Akademisierung für Quatsch und werde weiterhin im 15min Takt mit meinen Manualtherapeutischen Techniken ordentlich Kohle verdienen...
Ungeachtet der vergleichsweise hohen Absolventenzahl der deutschen Gymnasien finden wir Fachpersonalmangel in nahezu allen Berufssparten vor. Somit ist fraglich, inwieweit eine Akademisierung tatsächlich zu einer Verbesserung der Situation auf dem Arbeitsmarkt führen soll.
Nehmen wir doch mal das Beispiel der Lehrerschaft: ob hier wohl eine Akademisierung hilft, die bereits jetzt 25.000 fehlenden Kräfte zu generieren? Ach ne, die haben ja schon studiert...
Dass ein Wissenschaftsrat zur Akademisierung rät, ist für mich mäßig überraschend, der örtliche Dackelzuchtverein wird keine Empfehlung zur Hühnerzucht aussprechen, insoweit sind solche Empfehlungen für mich nicht aussagekräftig.
Zusammenfassend sollten wir uns zum gegebenen Zeitpunkt deutlich mehr Gedanken über die Rahmenbedingungen machen. Eine Vergütungserhöhung würde mich als PI freuen, ist aber meiner Meinung nach gar nicht der Punkt. Besser wären beispielsweise eine Erweiterung des Heilmittelkataloges um die Vergütung von teuren aber sinnvollen apparativen Anwendungen wie den Gallileo, D-Wall, EMS, Vacumed oder alter G Laufbänder. Es kann auch nicht sein, dass wir Elektrotherapiegeräte für 10.000 Euro kaufen und bei der Anwendung gerade mal den Strom aus der Dose bezahlt kriegen. Unter Anwendung dieser Geräte wächst die Zufriedenheit der Therapeuten, gleichwohl finden wir eine höhere Qualität vor. Zum gegebenen Zeitpunkt müssen wir den Kram extrem teuer einkaufen und krampfhaft um die Refinanzierung im Selbstzahlersektor kämpfen, was eigentlich nicht unsere Aufgabe sein sollte.
Wegfallen sollte im Gegenzug dieser Zertifikatszirkus und schon haben wir deutlich mehr Attraktivität gewonnen.
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Der Dackelzuchtvergleich ist daneben und zeigt, dass du dich mit der Thematik eher nicht beschäftigt hast.
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Alessandro Waitzhofer schrieb:
Der Wissenschaftsrat ist ein Beratungsorgan und wird von der Regierung getragen. Er hat rein nichts davon alles akademisieren zu wollen. Er beruft sich auch selbst auf wissenschaftliches Vorgehen für seine Argumentation.
Der Dackelzuchtvergleich ist daneben und zeigt, dass du dich mit der Thematik eher nicht beschäftigt hast.
Dass ein Wissenschaftsrat sich auf wissenschaftliches Vorgehen beruft, ist eine Information, für die ich Dir sehr danke, lässt sie mich doch nicht dumm sterben.
Geh doch lieber auf meine konstruktiven Vorschläge ein, da ist natürlich ein Engpass in der Argumentation...
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Dorsovolar schrieb:
@Alessandro Waitzhofer Im Grunde freue ich mich über Aussagen wie diese, zeigen sie doch leider auf, dass es immer noch Teilnehmer dieser Gesprächsrunden gibt, die meinen, dass rein wissenschaftliche Vorgehensweisen ohne Interessen einhergehen. Du gehst wahrscheinlich davon aus, dass die Wirtschaftsweisen auch ohne jegliche politische Agenda funktionieren, genauso ein Herr Fratzscher, der im Grunde seine SPD-Zugehörigkeit auf der Stirn tätowiert hat.
Dass ein Wissenschaftsrat sich auf wissenschaftliches Vorgehen beruft, ist eine Information, für die ich Dir sehr danke, lässt sie mich doch nicht dumm sterben.
Geh doch lieber auf meine konstruktiven Vorschläge ein, da ist natürlich ein Engpass in der Argumentation...
Welche konstruktiven Vorschläge meinst du denn genau?
Ich finde hier wird halt viel vorbeigeredet an den Vorteilen der Akademisierung, z. B. hier:
"Forschung im Kontext des Versorgungswandels ist dabei nicht auf die Wissenschaftsbasierung (…) therapeutischer Interventionen beschränkt, sondern nimmt auch die Identifizierung von lebensphasischen Problemlagen, die Entwicklung neuer Handlungsfelder, die Anpassung von Berufsprofilen sowie die Verortung der Gesundheitsfachberufe im Gesundheitssystem in den Blick."
Es wird (im Paper vom Wissenschaftsrat) darüber gesprochen, wie Therapie neu gedacht werden kann. Wie weniger Physios mehr Leute versorgen können (ohne im 20Minuten-Takt Rücken schruppen) und kommentiert wird hauptsächlich darüber, dass uns dann noch mehr Leute fehlen.
Zum Niveau des Abiturs:
Kann ich nicht sicher bewerten. Ich meine es sollte eigentlich sogar fachlich anspruchsvoller geworden sein. Die "1er-Schwemme" ist auch Teil der heutigen Erziehung und der "Leistungsgesellschaft" geschuldet. Haupt- und Realschule werden abgewertet und mein Kind soll es mal besser haben (studieren).
Für dein Argument spricht das schlechtere Abschneiden bei Pisa. Vielleicht hast du mir noch eine Quelle?
Zum Handwerk:
Physiotherapie durchlebt (nicht nur in Deutschland) mehrere Epochen. Traktionsgeräte, Massage und physikalische Anwendungen, Keulen Schwingen, später FBL und Zeitalter von Hüter-Becker, zuletzt sehr geprägt von der manuellen Therapie. Es liegt erstmal nahe Physiotherapie als Handwerk zu sehen. Kann man streiten. Ich denke wir müssen uns emanzipieren und unsere Versorgung sollte nicht mehr hauptsächlich mit uns als "Körpermechaniker" gedacht werden. Das gibt auch größtenteils die Evidenz nicht her.
Zum Fachkräftemangel:
Wie oben beschrieben sollten wir (bös gesagt) nicht mehr im 20 Minuten Takt Rücken schruppen und Übungen zeigen. Wir haben nicht nur ein Quantitätsproblem, wir haben auch (und vielleicht sogar HAUPTSÄCHLICH) ein Verteilungs- und Qualitätsproblem.
Zu den Rahmenbedingungen:
Meine Rede. Sind wir uns einig. Sie müssen anders sein. Ich würde aber weiter gehen; wir müssen nicht den Heilmittelkatalog erweitern, sondern wir müssen ihn neu denken. Aber das ist doch genau das, was im Artikel beschrieben wurde. Die Akademisierung soll uns nicht nur helfen, die Evidenz näher an die Praxis zu bekommen, sondern auch Versorgung (SELBST) zu gestalten. Statt gestaltet zu werden.
Apparative Therapie:
Find ich super. Auch mehr Digitalisierung, Eigenmanagement, Screening, Objektivität in der Therapie und zuletzt auch apparative Therapie selbst. Alles was zur Effizienz beiträgt. Aber auch dabei muss überlegt werden, wie Versorgung zukünftig aussieht. Das können ja keine 5 Praxen pro Kleinstadt refinanziert bekommen.
Wissenschaftlichkeit, im Kontext der Physiotherapie, wird häufig falsch verstanden. Dieser Eindruck wird bei mir verstärkt durch Antwortbereiche in Socialmedia und im Web, aber auch in Gesprächen. Die Akademisierung ist ein überfälliger Schritt in Richtung Professionalisierung.
Um Pseudowissenschaftliche Behauptungen im Gesundheitssektor zu bekämpfen, um Physiotherapie Evidenzinnovatorin werden zu lassen, evidenzbasierte Praxis zu fördern und (das verstehen die wenigsten) Versorgung zu gestalten.
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Alessandro Waitzhofer schrieb:
Ich würde nicht abstreiten, dass dort auch Interessen eine Rolle spielen. Wissenschaftliche Vorgehensweisen sind jedoch in Ihrer Gültigkeit sehr hoch einzustufen. Ich finde den Vergleich mit reinen Interessenvertretergruppen wie deinem Beispiel trotzdem daneben, weil dazwischen Welten an Methodik stecken.
Welche konstruktiven Vorschläge meinst du denn genau?
Ich finde hier wird halt viel vorbeigeredet an den Vorteilen der Akademisierung, z. B. hier:
"Forschung im Kontext des Versorgungswandels ist dabei nicht auf die Wissenschaftsbasierung (…) therapeutischer Interventionen beschränkt, sondern nimmt auch die Identifizierung von lebensphasischen Problemlagen, die Entwicklung neuer Handlungsfelder, die Anpassung von Berufsprofilen sowie die Verortung der Gesundheitsfachberufe im Gesundheitssystem in den Blick."
Es wird (im Paper vom Wissenschaftsrat) darüber gesprochen, wie Therapie neu gedacht werden kann. Wie weniger Physios mehr Leute versorgen können (ohne im 20Minuten-Takt Rücken schruppen) und kommentiert wird hauptsächlich darüber, dass uns dann noch mehr Leute fehlen.
Zum Niveau des Abiturs:
Kann ich nicht sicher bewerten. Ich meine es sollte eigentlich sogar fachlich anspruchsvoller geworden sein. Die "1er-Schwemme" ist auch Teil der heutigen Erziehung und der "Leistungsgesellschaft" geschuldet. Haupt- und Realschule werden abgewertet und mein Kind soll es mal besser haben (studieren).
Für dein Argument spricht das schlechtere Abschneiden bei Pisa. Vielleicht hast du mir noch eine Quelle?
Zum Handwerk:
Physiotherapie durchlebt (nicht nur in Deutschland) mehrere Epochen. Traktionsgeräte, Massage und physikalische Anwendungen, Keulen Schwingen, später FBL und Zeitalter von Hüter-Becker, zuletzt sehr geprägt von der manuellen Therapie. Es liegt erstmal nahe Physiotherapie als Handwerk zu sehen. Kann man streiten. Ich denke wir müssen uns emanzipieren und unsere Versorgung sollte nicht mehr hauptsächlich mit uns als "Körpermechaniker" gedacht werden. Das gibt auch größtenteils die Evidenz nicht her.
Zum Fachkräftemangel:
Wie oben beschrieben sollten wir (bös gesagt) nicht mehr im 20 Minuten Takt Rücken schruppen und Übungen zeigen. Wir haben nicht nur ein Quantitätsproblem, wir haben auch (und vielleicht sogar HAUPTSÄCHLICH) ein Verteilungs- und Qualitätsproblem.
Zu den Rahmenbedingungen:
Meine Rede. Sind wir uns einig. Sie müssen anders sein. Ich würde aber weiter gehen; wir müssen nicht den Heilmittelkatalog erweitern, sondern wir müssen ihn neu denken. Aber das ist doch genau das, was im Artikel beschrieben wurde. Die Akademisierung soll uns nicht nur helfen, die Evidenz näher an die Praxis zu bekommen, sondern auch Versorgung (SELBST) zu gestalten. Statt gestaltet zu werden.
Apparative Therapie:
Find ich super. Auch mehr Digitalisierung, Eigenmanagement, Screening, Objektivität in der Therapie und zuletzt auch apparative Therapie selbst. Alles was zur Effizienz beiträgt. Aber auch dabei muss überlegt werden, wie Versorgung zukünftig aussieht. Das können ja keine 5 Praxen pro Kleinstadt refinanziert bekommen.
Wissenschaftlichkeit, im Kontext der Physiotherapie, wird häufig falsch verstanden. Dieser Eindruck wird bei mir verstärkt durch Antwortbereiche in Socialmedia und im Web, aber auch in Gesprächen. Die Akademisierung ist ein überfälliger Schritt in Richtung Professionalisierung.
Um Pseudowissenschaftliche Behauptungen im Gesundheitssektor zu bekämpfen, um Physiotherapie Evidenzinnovatorin werden zu lassen, evidenzbasierte Praxis zu fördern und (das verstehen die wenigsten) Versorgung zu gestalten.
Eine konkrete Studie bzgl. der Entwicklung des Niveaus beim Abitur kann ich Dir aus dem Stand nicht liefern, aber vielleicht ist dieser Link zu folgendem Artikel aufschlussreich: Immer mehr Abiturienten, immer mehr Spitzennoten – immer weniger Niveau: Deutschland im Akademisierungswahn | News4teachers...
Die Entwicklung weg von den Blue Workers hin zu den White Workers ist so oder so ein historisches Problem, mir scheint, dass Ausbildungen, die den Namen auch verdienen, zwecks gesellschaftlichen Statusdrucks in die Akademisierung vergewaltigt werden. Dies ist für die handwerklichen Berufe eine Katastrophe, wie wir gerade zu spüren bekommen.
Zum Handwerk:
Hier kann man in der Tat streiten und ich sehe hier auch einen Hauptpunkt für die Streitigkeiten darin. Ich sehe mich mittlerweile mehr als Kaufmann denn als Physiotherapeut, muss aber dennoch die Frage in den Raum stellen, wieso bei geriartrischen Behandlungen im Seniorenheim mit dem Ziel der Bewegungserhaltung zwingend ein akademischer Hintergrund benötigt wird. Auch sehe ich im Bereich der MTT eine hochwertige Ausbildung. Hier habe ich zusammen mit anderen PT und Sportwissenschaftlern die Ausbildung durchlaufen und wir mussten feststellen, dass wir in vielen Belangen den Sportwissenschaftlern massiv überlegen waren. (Dies ist natürlich nicht repräsentativ, zeigte mir aber auf, dass die Sorgen um die Qualität schon damals nicht zwangsläufig begründet waren).
Mir leuchtet auch nicht ein, wieso Studien, die beispielsweise in einem dualen System von den "Studierten" erforscht wurden, den Auszubildenden nicht innerhalb Ihres Lernplans zwecks Umsetzung im folgenden Berufsleben nähergebracht werden können.
Zum Fachkräftemangel/Rahmenbedingungen:
Hier sprach ich die zu verändernden Rahmenbedingungen an, ich sehe eher eine Attraktivitätssteigerung durch die genannten einzubringenden neuen apparativen und zu vergütenden Leistungen, die den Therapeuten ganz neue Möglichkeiten der beruflichen Selbstverwirklichung und gleichzeitig den Patienten ein fantastischen Mehrwert bieten. Man stelle sich vor, eine MTT, in der 3 Therapeuten 10 Patienten gleichzeitig betreuen können mit ganz individuell anzuwendenden Geräten. Zu der qualitativen Steigerung kommt ein Teamflow zustande, den man so in unserem Business so noch nicht kannte. Wir setzen auf solche Dinge im Rahmen unserer gegebenen Möglichkeiten was bei den MA zu einer deutlichen Zufriedenheitssteigerung führt.
Ich stelle für mich klar fest, dass es für ein Neudenken des Heilmittelkataloges keiner Akademisierung bedarf, nur starker Verbandsarbeit.
Die genannte Problematik der Versorgung sehe ich ähnlich. Ich sehe allerdings die demografische Entwicklung im Vordergrund und die damit einhergehenden Haus- und Heimbesuche. Hier bringt es nichts, wenn es viele Kleinpraxen gibt, die jeweils einen Therapeuten für 1-2 Behandlungen ins Heim schicken. Eine Praxis muss ein Heim betreuen, das ist effizient, bringt qualitative Vorteile durch enge Zusammenarbeit mit der Institution und vor allem: es spart Zeit.
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir massiv konsolidieren müssen um effektiver arbeiten zu können. Zu Deutsch: kleine Praxen müssen vom Markt genommen werden um überhaupt ansatzweise die benötigte Versorgung künftig leisten zu können.
Dies begründet sich in den wirtschaftlichen Möglichkeiten der großen Praxen, Investitionen tätigen zu können, die personalentlastende, zweifelsfrei kommen müssende, apparative Unterstützungen erlauben werden. Gleichzeitig ist die bereits genannte Versorgung der Hausbesuche nur zentral plan- und umsetzbar.
Abschließend möchte ich nochmals anmerken, dass die Art der Diskussionsführung mir oftmals nicht zusagt, da seitens der Akademisierungsbefürworter zuweilen der Eindruck vermittelt wird, die jetzige Physiotherapie sei eine fachliche Hobbyveranstaltung. Hierzu darf ich anmerken, dass wir sowohl deutsche als auch ausländische Physiotherapeuten mit akademischen Hintergrund beschäftigen, die in der Tat gut sind, aber eben NICHT besser als die "normalen" Therapeutenschaft. Insoweit erschließt sich mir zumindest noch nicht der Mehrwert der Akademisierung.
MfG
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Dorsovolar schrieb:
@Alessandro Waitzhofer Vorweg danke ich Dir für die überaus konstruktive Antwort, die in der Tat eine gute Diskussionsgrundlage darstellt, immer unter dem Gesichtspunkt, dass bei 2 Meinungen keine grundlegend falsch sein muss.
Eine konkrete Studie bzgl. der Entwicklung des Niveaus beim Abitur kann ich Dir aus dem Stand nicht liefern, aber vielleicht ist dieser Link zu folgendem Artikel aufschlussreich: Immer mehr Abiturienten, immer mehr Spitzennoten – immer weniger Niveau: Deutschland im Akademisierungswahn | News4teachers...
Die Entwicklung weg von den Blue Workers hin zu den White Workers ist so oder so ein historisches Problem, mir scheint, dass Ausbildungen, die den Namen auch verdienen, zwecks gesellschaftlichen Statusdrucks in die Akademisierung vergewaltigt werden. Dies ist für die handwerklichen Berufe eine Katastrophe, wie wir gerade zu spüren bekommen.
Zum Handwerk:
Hier kann man in der Tat streiten und ich sehe hier auch einen Hauptpunkt für die Streitigkeiten darin. Ich sehe mich mittlerweile mehr als Kaufmann denn als Physiotherapeut, muss aber dennoch die Frage in den Raum stellen, wieso bei geriartrischen Behandlungen im Seniorenheim mit dem Ziel der Bewegungserhaltung zwingend ein akademischer Hintergrund benötigt wird. Auch sehe ich im Bereich der MTT eine hochwertige Ausbildung. Hier habe ich zusammen mit anderen PT und Sportwissenschaftlern die Ausbildung durchlaufen und wir mussten feststellen, dass wir in vielen Belangen den Sportwissenschaftlern massiv überlegen waren. (Dies ist natürlich nicht repräsentativ, zeigte mir aber auf, dass die Sorgen um die Qualität schon damals nicht zwangsläufig begründet waren).
Mir leuchtet auch nicht ein, wieso Studien, die beispielsweise in einem dualen System von den "Studierten" erforscht wurden, den Auszubildenden nicht innerhalb Ihres Lernplans zwecks Umsetzung im folgenden Berufsleben nähergebracht werden können.
Zum Fachkräftemangel/Rahmenbedingungen:
Hier sprach ich die zu verändernden Rahmenbedingungen an, ich sehe eher eine Attraktivitätssteigerung durch die genannten einzubringenden neuen apparativen und zu vergütenden Leistungen, die den Therapeuten ganz neue Möglichkeiten der beruflichen Selbstverwirklichung und gleichzeitig den Patienten ein fantastischen Mehrwert bieten. Man stelle sich vor, eine MTT, in der 3 Therapeuten 10 Patienten gleichzeitig betreuen können mit ganz individuell anzuwendenden Geräten. Zu der qualitativen Steigerung kommt ein Teamflow zustande, den man so in unserem Business so noch nicht kannte. Wir setzen auf solche Dinge im Rahmen unserer gegebenen Möglichkeiten was bei den MA zu einer deutlichen Zufriedenheitssteigerung führt.
Ich stelle für mich klar fest, dass es für ein Neudenken des Heilmittelkataloges keiner Akademisierung bedarf, nur starker Verbandsarbeit.
Die genannte Problematik der Versorgung sehe ich ähnlich. Ich sehe allerdings die demografische Entwicklung im Vordergrund und die damit einhergehenden Haus- und Heimbesuche. Hier bringt es nichts, wenn es viele Kleinpraxen gibt, die jeweils einen Therapeuten für 1-2 Behandlungen ins Heim schicken. Eine Praxis muss ein Heim betreuen, das ist effizient, bringt qualitative Vorteile durch enge Zusammenarbeit mit der Institution und vor allem: es spart Zeit.
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir massiv konsolidieren müssen um effektiver arbeiten zu können. Zu Deutsch: kleine Praxen müssen vom Markt genommen werden um überhaupt ansatzweise die benötigte Versorgung künftig leisten zu können.
Dies begründet sich in den wirtschaftlichen Möglichkeiten der großen Praxen, Investitionen tätigen zu können, die personalentlastende, zweifelsfrei kommen müssende, apparative Unterstützungen erlauben werden. Gleichzeitig ist die bereits genannte Versorgung der Hausbesuche nur zentral plan- und umsetzbar.
Abschließend möchte ich nochmals anmerken, dass die Art der Diskussionsführung mir oftmals nicht zusagt, da seitens der Akademisierungsbefürworter zuweilen der Eindruck vermittelt wird, die jetzige Physiotherapie sei eine fachliche Hobbyveranstaltung. Hierzu darf ich anmerken, dass wir sowohl deutsche als auch ausländische Physiotherapeuten mit akademischen Hintergrund beschäftigen, die in der Tat gut sind, aber eben NICHT besser als die "normalen" Therapeutenschaft. Insoweit erschließt sich mir zumindest noch nicht der Mehrwert der Akademisierung.
MfG
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Dorsovolar schrieb:
Letztlich geht die Diskussion kolossal an der Frage vorbei, ob es nicht unerheblich ist, ob wir den Schritt zu Vollakademisierung durchlaufen oder nicht. Das Niveau des deutschen Abiturs sinkt seit Jahren drastisch, was durchaus ein Grund hierfür sein könnte, ist, dass die Universitäten gefüllt werden sollen um somit die akademischen Berufe künstlich zu füllen, was letztlich zu einem Qualitätsverlust führt, den wir ja bereits jetzt in vielen Branchen feststellen können, zugleich geht dieser Vorgang zu Lasten des Handwerks. Hier möchte ich übrigens J. Althoff widersprechen, ich sehe uns durchaus AUCH als Handwerker, aber das nur am Rande.
Ungeachtet der vergleichsweise hohen Absolventenzahl der deutschen Gymnasien finden wir Fachpersonalmangel in nahezu allen Berufssparten vor. Somit ist fraglich, inwieweit eine Akademisierung tatsächlich zu einer Verbesserung der Situation auf dem Arbeitsmarkt führen soll.
Nehmen wir doch mal das Beispiel der Lehrerschaft: ob hier wohl eine Akademisierung hilft, die bereits jetzt 25.000 fehlenden Kräfte zu generieren? Ach ne, die haben ja schon studiert...
Dass ein Wissenschaftsrat zur Akademisierung rät, ist für mich mäßig überraschend, der örtliche Dackelzuchtverein wird keine Empfehlung zur Hühnerzucht aussprechen, insoweit sind solche Empfehlungen für mich nicht aussagekräftig.
Zusammenfassend sollten wir uns zum gegebenen Zeitpunkt deutlich mehr Gedanken über die Rahmenbedingungen machen. Eine Vergütungserhöhung würde mich als PI freuen, ist aber meiner Meinung nach gar nicht der Punkt. Besser wären beispielsweise eine Erweiterung des Heilmittelkataloges um die Vergütung von teuren aber sinnvollen apparativen Anwendungen wie den Gallileo, D-Wall, EMS, Vacumed oder alter G Laufbänder. Es kann auch nicht sein, dass wir Elektrotherapiegeräte für 10.000 Euro kaufen und bei der Anwendung gerade mal den Strom aus der Dose bezahlt kriegen. Unter Anwendung dieser Geräte wächst die Zufriedenheit der Therapeuten, gleichwohl finden wir eine höhere Qualität vor. Zum gegebenen Zeitpunkt müssen wir den Kram extrem teuer einkaufen und krampfhaft um die Refinanzierung im Selbstzahlersektor kämpfen, was eigentlich nicht unsere Aufgabe sein sollte.
Wegfallen sollte im Gegenzug dieser Zertifikatszirkus und schon haben wir deutlich mehr Attraktivität gewonnen.
Die Widersprüchlichkeit in Wirtschaftlichkeit und Notwendigkeit ist das nächste Problem, denn Nationale Leitlinien empfehlen erstmal Medikamente und mehr Bewegung zum Beispiel beim Rückenschmerz, also dürfen Patienten streng genommen gar nicht ohne vorherigen Arztbesuch zur Physiotherapie, also ist auch kein Direktzugang möglich.
Der sektorale Heilpraktiker ist genauso wie der Heilpraktiker keine Kassenleistung, also müsste die physiotherapeutische Akademisierung eher als Medizinstudium im Rahmen der Physiotherapie aufgebaut werden, aber das wäre vermutlich ziemlich uninteressant.
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J.Althoff schrieb:
Sitz im G-BA hätten wir ja haben können. Wollten wir ja nicht.
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Gelabinchen schrieb:
Ich glaube nicht, dass sich durch eine Akademisierung die Berufsbedingungen der Physiotherapie verbessern lassen. Dazu müsste die Heilmittelbranche im GBA sitzen. Das Gesundheitswesen wurde damals von Ärzten und der GKV entwickelt, wir durften nur unter Anweisung tätig werden, so ist auch das gesamte SGB aufgebaut.
Die Widersprüchlichkeit in Wirtschaftlichkeit und Notwendigkeit ist das nächste Problem, denn Nationale Leitlinien empfehlen erstmal Medikamente und mehr Bewegung zum Beispiel beim Rückenschmerz, also dürfen Patienten streng genommen gar nicht ohne vorherigen Arztbesuch zur Physiotherapie, also ist auch kein Direktzugang möglich.
Der sektorale Heilpraktiker ist genauso wie der Heilpraktiker keine Kassenleistung, also müsste die physiotherapeutische Akademisierung eher als Medizinstudium im Rahmen der Physiotherapie aufgebaut werden, aber das wäre vermutlich ziemlich uninteressant.
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