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Die Beeinträchtigung der Gehfähigkeit kann sowohl durch Spastiken oder Paresen als auch durch Sensibilitäts- oder Gleichgewichtsstörungen hervorgerufen werden. Standardisierte Messmethoden hierfür sind derzeit die EDSS (Expanded Disability Status Scale) und die MSFC (Multiple Sclerosis Functional Composite). Die beiden Messmethoden zur Überprüfung der Gehfähigkeit determinieren allerdings ausschließlich die Gehstrecke und Gehgeschwindigkeit und sind daher, insbesondere bei beginnenden Beeinträchtigungen, wenig aussagekräftig.
Das MS-Zentrum in Dresden hat sich nunmehr zur Aufgabe gemacht, das Gangbild seiner Patienten genauer, nämlich multidimensional, unter die Lupe zu nehmen, um so in einer frühen Phase der Beeinträchtigung adäquate Therapieformen zu finden und anzubieten.
Der Fokus liegt bei der Multidimensionalen Ganganalyse auf folgenden Kompetenzen:
Gehgeschwindigkeit
Im Rahmen des T25FW-Tests soll der Patient eine Strecke von 25 Fuß (7,62 m) so schnell und zugleich so sicher wie möglich zurücklegen.
Gangqualität
Der Patient geht über eine Gehmatte, ausgestattet mit 16.000 Drucksensoren zur Beurteilung verschiedenster Gangparameter, wie etwa Körperschwerpunktverlagerung, Abrollverhalten des Fußes oder Schrittlänge.
Gleichgewicht
Zur Überprüfung der posturalen Stabilität wird der Romberg-Test mittels Bewegungssensoren objektiviert. So können sowohl Schwankungsbereich als auch Schwankungsfläche gemessen und veranschaulicht werden.
Ausdauer
Beim 2MWT (2 Minute Walk Test) wird die Strecke gemessen, die der Patient innerhalb der vorgegebenen zwei Minuten zurückgelegt hat.
Selbsteinschätzung
Im Rahmen des PRO (Patient-reported Outcome) wird mit Hilfe von drei Fragebögen die eigene Beurteilung der Gehfähigkeit überprüft.
Für diese Kompetenz werden genutzt:
- • der MSWS-12 (MS Walking Scale),
Die Vision des MS-Zentrums in Dresden ist neben der ambulanten, multidimensionalen Ganganalyse ein alltagsspezifisches Monitoring. Hierfür sollen die Patienten in ihrer häuslichen Umgebung Sensoren am Körper tragen, um so Schrittlänge, Geschwindigkeit und körperliche Aktivität auch im Alltag messbar machen zu können.• der FES-I (Falls Efficacy Scale International) Fragebogen zur Einschätzung des eigenen Sturzrisikos und
• für die Evaluierung des Zusammenhangs zwischen motorischen Aktivitäten und kognitiven Aufgaben der EMIQ (Early Mobility Impairment Quastionnaire)
Kommentar der Autorin
Die multidimensionale Ganganalyse ist sicherlich ein geeigneter, erster diagnostischer Ansatz, um Beeinträchtigungen der Gehfähigkeit messbar zu machen und therapeutische Maßnahmen bereits in einem frühen Stadium der Erkrankung spezifisch bei verschiedenen Funktionsstörungen einsetzen zu können. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass etwa mit der Druckmessmatte zwar das Abrollverhalten des Fußes analysiert werden kann, dass das jedoch noch keine fundierten Rückschlüsse auf die biomechanischen Vorgänge anderer Gelenke und Muskelfunktionen innerhalb des Gangzyklus zulässt.
Um einzelne Gangphasen genau analysieren und einen spezifischen Behandlungsplan erstellen zu können, könnte additiv eine Videoaufnahme des Patienten beim Gehen als Analysetool eingesetzt werden. Das würde sowohl dem Therapeuten als auch dem Patienten vor Augen führen, was wirklich schief geht.
Franziska Stelljes / physio.de
MSGanganalyse
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