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Stress- und Schmerzursachen verstehen

Anspruchsvolle Literatur über ein Schwerpunktthema in der Therapie.

09.04.2009 • 0 Kommentare

Ist der Schmerz ein wichtiges Warnsystem oder handelt es sich dabei um eine reine Funktionsstörung? Wann wird ein Schmerz chronisch und welche Ursachen hat er? Welche physiologischen Abläufe finden statt und welches sind die biopsychosozialen Komponenten?
Das Buch "Stress- und Schmerzursachen verstehen" setzt sich mit der Komplexität von Stress und Schmerz auseinander. Es beleuchtet die Zusammenhänge, zeigt ihren Einfluss auf Krankheiten und ihren Verlauf und weist Wege aus destruktiven Verhaltens- und Denkmustern. Prävention und Rehabilitation aus der Perspektive der Gesundheitspsychologie und –soziologie. Trotz der Komplexität der Thematik ist jedes Kapitel logisch strukturiert und flüssig, wenn auch manchmal etwas akademisch geschrieben und als Einstiegswerk zum Fach Gesundheitspsychologie und –soziologie gedacht. Nach jedem Kapitel sind Fragen angehängt, mit denen man sein Wissen überprüfen kann.

Besonders interessant für den Physiotherapeuten sind im Grundlagenkapitel die motivationalen Aspekte in der Therapie erkrankter Menschen sowie die Abhandlung über die psychische Belastung und Beanspruchung in Therapieberufen.
Ausführlich werden die Diagnoseverfahren bei Stress, als auch Stressforschung und gängige Modelle behandelt. Welche Auswirkungen hat Stress auf den Körper, chronischer Stress auf die Wundheilung, Psyche und Kognition? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen koronarer Herzerkrankung und sozialen Stressoren und wie sehen die Möglichkeiten der Stressbewältigung aus?

Schmerz, das älteste Phänomen der Menschheitsgeschichte und des Therapeuten täglich Brot. Warum bleibt der alte Ire eher hart gegenüber dem Schmerz, während der italienische Patient ein besonders demonstratives und auf Hilfe hin orientiertes Schmerzverhalten zeigt? Hoch interessant sind die Ausführungen über die kulturellen Hintergründe, Sinndeutungen, Verarbeitungen und Zusammenhänge bezüglich des Leidens im Allgemeinen.
Schmerzmodelle und -mechanismen werden vorgestellt. Wie "lernt" man Schmerz, wie kann man ihn "verlernen", bevor er sich chronisch psychisch und somatisch niederlässt – für jeden Therapeuten, der mit Schmerzpatienten zu tun hat, spannende Fragen und vor allem noch spannendere Antworten.

Dieses bemerkenswerte Buch schließt die oft frappierenden Wissenslücken von Therapeuten bezüglich sozialer und psychologischer Betrachtungs- und Herangehensweisen, entstanden durch eine meist stiefmütterliche Behandlung der einschlägigen Fächer in der Ausbildung. Wünschenswert wäre, wenn die Kapitel durch mehr übersichtliche Schautafeln und Bilder aufgelockert würden. Dann wäre es als Lernbuch einprägsamer und als Nachschlagewerk noch übersichtlicher.

Bibliographie:

Pia-Maria Wippert / Jürgen Beckmann

Stress- und Schmerzursachen verstehen
Gesundheitspsychologie und –soziologie in
Prävention und Rehabilitation

Thieme Verlag, Stuttgart. 2009.
266 Seiten, 34 Abbildungen, kartoniert.
39,95 Euro
ISBN: 978-3-13-144011-2

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Ul.Ma / physio.de

Rhein Sieg Kreis

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