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Flamingo: Die Fähigkeit, auf einem Bein zu stehen, nimmt bei Menschen mit zunehmendem Alter ab.
Lizenz: CC-BY •Zahlreiche Messungen
Die ForscherInnen rekrutierten für die Studie 40 gesunde ProbandInnen ab 50 Jahren. Die Hälfte der TeilnehmerInnen war unter-, die andere Hälfte über 65 Jahre alt. Für die Erhebungen der Daten wurde eine Reihe von Messungen durchgeführt: Die Kraftmessungen umfassten die Griffkraft der dominanten Hand und die isometrische Maximalkraft der Knie-Extensoren des dominanten Beins. Das Gleichgewicht wurde mithilfe einer Kraftmessplatte getestet, auf der verschiedene statische Balancetests, jeweils für 30 Sekunden durchgeführt wurden. Dazu gehörten der beidbeinige Stand mit offenen und geschlossenen Augen sowie der einbeinige Stand auf dem dominanten und nicht dominanten Bein – jeweils mit offenen Augen.
Während dieser Tests wurde die Bewegung des Druckzentrums (Center of Pressure, CoP) gemessen, um die Stabilität und die Schwankungen des Gleichgewichts zu analysieren. Zusätzlich wurde die maximale Dauer der Einbeinstandzeit als Maß für die Balance aufgezeichnet. Um die Abhängigkeit von visuellen Informationen für die Balance zu bewerten, wurde der Romberg-Quotient berechnet, der das Verhältnis der Schwankungen bei geschlossenen Augen zu denen bei offenen Augen darstellt.
Ergebnisse
Die Kraft der Kniestrecker nahm mit dem Alter ab, jedoch weniger stark im Vergleich zu anderen gemessenen Parametern, nämlich lediglich etwa 1,4 Prozent pro Lebens-Jahrzehnt. Im Vergleich dazu zeigte die Griffkraft der Hände eine schnellere Abnahme von 3,7 Prozent pro Jahrzehnt. Beim Gang wurden keine signifikanten Veränderungen festgestellt. Die Geschwindigkeit, Schrittlänge und andere Parameter blieben unabhängig vom Alter stabil. Auch der Romberg-Test und das beidbeinige Stehen auf der Druckmessplatte fielen in allen Gruppen ähnlich aus. Lediglich die Bewegung des Druckzentrums (Center of Pressure) nahm mit dem Alter zu.
Als besonders aussagekräftig erwies sich die Fähigkeit, auf einem Bein zu stehen, denn diese ließ mit dem Alter besonders stark nach. Pro Jahrzehnt sank die Standzeit auf dem nicht-dominanten Bein um durchschnittlich 2,2 Sekunden, auf dem dominanten Bein um 1,7 Sekunden ab. Mit dem Alter stieg der Unterschied zwischen dominanter und nicht dominanter Seite zunehmend an.
Die Kernaussage der Studie lautet daher: Das Gleichgewicht, insbesondere die Fähigkeit, auf einem Bein zu stehen, scheint in der Studie der empfindlichste Indikator für altersbedingte Veränderungen zu sein.
Dabei muss berücksichtigt werden, dass in der Studie nur 40 Menschen ohne Nebenerkrankungen rekrutiert wurden. Sie repräsentieren damit also wahrscheinlich nicht die Allgemeinbevölkerung.
In der Praxis darf es also einfach sein
Obwohl in der Studie auch komplexe Testungen mit Sensoren und Druckmessplatten genutzt wurden, war am Ende die simpelste Messung die aussagekräftigste: Die Einbeinstandzeit bietet eine einfache und effektive Möglichkeit, altersbedingte Veränderungen im Gleichgewicht zu erkennen. Sie kann ohne aufwendige Ausrüstung durchgeführt werden und eignet sich daher gut, um frühzeitig auf ein erhöhtes Sturzrisiko aufmerksam zu machen. Dies bestätigt auch vorherige Annahmen, etwa die des britischen nationale Gesundheitsdienstes NHS. Er veröffentlichte vor einem Jahr eine Tabelle mit Referenzwerten im Rahmen seiner „Flamingo Challenge“.
So sollten:
- • 18- bis 39-Jährige 43 Sekunden,
auf einem Bein stehen können.• 40- bis 49-Jährige 40 Sekunden,
• 50- bis 59-Jährige 37 Sekunden,
• 60- bis 69-Jährigen 30 Sekunden,
• 70- bis 79-Jährigen 18 bis 19 Sekunden und
• über 80 Jahren etwas über fünf Sekunden
In Anbetracht der durchschnittlichen Physiotherapie-PatientInnen sind das auf jeden Fall ambitionierte Werte. Vielleicht lohnt es sich, die Flamingo-Challenge auch in der Praxis auszurufen. Es könnte das Leben der BesucherInnen verlängern.
Daniel Bombien / physio.de
GleichgewichtAlterLebenserwartungTests, Scores & IndizesNHSStudie
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