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Sitzen erster Klasse

Autohersteller bietet rückengerechte Sitze an.

28.01.2009 • 0 Kommentare

Ergonomisch betrachtet ist der Autositz ein Entwicklungsland. "Viele Hersteller sind über die Konstruktion eines Campingstuhls noch nicht hinausgekommen", sagt Andrew Leuchtmann, der bei Opel in Rüsselsheim die Entwicklung der rückenfreundlichen Fahrersitze leitet. Dabei verbringt jeder zweite Autofahrer im Durchschnitt 90 Minuten hinterm Steuer. Betroffen von Rückenleiden sind vor allem Pendler und Vielfahrer. Damit einhergehend klagen diese auch zunehmend über Kopf- und Schulterschmerzen.

Georg Stingel, Geschäftsführer der "Aktion gesunder Rücken" (AGR), will der Zivilisationskrankheit Rückenschmerz mit der Erteilung eines AGR-Gütesiegels für ergonomische Fahrersitze zu Leibe rücken. Neben der wirbelsäulengerechten Struktur fordert die AGR Veränderungsmöglichkeiten bei Höhe und Neigungswinkel der Lehne, die verstellbare Länge der Sitzfläche so wie eine lordoseunterstützende Rückenlehne. Außerdem wird die Verstellbarkeit der Kopfstütze in Höhe und Neigung verlangt.

Obwohl dies machbar klingt, haben bisher erst Opel mit den Modellen Vectra und seinem Nachfolger Insignia so wie Mercedes mit der C- und S-Klasse die Möglichkeit für gesundes Sitzen mit Siegel im Angebot.
Die Schwierigkeit liegt in der Begrenzung des Raumes und dem inzwischen zum komplexen Hightech-Produkt avancierten Autositz. Zwischen Crash-sicheren Sitzrahmen, Polsterschaum und Schonbezug, befinden sich Elektromotoren, Gurtstraffer, Airbags, Heizungsmodelle und vieles mehr. Darüber hinaus wird von den Entwicklern verlangt, das Automöbel immer dünner und leichter zu konstruieren. Damit gehört die Sitzanlage zu einem der teuersten Komponenten im Kraftfahrzeug. Selbst Motor und Getriebe sind oft billiger.

Trotz diesen Unwägbarkeiten ist es Leuchtmann und seinem Team gelungen ihr, wie sie es nennen, "Sitzen erster Klasse", zu verwirklichen. Die Verstellmöglichkeiten der Sitzteile wurden um 40 Prozent erweitert, der Spielraum in der Höhe beträgt nun 65 und in der Länge 270 Millimeter. Ergänzt wurde eine ausziehbare Schenkelauflage von knapp sieben Zentimetern, eine horizontal und vertikal bewegliche Lordosestütze, 18 verschiedene Einstelloptionen und eine aktive Kopfstütze. Und auf Wunsch gibt’s das Ganze mit Heizung und Lüftung. Den Entwicklern bei Opel scheint dabei das Unmögliche gelungen: Sie konnten den Sitz um 15 Prozent leichter und zwei Zentimeter dünner gestalten.

Der eigentliche Fortschritt aber besteht darin, dass der Aufpreis für den AGR-Sitz von ca. 1500 bis 2000 auf 350 Euro gedrückt wurde. Die frühere Kopplung an Luxusausstattungen wie Lederpolster oder Klimatisierung hatte die Anschaffung für die meisten Kunden unerschwinglich gemacht. Jetzt scheint der Sitz für die Allgemeinheit in greifbarer Nähe zu sein.
Bleibt deshalb für alle Rückenbelasteten zu hoffen, dass Opel überleben kann.

Ul.Ma / physio.de

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