News - Scheinmassage gegen Phantomschmerzen

Scheinmassage gegen Phantomschmerzen

Zuschauen innerviert Spiegelneuronen und die Spannung verschwindet.

26.03.2008 • 0 Kommentare

Für viele Amputierte sind Phantomschmerzen eine Qual. Die Untersuchung zweier kalifornischer Forscher verspricht den Geplagten jetzt Linderung ihrer Leiden. Vilayanur Ramachandran und Diane Rogers-Ramachandran von der Universität San Diego haben herausgefunden, dass eine virtuelle Massage die Schmerzen verringern kann. In der Zeitschrift "Medical Hypotheses" berichteten sie über ihre Studie. Spiegelneuronen werden aktiv, wenn der Amputierte beobachtet, wie bei einem anderen Patienten das bei ihm fehlende Körperteil behandelt wird. Die Neuronenerregung vermittelt die Massagewirkung an der amputierten Extremität.

Die faszinierende Wirkung der Spiegelneuronen hat schon viele Wissenschaftler zu Forschungen angeregt. Auch bei der Therapie von Apoplexpatienten und beim Erlernen neuer Fertigkeiten könnten die Nachahmungseffekte genutzt werden (wir berichteten). Beamerkenswert ist, dass beim Beobachter der periphere Ort des Geschehens keine Aktivität zeigt. So können wir beispielsweise die Berührung einer Hand nachempfinden, unsere eigene Hand aber spürt die taktile Zuwendung nicht.

Mit einer "Spiegelkiste" wies das Forscherpaar nach, dass die Probanden ihre Spiegelneuronen auch selbst stimulieren können, ohne Einsatz eines Therapiemediums. Zwei handamputierte Versuchspersonen platzierten ihre Arme so auf dem aufrecht stehenden Spiegel, dass durch das Spiegelbild die Illusion zweier gesunder Hände entstand. Wenn die Studienautoren die Hände der Patienten berührten, spürten diese in den nicht mehr vorhandenen Gliedern die Berührung. Die fehlenden Nervenzellen konnten den Spiegelneuronen den tatsächlichen Zustand nicht vermitteln.

Nach der abgeschauten Massage berichtete ein Proband, dass die quälenden Muskelkrämpfe in der entfernten Hand 15 Minuten lang verschwunden waren. "Wenn man das oft genug macht, gehen die Schmerzen vielleicht für immer weg", zeigt sich Ramachandran optimistisch.

Die Scheinmassage sei deshalb so effektiv, weil bei Reizung der Spiegelneuronen die gleichen Signale gesendet werden wie bei der realen Behandlung: die Durchblutung wird angeregt und sensorische Nerven aktiviert, die die Schmerzweiterleitung im Gehirn unterbinden.

Peter Appuhn
physio.de

Rhein Sieg Kreis

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