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Roboter-Anzug erleichtert alten und behinderten Menschen das Gehen
Von japanischem Wissenschaftler entwickeltes Hilfsmittel soll schon im nächsten Jahr in Krankenhäusern und Pflegeheimen eingesetzt werden.
25.08.2003 • 0 Kommentare

Überwindung der Schwerkraft, die Basis jeder Bewegung, für viele alte Menschen und Behinderte ist sie eine Qual. Der japanische Wissenschaftler Yoshiyuki Sankai will mit seiner Erfindung dazu beitragen, dass die Mühen der Bewegung nur noch in Geschichtsbüchern beschrieben werden.

In der vergangenen Woche stellte der Forscher an der Tsukuba-Universität einen elektronischen Anzug vor, der den schönen Namen HAL-3 (Hybrid Assistive Leg) trägt. Zu dem Kleidungsstück gehört ein Rucksack, in dem ein Computer verborgen ist, verbunden mit einer anschnallbaren Bewegungshilfe für die Beine, die mit elektrischen Impulsmessern an Hüfte und Knie versehen ist. Versucht der Träger des Anzugs eine Bewegung zu initiieren, beispielsweise zu gehen, werden die Signale der innervierten Muskeln an den Rechner geschickt, der dann über elektrische Impulse die Bewegungshilfe steuert. Nach Aussagen seines Erfinders soll der „Robot-Suit" seinem Benutzer ermöglichen, ohne Anstrengung mit einer Geschwindigkeit von vier Kilometern pro Stunde zu gehen. Die Bewegungsmuster sollen flüssig aussehen und das Hilfsmittel ein fast normales Gehen ermöglichen. Noch ist der Roboter-Anzug mit einem Gewicht von 17 Kilogramm recht schwer, Yoshiyuki Sankai plant aber, das Gewicht auf höchstens zehn Kilogramm zu reduzieren. Sein Ziel ist es, den Anzug so zu konstruieren, dass er wie Unterwäsche getragen werden kann, auch rennen soll man dann damit können. Wie alle Forscher, will der japanische Wissenschaftler sich nicht mit dem Erfolg zufrieden geben. Er plant, seine Erfindung für den Einsatz praktisch aller erdenklichen Bewegungen weiter zu entwickeln. Er denkt an eine Version, die auch die Steuerung der oberen Extremitäten möglich macht.
Die Vermarktung von HAL-3 scheint gesichert. Die Firma Mitsui in Japan und 30 weitere Unternehmen wollen schon im nächsten Frühjahr die ersten Robot-Suits verkaufen. Gedacht ist an zunächst zehn Anzüge, die an Krankenhäuser und Pflegeheime verkauft oder verleast werden sollen. Noch wird ein Anzug 7.700 Euro kosten, bei der geplanten Massenproduktion könnte das Kleidungsstück dann durchaus erschwinglich werden.

Die geniale Erfindung lässt mich an die nächste Gesundheitsreform denken. Mein bescheidener Vorschlag: Jeder Bundesbürger zahlt zusätzlich zu den sechs Euro für Zahnersatz noch einmal fünf Euro monatlich an seine private oder gesetzliche Krankenversicherung. Er bekommt dafür einen Roboter-Anzug. Das spart Pflegekosten, Heimplätze, Krankenhausbetten, natürlich auch Ausgaben für die Physiotherapie. Vielleicht belegen Sie schon einmal einen Programmierkurs, denn irgendjemand muss den Computern ja etwas von physiologischen Bewegungsmustern erzählen. Herr Mißfelder, auch Sie könnten zufrieden sein. Die nörgelnden Alten ruhen sich nicht mehr auf Kosten der Jungen aus. Mit dieser Erfindung könnten Sie doch im Arbeitsprozess integriert bleiben und machten sich nicht nur faul herumlungernd Gedanken über die nächste Endoprothese.

Aber im Ernst, sinnvoll eingesetzt, könnte der Anzug einige Plagen des Altwerdens erträglicher gestalten.

 

Peter Appuhn
physio.de


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