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München Neuperlach

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Autorin in eigener Sache
Physiotherapie und Public Health Studium - wie passt das zusammen?
In meiner Masterarbeit untersuchte ich die Karriereverläufe von GesundheitsfachberuflerInnen mit einem Studium im Bereich Public Health.
27.11.2020 • 1 Kommentar

Dass ein nicht unerheblicher Anteil junger TherapeutInnen den Beruf vorzeitig wieder verlässt ist nicht neu. In einer Studie der Hochschule Fresenius wurden die Gründe dafür bereits identifiziert: schlechte Arbeitsbedingungen, wenig Karriereperspektiven und nicht ausreichende Vergütung (physio.de berichtete).

Etliche der AussteigerInnen wollen dennoch im Gesundheitswesen tätig bleiben und entscheiden sich für ein gesundheitsbezogenes Studium, unter anderem Public Health. Oft schwingt dabei die Motivation mit, nach dem Studium am System der gesundheitlichen Versorgung etwas zu verändern. Im Rahmen meiner Masterarbeit befragte ich einige der sogenannten Doppelqualifizierten zu ihren Karrierewegen.

Was ist eigentlich Public Health?
In dem Studiengang wird der Frage nachgegangen, wie mit den vorhandenen Ressourcen die Gesamtbevölkerung gesund gehalten und Erkrankungen effektiv behandelt werden können. Der Blickwinkel ist dabei immer auf populationsbezogene Effekte. Inhaltliche Schwerpunkte sind neben Epidemiologie, die Gesundheitssystemgestaltung sowie Gesundheitsförderung und Prävention. Methodisch wird das Handwerkszeug zur Planung und Durchführung wissenschaftlicher Studien vermittelt, ebenso lernen die Studierenden vorhandene Evidenz einzuschätzen und gezielt in der Praxis umzusetzen. Ein klassisches Beispiel ist die aktuelle Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Wie passt das mit Physiotherapie zusammen?
In der Therapie ist der Blick meist nur auf das Individuum gerichtet. Viele Fragen drehen sich beispielweise um konkrete Behandlungsmaßen. Eine Erkenntnis meiner Arbeit: Mit dem Wissen aus dem Studium können Doppelqualifizierte die therapeutische Individualperspektive um die populationsbezogene Versorgungsperspektive erweitern. Somit kann analysiert werden, wie die (therapeutische) Versorgung in Deutschland gestaltet ist, wo sich der Beruf im Gesundheitssystem verorten lässt und wo berufspolitische Forderungen zu platzieren sind. Das besondere Potenzial liegt dabei in der Synergie aus berufspraktischer und theoretischer Kenntnis des Gesundheitssystems, wie ich in meiner Erhebung feststellen konnte. Dieser Kenntnismix ließe sich auch optimal zur innovativen Weiterentwicklung der Gesundheitsfachberufe nutzen. Was allerdings deutlich wurde: Bislang gibt es kaum Arbeitsplätze, wo die AbsolventInnen ihre Synergien optimal entfalten können.

Ausblick
Wenn das Potenzial für den Berufsstand genutzt werden soll, müssen Wege gefunden werden, wie die Doppelqualifizierten adäquat und im Sinne der Weiterentwicklung des Berufes beschäftigt werden können. Dies kann beispielsweise bei Verbänden, in der Lehre, Öffentlichkeitsarbeit oder Forschung sein.

Anmerkung der Autorin
Die Arbeit ist bislang noch nicht als wissenschaftlicher Artikel veröffentlicht worden. Gerne nehme ich Hinweise, Anregungen und Diskussionen zum Thema entgegen.

Claudia Czernik / physio.de
Zur Person:

Claudia Czernik

• 2012 - 2015: Ausbildung zur Physiotherapeutin an der Medizinischen Berufsfachschule Leipzig
• 2012 - 2015: Begleitend ausbildungsintegrierender Bachelorstudiengang Gesundheits- und Pflegewissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
• 2017 - 2020: Masterstudium Public Health an der Berlin School of Public Health (eine Kooperation von Technischer Universität Berlin, Charité Universitätsmedizin Berlin und Alice Salomon Hochschule Berlin)
• seit Anfang 2020 auch regelmäßige Autorin auf physio.de

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PhysiotherapieStudiumArbeit


Es gibt 1 Beitrag
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Susulo
27.11.2020 07:18
Ihr Anliegen ist sicher berechtigt.

Innerhalb unseres deutschen Systems ist es erfahrungsgemäß meist recht schwierig, diese Themen auf einer Plattform zu diskutieren, auf der sich "normale" Therapeutinnen versuchen durch Alltagslust und -frust zu lavieren.

Da die deutsche Politik im Gegensatz zum Rest der Welt darauf besteht, dass therapeutische Berufe Ausbildungsberufe bleiben müssen (seit neuestem zementiert durch Ausbildungsvergürung; außerdem Verlängerung des Modellstudiengangs auf krasse 17 Jahre inzwischen) entsteht hier immer das Gefühl einer 2-Klassen Gesellschaft.

Wenig hilfreich in diesem Zusammenhang gleich der Einstieg:
Dass ein nicht unerheblicher Anteil junger TherapeutInnen den Beruf vorzeitig wieder verlässt ist nicht neu. In einer Studie der Hochschule Fresenius wurden die Gründe dafür bereits identifiziert: schlechte Arbeitsbedingungen, wenig Karriereperspektiven und nicht ausreichende Vergütung


Für diese Erkenntnis braucht NIEMAND eine Studie. Das weiß jede/r, die oder der mindestens 2 Wochen im Beruf gearbeitet hat.

Nichtsdestotrotz wünsche ich Ihnen und uns allen von Herzen, dass Ihre Arbeit mit dazu beiträgt, die Therapieberufe mehr denn je in einen größeren gesellschaftspolitischen Zusammenhang zu stellen. Und ja, ich weiß: dazu müssen dann Offensichtlichkeiten in einer Studie nachgewiesen werden, so tickt das System. Viel Erfolg!
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Ihr Anliegen ist sicher berechtigt. Innerhalb unseres deutschen Systems ist es erfahrungsgemäß meist recht schwierig, diese Themen auf einer Plattform zu diskutieren, auf der sich "normale" Therapeutinnen versuchen durch Alltagslust und -frust zu lavieren. Da die deutsche Politik im Gegensatz zum Rest der Welt darauf besteht, dass therapeutische Berufe Ausbildungsberufe bleiben müssen (seit neuestem zementiert durch Ausbildungsvergürung; außerdem Verlängerung des Modellstudiengangs auf krasse 17 Jahre inzwischen) entsteht hier immer das Gefühl einer 2-Klassen Gesellschaft. Wenig hilfreich in diesem Zusammenhang gleich der Einstieg: [zitat] Dass ein nicht unerheblicher Anteil junger TherapeutInnen den Beruf vorzeitig wieder verlässt ist nicht neu. In einer Studie der Hochschule Fresenius wurden die Gründe dafür bereits identifiziert: schlechte Arbeitsbedingungen, wenig Karriereperspektiven und nicht ausreichende Vergütung [/zitat] Für diese Erkenntnis braucht NIEMAND eine Studie. Das weiß jede/r, die oder der mindestens 2 Wochen im Beruf gearbeitet hat. Nichtsdestotrotz wünsche ich Ihnen und uns allen von Herzen, dass Ihre Arbeit mit dazu beiträgt, die Therapieberufe mehr denn je in einen größeren gesellschaftspolitischen Zusammenhang zu stellen. Und ja, ich weiß: dazu müssen dann Offensichtlichkeiten in einer Studie nachgewiesen werden, so tickt das System. Viel Erfolg!
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Susulo schrieb:

Ihr Anliegen ist sicher berechtigt.

Innerhalb unseres deutschen Systems ist es erfahrungsgemäß meist recht schwierig, diese Themen auf einer Plattform zu diskutieren, auf der sich "normale" Therapeutinnen versuchen durch Alltagslust und -frust zu lavieren.

Da die deutsche Politik im Gegensatz zum Rest der Welt darauf besteht, dass therapeutische Berufe Ausbildungsberufe bleiben müssen (seit neuestem zementiert durch Ausbildungsvergürung; außerdem Verlängerung des Modellstudiengangs auf krasse 17 Jahre inzwischen) entsteht hier immer das Gefühl einer 2-Klassen Gesellschaft.

Wenig hilfreich in diesem Zusammenhang gleich der Einstieg:
Dass ein nicht unerheblicher Anteil junger TherapeutInnen den Beruf vorzeitig wieder verlässt ist nicht neu. In einer Studie der Hochschule Fresenius wurden die Gründe dafür bereits identifiziert: schlechte Arbeitsbedingungen, wenig Karriereperspektiven und nicht ausreichende Vergütung


Für diese Erkenntnis braucht NIEMAND eine Studie. Das weiß jede/r, die oder der mindestens 2 Wochen im Beruf gearbeitet hat.

Nichtsdestotrotz wünsche ich Ihnen und uns allen von Herzen, dass Ihre Arbeit mit dazu beiträgt, die Therapieberufe mehr denn je in einen größeren gesellschaftspolitischen Zusammenhang zu stellen. Und ja, ich weiß: dazu müssen dann Offensichtlichkeiten in einer Studie nachgewiesen werden, so tickt das System. Viel Erfolg!



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