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Medizinische Versorgung zappenduster?
BÄK und KBV warnen vor Ärztemangel. Krankenkassen: Verteilungsproblem.
11.09.2010 • 0 Kommentare

Der Wandel zu einer Gesellschaft von Älteren kennt keine Gnade. Auch Ärzte singen ein Lied davon. Wohlverdienter Ruhestand auf der einen Seite produziert Mangel auf der anderen. Stetig breitere Versorgungslücken sehen Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Bis zum Jahre 2020 werden etwa 7.000 Hausärzte weniger ihre Dienste anbieten, zeigt die aktuelle Arztzahlstudie. Es gebe keinen Ärztemangel, winken die Krankenkassen ab. Sie praktizierten nur in überversorgten Regionen – in Bayern statt in der Uckermark.

Das Durchschnittsalter der Mediziner liegt bei knapp 52 Jahren. In den kommenden zehn Jahre werden wohl etwa 52.000 Ärzte in den Ruhestand wechseln. Eine neue Arztgeneration kann den Exodus nicht ausgleichen. "Stellt man der Zahl der Abgänge die voraussichtlichen Zugänge bis zum Jahr 2020 gegenüber, so wird es dann in Deutschland knapp 7.000 Hausärzte weniger geben als bisher", rechnet KBV-Chef Andreas Köhler vor. "Diese Zahl ist alarmierend".

In den Kliniken sieht es nicht besser aus. 5.000 Stellen seien jetzt schon unbesetzt, berichtet BÄK-Vizepräsident Frank Ulrich Montgomery. Der Mängel werde sich verschärfen. Fast 20.000 Ober- und Chefärzte würden in den nächsten zehn Jahren altersbedingt ihren Job quittieren.

Johann-Magnus von Stackelberg ist stellvertretender Vorsitzender des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Er hat überhaupt kein Verständnis für die Sorgen der Ärzte. Mit "Zahlentricksereien" wollten die Doktoren "nur Jahr für Jahr milliardenschwere Honorarerhöhungen durchsetzen". Ein schlichtes Verteilungsproblem hat Stackelberg ausgemacht. Seit Mitte der 70er Jahre hätte sich die Arztdichte mehr als verdoppelt. Starnberg beispielsweise verfüge über einen Versorgungsgrad von nahezu 150 Prozent, gefolgt von Freiburg (143 Prozent), Garmisch Partenkirchen (132 Prozent), München (130 Prozent), Berchtesgadener Land (129 Prozent). Am anderen Ende der Fahnenstange steht der Saalekreis mit 69 Prozent des Hausärztebedarfs, aber auch in Dessau/Bitterfeld (77 Prozent), Soltau-Fallingborstel (78 Prozent), Gifhorn (80 Prozent) und im Landkreis Uckermark (81 Prozent) sind nicht genügend Ärzte tätig.

Auch der Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO), Klaus Jacobs, mag in der Entwicklung der Arztzahlen nichts Aufregendes entdecken. Allenfalls in manchen ländlichen Gegenden könnte es eng werden. Der Wissenschaftler sieht es als Chance. Nichtärztliche Fachkräfte wie Gemeindeschwestern würden dort die Primärversorgung übernehmen. Dünn besiedelte Länder wie Kanada oder Schweden betrieben solche Modell erfolgreich.



Peter Appuhn
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