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Stabile und gesunde Knochen bis ins hohe Alter - wer wünscht sich das nicht? Doch wenn die Knochen nicht mehr mitmachen, geht einfach gar nichts mehr. Durch den sich schleichend entwickelnden Knochenschwund, in der medizinischen Fachsprache Osteoporose genannt, wird nach und nach die Knochenfestigkeit geschwächt. Im fortgeschrittenen Stadium können schon beim normalen Gehen Wirbelkörper in sich zusammenbrechen. Allein in Deutschland leiden zwischen fünf und sieben Millionen Menschen an Osteoporose, zwei Drittel davon sind Frauen. Experten rechnen sogar mit einer Verdoppelung der Erkrankungen in den nächsten 40 Jahren.
Grund genug also für Mediziner und Verbände, Alarm zu schlagen und den 20. Oktober zum Welt-Osteoporose-Tag auszurufen. Mit Veranstaltungen, Kampagnen und Broschüren wollen zahlreiche Organisationen auf die Krankheit aufmerksam machen. Eine Krankheit, die von vielen Bürgern oft erst beachtet wird, wenn sie schon ausgebrochen ist.
Dabei gibt es wirksame Wege, sich dagegen zu schützen. «Eine ausgewogene, kalziumreiche Ernährung ist der beste Schutz gegen Osteoporose», betont Renate Bowitz, Sprecherin des Kuratoriums Knochengesundheit in Sinsheim. Das Kuratorium ist die größte gemeinnützige Interessenvertretung von Osteoporose-Betroffenen in Deutschland. Bowitz rät, zur Vorsorge rund 1.000 Milligramm Kalzium täglich zu sich zunehmen. Enthalten ist eine solche Menge beispielsweise in einem Liter Milch oder in zwei Scheiben Hartkäse. Ein wichtiger Helfer bei der Kalziumaufnahme durch den Knochen ist auch das Vitamin D. Das wird vom Körper durch Sonnenbestrahlung in der Haut gebildet, bei Unterversorgung kann es auch in Tablettenform zu sich genommen werden.
Wachsam sollte nach Rat der Expertin vor allem sein, wer zu einer der Risikogruppen gehört. Osteoporose-gefährdet sind unter anderem Personen mit Störungen des Hormonhaushaltes oder Menschen, die lange Mangelversorgung beispielsweise während des Krieges durchlitten haben.
Ist die Osteoporose schon ausgebrochen, ordnet der Arzt vor allem bei Frauen meist eine Hormonersatztherapie mit Östrogenen an. Alternativ kann auch eine Behandlung mit Bisphosphonaten erfolgen. Das sind Wirkstoffe, die gezielt die Kalziumfreisetzung aus den Knochen hemmen. Sie imprägnieren gleichsam die Oberfläche der Knochen und tragen somit zu einem Zuwachs der Knochenmasse bei. Resultat: Das Knochengerüst stabilisiert sich wieder und die Gefahr von Brüchen sinkt.
Osteoporose wird zumeist jedoch erst dann erkannt, wenn es schon zu einem Knochenbruch gekommen ist. Im konventionellen Röntgenbild ist der Knochenschwund nämlich erst zu erkennen, wenn bereits 30 Prozent der Knochenmasse verloren sind. Doch es gibt Hilfe: durch eine sogenannte Knochendichtemessung beim Orthopäden oder Radiologen kann Osteoporose schneller diagnostiziert werden.
Allerdings übernehmen die Krankenkassen diese früher kostenlose Voruntersuchung seit dem 1. April 2000 nicht mehr. Wer dennoch auf die Messung nicht verzichten will, muss die rund 100 Mark teure Maßnahme nun aus eigener Tasche bezahlen. Eine Entwicklung, die beim Kuratorium Knochengesundheit nur verständnisloses Kopfschütteln auslöst. «Ein Unding», sagt Renate Bowitz «, damit hat sich Deutschland medizinisch weltweit blamiert.» Zehn Milliarden Mark Kosten verursache die Behandlung von Osteoporose jährlich in der Bundesrepublik. Mit rechtzeitigen Vorsorgeuntersuchungen könnte diese Summe nach Rechnung von Bowitz halbiert werden. «Aber nein, die Kassen bleiben stur und sparen lieber die ein bis zwei Millionen Mark für die Knochendichtemessung. Das ist menschenverachtend.»
Das sind Vorwürfe, die man bei den Krankenkassen so nicht gelten lassen will. Man habe die Knochendichtemessung erst nach genauen Untersuchungen und unter Mitsprache von Ärzteverbänden aus dem Leistungskatalog gestrichen, rechtfertigt sich Wolfgang Ingenhag vom Bundesverband der Betriebskrankenkassen (BKK) in Essen. Zu oft sei die Messung einfach bedenkenlos verschrieben worden. «Viele Ärzte haben sie anscheinend als bequeme Gelddruckmaschine angesehen», begründet der Sachverständige. «Ein wichtigeres Argument für die Streichung war jedoch die Ungenauigkeit der Messdaten», fügt Ingenhag hinzu. Häufig hätten drei zeitversetzte Untersuchungen am Tag jeweils komplett unterschiedliche Ergebnisse über die Knochendichte geliefert.
Für Kuratoriums-Sprecherin Renate Bowitz sind dies alles nur Schutzbehauptungen. Ihre Organisation hat nun einen Ratgeber entwickelt, der den Patienten doch noch zu ihrem Geld verhelfen will. So sollen sich Betroffene die Ablehnung der Kostenübernahme von ihrer Krankenkasse quittieren lassen und damit bei den örtlichen Widerspruchsstellen vorsprechen. Nach Erfahrung von Bowitz zahlten diese meist anstandslos, um sich angesichts der geringen Geldsumme teureren juristischen Streit zu ersparen. «Bis sich in Deutschland ein vernünftiges Bewusstsein im Umgang mit Osteoporose durchsetzt, müssen wir eben solche Wege wählen.»
Quelle: ddp
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