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Harninkontinenz versus Gedächtnisverlust
Ein Tabuthema mit schlimmen Folgen.
25.07.2007 • 0 Kommentare

Die gerne belächelte Harninkontinenz ist alles andere als harmlos und betrifft über vier Millionen Menschen, von denen nur ein fünftel angemessen behandelt wird. Schamgefühle haben nicht nur Patienten sondern fatalerweise auch Ärzte, die lieber nicht insistierend nachfragen.
Dabei steht die Inkontinenz bei den die Lebensqualität einschränkenden Erkrankungen an vierter Stelle.

Der schlafraubende nächtliche Gang zur Toilette, die Einschränkung des Bewegungsradius wegen nicht überall vorhandener sanitärer Einrichtungen und eine harndrangmindernde Reduktion der Flüssigkeitszunahme können Betroffene ins gesundheitliche und soziale Aus katapultieren.

Wird das Stillschweigen aber gebrochen, sind häufig Medikamente das Mittel der Wahl von Seiten der Ärzteschaft. Acetylcholinhemmer werden eingesetzt, um die unangemessenen Muskelaktionen einer überaktiven Blase zu dämpfen. Leider wird damit der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben, denn die dämpfende Wirkung bezieht auch die Gedächtnisleistung mit ein. Acetylcholin ist ein wichtiger Transmitter für die Großhirnrinde und wird nicht zuletzt bei Alzheimer-Demenz therapeutisch genutzt, um die Krankheit zu bremsen. Deshalb muss, wer gegen Blasenschwäche medikamentös vorgeht, mit massiven geistigen Leistungseinbrüchen rechnen.
Neuere Hemmstoffe, die gezielter an den in der Blase befindlichen Bindungsstellen des Acetylcholins wirken, sollen einen Ausweg aus dem Dilemma bringen und sind der neue Hoffnungsschimmer am pharmazeutischen Horizont.

Aber mal ganz unter uns: Die ungefährlichste Methode wäre, wenn Physiotherapeuten und andere Heilberufe ebenfalls ihre Hemmungen überwinden könnten, um Patienten präventiv aufzuklären und die Beckenbodengymnastik mit all ihren komplexen Wirkungsweisen in ihre Therapie einbänden. Nebenbei profitiert die Problemzone unterer Rücken durch Wiedererlangen der verlorengegangenen Stabilität davon. Warum nicht schon bei den Vierzig- und Fünfzigjährigen den Anfängen wehren, anstatt bei dem in den Brunnen gefallenen, älteren Kind die Schadensbegrenzung mit Chemie und Gedächtnisverlust einzuleiten.
Manchmal ist es besser, Beratung und Behandlung nicht alleine den Ärzten zu überlassen!


Ul.Ma / physio.de

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