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Therapien, die du selbst aussuchst
und somit deinen Schwerpunkten
folgst und Du hast sehr viel Vor -
und Nachbereitungszeit.
• Zur Unterstützung hast du
einen Laptop.
• Du hast schon Kinder, dann
passen wir deine Arbeitszei...
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Um den komplexen, multidimensionalen Anforderungen von Rückenschmerzen gerecht zu werden, entwickelten australische Physiotherapeuten um Peter O‘ Sullivan die Cognitive Functional Therapy (CFT).
Was ist CFT?
Wie so häufig, sorgt mehr Wissen dafür, einfache Lösungen für Probleme ad acta zu legen. Leider führt aber immer komplexer werdendes Verständnis von Schmerz bei TherapeutInnen eher zu Frust als zu Lust am Behandeln. In alten biomedizinischen Modellen ließ sich der Patient verhältnismäßig leicht erfassen. Ist das Gelenk zu beweglich, wird gekräftigt, ist es zu unbeweglich wird mobilisiert. Bestenfalls wurde die gesamte Funktionskette „optimiert.“
Die Ergebnisse sowohl von Kraft- oder Coretraining, als auch von mobilisierenden Interventionen lesen sich in der Literatur eher bescheiden. Zudem scheinen diese Modelle Auslöser von Angst-Vermeidungsverhalten zu sein und somit Rückenschmerzen sogar noch zu verstärken. Das musste auch Peter O‘ Sullivan feststellen, der seinerzeit intensiv die Vorteile von Core-Training auf die Wirbelsäule untersuchte.
CFT bietet einen multidimensionalen, patientenzentrierten Ansatz, um allen Facetten von Rückenschmerzen zu begegnen. Dazu werden biopsychosoziale Faktoren, die den Schmerz des Patienten beeinflussen, gesammelt und gewichtet. Auch wenn Sullivan selbst häufig von „Klassifikationen“ spricht, ist ihm wichtig, dass in der CFT kein „Schubladendenken“ wie in anderen Konzepten stattfindet. Vielmehr spinnt sich im Befund eine Matrix auf, die je nach Patienten variiert.
Der Befund und die dazugehöirge Therapie lässt sich untergliedern in:
Anamnese und klinische Untersuchung
Selbstverständlich findet im CFT zunächst ein Screening auf Red Flags statt. Kann eine ernsthafte Ursache von Rückenschmerzen ausgeschlossen werden, wird der Schmerz in eine zeitliche Dimension (akut, subakut, persistierend oder rezidivierend) gesetzt. Zudem wird überprüft, ob der Schmerz mechanisch zu provozieren ist (periphere Sensitivierung) oder eher mit einer dysfunktionalen Schmerzverarbeitung zusammenhängt (zentrale Sensitivierung).
Zehn Prozent aller Rückenschmerzen haben eine spezifische, also mechanische Ursache, die sich nach aktueller Datenlage aber nur sehr schlecht direkt beeinflussen lässt. Hier zielt die Therapie in erster Linie darauf ab, maladaptives Verhalten wie schmerzprovozierende Bewegungen zu erkennen und zu optimieren. Bei unspezifischen Rückenschmerzen, wie es bei 90 Prozent der Patienten der Fall ist, entfaltet das Konzept gänzlich seine Stärken.
Physische, kognitive und psychologische Faktoren
Einen hohen Stellenwert in der CFT nehmen Schmerzüberzeugungen und der Umgang mit Schmerz ein. Eine Schmerzkatastrophisierung oder ein erlerntes dauerndes Anspannen des Rumpfes, genannt Loading Impairment kann einen verstärkenden Faktor für Schmerz darstellen. Diese kontraproduktiven Verhaltensweisen sind den Schmerzmythen über die schutzbedürftige Wirbelsäule geschuldet.
Im CFT werden Strategien erarbeitet, psychosoziale Faktoren zu evaluieren und diesen anschließend mit Verhaltenstherapeutischen Maßnahmen zu begegnen. Erkenntnisse aus der Forschung Sullivans zeigen veränderte Bewegungsmuster von Menschen mit Rückenschmerzen. In der CFT lernen Menschen, diese Muster aufzubrechen und gleichzeitig die physische und psychische Resilienz zu erhöhen. Entsprechende Kommunikationsstrategien sind der Kern der CFT.
Lebensstil, Komorbiditäten, Schmerzverhalten und individuelle Faktoren
Schlechte Ernährung, Übergewicht, Mangelbewegung, Alkohol und viele weitere Faktoren beeinflussen Schmerz negativ. Die therapeutische Allianz muss stark und die Kommunikation geschickt sein, um diese Faktoren in der Therapie anzugehen.
Soziale, arbeitsbezogene und genetische Faktoren
Diese Faktoren sind aus therapeutischer Perspektive am wenigsten zu verändern, sollten dennoch abgefragt und für den Patienten eingeordnet werden. Ein Tool in der Aufbereitung der multidimensionalen Betrachtung ist die sogenannte „Timeline“. Der Patient zeichnet auf einem Zeitstrahl der letzten Jahre die Schmerzintensitäten auf. Korrelieren hier biopsychosoziale Ereignisse? Hat sich in der Überzeugung über Schmerz dadurch etwas geändert? Biopsychosozialen Schmerz zu verstehen, ist der erste Schritt ihm zu begegnen.
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Das Ziel von CFT ist nicht der Entwurf eines „neuen“ Behandlungskonzeptes. Sie versucht das Beste der Forschungswelt in ein strukturiertes Clinical Reasoning zu fassen und mit verhaltensherapeutischen Maßnahmen, wie einem Graded Exposure anzugehen. Das Ziel der Therapie ist, eine Verhaltensänderung des Patienten zu bewirken, um die Lebensqualität zu verbessern.
Therapieempfehlungen, wie die Leitlinien zur Behandlung radikulärer Schmerzen fordern Verhaltenstherapeutische Ansätze. Das CFT-Konzept bietet die Chance für PhysiotherapeutInnen, unverzichtbarer Player im Gesundheitssystem im Kampf für mehr Lebensqualität von SchmerzpatientInnen zu sein. Eine Studie aus 2019 befragte 62 Teilnehmer des CFT Konzepts drei Jahre nach der Intervention. Diese wiesen eine signifikant höhere Lebensqualität und weniger Angstvermeidungsverhalten auf als 59 Teilnehmer aus der Kontrollgruppe, welche ein Therapieprogramm aus der Manuellen Therapie und Trainingstherapie absolviert hatten.
Das Clinical Reasoning des CFT-Konzepts wurde in das Manuelle Therapie-Konzept der "Science and Art of Musculoskeletal Physiotherapy" (SAMPT) inkludiert. Somit ist es möglich, ein MT-Zertifikat zu erlangen und gleichzeitig das CFT-Konzept zu erlernen. Der Verhaltenstherapeutische Ansatz wird hier auch auf weitere Schmerzsyndrome übertragen.
Interview mit Professor Peter O'Sullivan über die Cognitive Functional Therapy
Daniel Bombien / physio.de
TherapiemethodenRückenschmerzenLeitliniePsychologieStudieCFT
Mir drängt sich aber eine Frage auf, und das meine ich ganz ehrlich: kann so ein multimodaler Ansatz wirklich bei einer Behandlungszeit von 15 Minuten durchgezogen werden? Wie macht ihr das, ich versuche wirklich seit Jahren zu begreifen wenn ich hier oft lese : " ob 15, 20 oder 25 min, das macht keinen Qualitätsunterschied".
Ich kann mir einen Ansatz, der alles oben erwähnte in 15 min abhandelt einfach nicht vorstellen.
Wenn ich in der Logo z.B. mit Stimmpatienten genau an solchen Dingen arbeite: wie ist meine Haltung, mein gesamter Tonus? Was begünstigt die schlechte Stimme? Fließt mein Atem? Wie ist meine psychosoziale Situation im Zusammenhang mit meiner Persönlichkeitsstruktur? Welche Verhalten (Essen, Bewegung) haben Einfluss auf mich? Usw. - da sind mir selbst 45 min zu kurz, ich lasse dann nach Möglichkeit 60 min verschreiben.
Also nochmal ganz ehrlich: klaffen da Anspruch und Wirklichkeit nicht sehr auseinander oder hab ich einfach falsche Vorstellungen oder werdet ihr zu sowas gar nicht ausgebildet? - was wiederum traurig wäre.
Warum kämpft ihr nicht parallel zu mehr Geld für differenzierte, selbstbestimmte Behandlungszeitenn? Oder geschieht das gerade?
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Horatio72 schrieb:
Aus Erfahrung kann ich dir sagen das dies unabhängig von der (nicht)vorhandenen Zeit, oft am Patienten scheitert. Die wenigsten sind bereit Zeit zu investieren, wenn doch oft der Gang zum Arzt gereicht hat und man mit einer Tablette, Spritze oder kurzem "Einrenken" der Schmerz kurzzeitig verschwindet, ohne das man dafür plötzlich was tun muss..
Zu dem Thema Berufspolitik: Genau das haben die Verbände gefordert. Die Kassen haben uns angeboten längere Therapie anzubieten. Aber ohne die Vergütung anzupassen. Sprich wir hätten für einen niedrigeren Minutenpreis gearbeitet. Die Argumentation der Kassen ist simpel: Weniger Behandlungszeit, mehr Patienten die abgearbeitet werden können. Das so am Ende sogar mehr Behandlungen notwendig sind, scheinen die JuristInnen der Krankenkassen nicht zu verstehen.
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Daniel Bombien schrieb:
Das ist tatsächlich ein guter Punkt. Ich habe das Glück, viele Privatpatienten zu behandeln, in denen wir in so einem Fall dann häufig Doppelbehandlungen zur Verfügung haben. Einen Rückenschmerzpatienten mit einem hohen Chronifizierungsrisiko in 20 Minuten zu behandeln ist nahezu unmöglich. Hier muss man dann leider Kompromisse eingehen. Für die Schmerzedukation zum Beispiel gebe ich den Leuten dann Link mit auf den Weg, um mir diese Zeit zu sparen. Das ist natürlich nicht optimal.
Zu dem Thema Berufspolitik: Genau das haben die Verbände gefordert. Die Kassen haben uns angeboten längere Therapie anzubieten. Aber ohne die Vergütung anzupassen. Sprich wir hätten für einen niedrigeren Minutenpreis gearbeitet. Die Argumentation der Kassen ist simpel: Weniger Behandlungszeit, mehr Patienten die abgearbeitet werden können. Das so am Ende sogar mehr Behandlungen notwendig sind, scheinen die JuristInnen der Krankenkassen nicht zu verstehen.
Den Lebensstil eventuell zu ändern, ist dann schon eine ganz andere Geschichte. Da gebe ich dir recht, da erreicht man die Wenigsten.
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Daniel Bombien schrieb:
@Horatio72 das kann ich so leider nicht bestätigen. Es braucht eine Menge Kommunikation, da hast du recht. PatientInnen müssen verstehen, warum wir Dinge tun. Ich versuche den Leuten in einem gemeinsamen Entscheidungsprozess klarzumachen, dass manuelle Interventionen nur kurzfristigen nutzen bringen. Der ja dann wieder verpufft. Und die Therapie findet leider nur zweimal die Woche statt. Daher sind die Leute dankbar über Coping-Strategien, die sie auch ohne mich anwenden können.
Den Lebensstil eventuell zu ändern, ist dann schon eine ganz andere Geschichte. Da gebe ich dir recht, da erreicht man die Wenigsten.
Aber erklär das mal denen, die's nicht hören wollen....
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Susulo schrieb:
@Daniel Bombien Vielen herzlichen Dank für die Ausführungen! Da wünsche ich allen Beteiligten, dass die Klage gegen den Schiedsspruch wenigstens langfristig etwas ändert! Am Ende würden alle, selbst KK davon profitieren, weil eine effektive, "teuere" Behandlung einer abhängig machenden und nur kurzfristig "billigeren" Behandlung immer vorzuziehen ist.
Aber erklär das mal denen, die's nicht hören wollen....
Insofern würde ich sagen: ja, es liegt an der Bereitschaft des Patienten sich einzulassen, aber auch an den Möglichkeiten des Therapeuten (Personenbezogen sowie Sach/Situationsbezogen), ob der Patient das letztlich will.
Ein Spiel mit Wechselwirkung, wie immer...
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Susulo schrieb:
@Horatio72 ist das wirklich so? Manchmal sicher, auch ich kenne Menschen mit dieser Einstellung. Aber wenn du grundsätzlich nur 15 min zur Verfügung hast, dann kommst du mit dem Pat ja oft gar nicht an den Punkt, Alternativen aufzuzeigen. Ich erlebe oft Patienten, die zunächst einfach nur "ein paar Tipps" wollen, dass sie nach 45 min Gespräch ein Aha Erlebnis haben und sagen :"so hat es mir noch niemand erklärt und ok: ich bin zwar noch skeptisch, aber wir versuchen es mal, wie Sie vorschlagen, abbrechen kann ich ja jederzeit". Das funktioniert alles nur, wenn ich Zeit für meinen Patienten habe und nicht schon gedanklich die nächsten 2 Therapien im Kopf durchgehe.
Insofern würde ich sagen: ja, es liegt an der Bereitschaft des Patienten sich einzulassen, aber auch an den Möglichkeiten des Therapeuten (Personenbezogen sowie Sach/Situationsbezogen), ob der Patient das letztlich will.
Ein Spiel mit Wechselwirkung, wie immer...
Ich arbeite in einer Schmerzklinik im multimodalen Setting. Es ist überwiegend ein Gruppenprogramm mit Einzeltherapien. Die Einzeltherapie dauern dann 45- 55 min. Diese Behandlungszeit ist auch nötig, um überhaupt erst einmal einen Beziehungsaufbau, zu den meist sehr chronifizierten und vom Gesundheitssystem enttäuschten Pat. herzustellen. Auch in den weiteren Therapien ist die Zeit nötig, um das was in der Gruppe vermittelt worden ist eventuell auf den einzelnen Pat. noch einmal abzuwandeln und die Motivation aufrecht zu erhalten. Es ist häufig nicht nur mit dem Anleiten von weiteren Übungen getan, sondern um viel Aufklärungen.
Zum ganzen Gruppenprogramm gehört auch der psychologische (meist verhaltenstherapeutische) Anteil. In diesem wird vorher (per Fragebogen) schon nach einzelnen Aspekten im Umgang mit dem Schmerz gefragt. Es geht dabei nicht nur um das häufig gebraucht ängstliche Vermeidungsverhalten, sondern auch um Depression (ADS), Einschränkungen im Alltag (PDI) und um afferentes und efferentes Schmerzerleben und um die sozialen Aspekte. Es ist immer sehr interessant was hier und in der nachfolgenden psychologischen Gruppen- und Einzeltherapie herauskommt. Es wird erst dann richtig klar warum verschiedene vorherige Ansätze gescheitert sind. Und diese psychosozialen Risikofaktoren werden gerade jetzt in der Corona Zeit mit unklarer Zukunftsperspektive (auch von Seiten der Regierungen) für alle immer größer. Wir merken das immer mehr.
Wir unterscheiden im ganz Groben die Pat. in die eher Vermeider und die Durchhalter, wobei es auch viele Abstufungen zwischen den Extremen gibt. Auch die Durchhalter erleiden chronische Beschwerden weil sie einfach Raubbau mit ihrem Körper betreiben und ihn verschleißen. In der Physiotherapie sind die Durchhalter besser zu behandeln. Es ist einfachen einen Durchhalter zu bremsen, als einen Vermeider ständig anzuschieben. Aber auch das kostete Zeit in der Therapie und verlangt unter Umständen auch ein anderes Behandlungsregime. Das Alles wird meiner Meinung nach schon in der Ausbildung zu wenig berücksichtig. Denn ich weiß, dass auch in den normalen Praxen viele chronische und komplexe Pat. sind, die unter Umständen eines anderen Behandlungsansatzes und vor allem mehr Zeit bedürfen. Im derzeitigen physiotherapeutischen System, das meiner Meinung nach eher ein Fließbandsystem darstellt, klaffen Anspruch und Realität weit auseinander. Es wird eine Professionalisierung gefordert, die sich weder in der Ausbildung, noch in der Behandlungszeit, noch in der Vergütung (alles das was hier, auch bei Physio.de von vielen seit Jahren angeprangert wird) darstellt.
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Femoro schrieb:
Der oben genannte Ansatz ist nicht in 15- 20 min abzuhandeln. Gerade bei den genannten 90 % unspezifischen Rückenschmerzen ist die Suche nach der einen oder mehreren Ursachen (wenn die überhaupt körperlicher Natur sind) recht schwierig und langwierig.
Ich arbeite in einer Schmerzklinik im multimodalen Setting. Es ist überwiegend ein Gruppenprogramm mit Einzeltherapien. Die Einzeltherapie dauern dann 45- 55 min. Diese Behandlungszeit ist auch nötig, um überhaupt erst einmal einen Beziehungsaufbau, zu den meist sehr chronifizierten und vom Gesundheitssystem enttäuschten Pat. herzustellen. Auch in den weiteren Therapien ist die Zeit nötig, um das was in der Gruppe vermittelt worden ist eventuell auf den einzelnen Pat. noch einmal abzuwandeln und die Motivation aufrecht zu erhalten. Es ist häufig nicht nur mit dem Anleiten von weiteren Übungen getan, sondern um viel Aufklärungen.
Zum ganzen Gruppenprogramm gehört auch der psychologische (meist verhaltenstherapeutische) Anteil. In diesem wird vorher (per Fragebogen) schon nach einzelnen Aspekten im Umgang mit dem Schmerz gefragt. Es geht dabei nicht nur um das häufig gebraucht ängstliche Vermeidungsverhalten, sondern auch um Depression (ADS), Einschränkungen im Alltag (PDI) und um afferentes und efferentes Schmerzerleben und um die sozialen Aspekte. Es ist immer sehr interessant was hier und in der nachfolgenden psychologischen Gruppen- und Einzeltherapie herauskommt. Es wird erst dann richtig klar warum verschiedene vorherige Ansätze gescheitert sind. Und diese psychosozialen Risikofaktoren werden gerade jetzt in der Corona Zeit mit unklarer Zukunftsperspektive (auch von Seiten der Regierungen) für alle immer größer. Wir merken das immer mehr.
Wir unterscheiden im ganz Groben die Pat. in die eher Vermeider und die Durchhalter, wobei es auch viele Abstufungen zwischen den Extremen gibt. Auch die Durchhalter erleiden chronische Beschwerden weil sie einfach Raubbau mit ihrem Körper betreiben und ihn verschleißen. In der Physiotherapie sind die Durchhalter besser zu behandeln. Es ist einfachen einen Durchhalter zu bremsen, als einen Vermeider ständig anzuschieben. Aber auch das kostete Zeit in der Therapie und verlangt unter Umständen auch ein anderes Behandlungsregime. Das Alles wird meiner Meinung nach schon in der Ausbildung zu wenig berücksichtig. Denn ich weiß, dass auch in den normalen Praxen viele chronische und komplexe Pat. sind, die unter Umständen eines anderen Behandlungsansatzes und vor allem mehr Zeit bedürfen. Im derzeitigen physiotherapeutischen System, das meiner Meinung nach eher ein Fließbandsystem darstellt, klaffen Anspruch und Realität weit auseinander. Es wird eine Professionalisierung gefordert, die sich weder in der Ausbildung, noch in der Behandlungszeit, noch in der Vergütung (alles das was hier, auch bei Physio.de von vielen seit Jahren angeprangert wird) darstellt.
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Füsi schrieb:
Ich habe im letzten Jahr die Ausbildung in der Manuellen Therapie abgeschlossen, in der sehr wohl auf das biopsychosoziale Modell eingegangen wurde. Und das man gut in die Behandlungen einfliessen lassen. Wie? Nun, bei der Anamnese frage ich nach Stress. Da dieser meist angegeben wird, spreche ich darüber in den weiteren Behandlungen mit der PatientIn. M. E. liegt die unzureichende Nachhaltigkeit der Behandlungen auch darin, dass immer noch zuviel passiv gemacht wird, was in der o. a. Ausbildung nicht vorkam: Hier wurde fast ausschließlich aktiv/assistiv mit dem Patienten gearbeitet.
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Horatio72 schrieb:
@Susulo Ich behaupte ja nicht das es gut ist und es gibt auch einige die das so machen und akzeptieren, aber ein Grossteil der "Laufkundschaft" möchte gern in möglichst kurzer Zeit geholfen bekommen ohne dann selbst viel dafür zu tun. Das liegt aber daran das vor kurzem 3 Chiropraktiker in der Nähe hatten die am Fliessband leute eingerenkt haben (vorzugsweise HWS!!) . Für die sind die 20 Min noch zu lang. ;) Ansonsten würd ich auch sehr gern eine andere Taktung haben, als PI sollte es aber auch wirtschaftlich sein.
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Hähnchen schrieb:
@Femoro und die vielleicht manchmal positiv ist. Wir sind nicht dafür ausgebildet und werden trotzdem da reingeworfen. Da fragt man sich schon was. Um all die geforderten Anforderungen zu erlernen wäre ich in Rente und viele von Ihnen entweder überfordert oder sehr gefragt. Ich sehe uns als verläßlichen Be- und vermittler in aktuell schwierigen Zeiten. Es gibt keine besseren. Das Eingeständnis das wir wertvolle Arbeit leisten ohne in aktuell überflüssige Graduierungen driften scheint outdatet. Danke Femoro für den Beitrag
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Susulo schrieb:
Für mich als kompletten Laien liest sich das sehr spannend und auch überzeugend - danke!
Mir drängt sich aber eine Frage auf, und das meine ich ganz ehrlich: kann so ein multimodaler Ansatz wirklich bei einer Behandlungszeit von 15 Minuten durchgezogen werden? Wie macht ihr das, ich versuche wirklich seit Jahren zu begreifen wenn ich hier oft lese : " ob 15, 20 oder 25 min, das macht keinen Qualitätsunterschied".
Ich kann mir einen Ansatz, der alles oben erwähnte in 15 min abhandelt einfach nicht vorstellen.
Wenn ich in der Logo z.B. mit Stimmpatienten genau an solchen Dingen arbeite: wie ist meine Haltung, mein gesamter Tonus? Was begünstigt die schlechte Stimme? Fließt mein Atem? Wie ist meine psychosoziale Situation im Zusammenhang mit meiner Persönlichkeitsstruktur? Welche Verhalten (Essen, Bewegung) haben Einfluss auf mich? Usw. - da sind mir selbst 45 min zu kurz, ich lasse dann nach Möglichkeit 60 min verschreiben.
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Alles was nicht ganz schlimm oder akut erkrankt ist hat Pech gehabt. Für alles andere gibts Psychopharmaka, Ibuprofen und Betablocker.
Der Mensch muß vor allem weiter funktionieren. Um nichts anderes geht es in unserem Gesellschaftssystem.
Gebraucht werden wir alle nicht wirklich.
Es muß in Zukunft noch viel mehr als jetzt jeder selbst sehen wo er bleibt. Egal bei welcher Facharztrichtung oder egal welcher Therapiebereich. Überall wird das Personal weniger, neues kommt keins nach und die bestehenden reduzieren ihre Arbeitszeit....
KBV - Neue Statistik: Bedarf an Ärzten nach wie vor groß
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kroetzi schrieb:
Die Gesundheitsversorgung der Zukunft sieht nicht rosig aus und geht in allen Bereichen eher in Richtung " Notfallmanagement" also " am Leben erhalten " " Arbeitsfähigkeit erhalten " Selbständigkeit erhalten "
Alles was nicht ganz schlimm oder akut erkrankt ist hat Pech gehabt. Für alles andere gibts Psychopharmaka, Ibuprofen und Betablocker.
Der Mensch muß vor allem weiter funktionieren. Um nichts anderes geht es in unserem Gesellschaftssystem.
Gebraucht werden wir alle nicht wirklich.
Es muß in Zukunft noch viel mehr als jetzt jeder selbst sehen wo er bleibt. Egal bei welcher Facharztrichtung oder egal welcher Therapiebereich. Überall wird das Personal weniger, neues kommt keins nach und die bestehenden reduzieren ihre Arbeitszeit....
KBV - Neue Statistik: Bedarf an Ärzten nach wie vor groß
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Norbert Meyer schrieb:
Medizinisches Funktionstraining (MFT) mit Lifline - System aus den USA beheben diese Probleme seit 30 Jahren erfolgreich und das nicht nur bei Rückenschmerzen!
Eine "ausreichende" Versorgung (im Sinne von Schulnote 4) scheint dem Anspruchsdenken von KKen zu genügen.
Ich möchte ausdrücklich keine Werbung für eine spezielle Therapie machen (viele Wege führen nach Rom), aber die ganzheitliche Ansicht vom Redner unter folgendem Link finde ich grossartig, und ich kenne wenige Ärzte mit ähnlichem Anspruch.
Wer mag: Dr. Larsen erklärt Spiraldynamik & more - Vortrag Köln Teil 1 - YouTube
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WinnieE schrieb:
"Das Übel an der Wurzel packen" ist nicht das Leitmotiv von KKen. Das findet sich im gesamten Gesundheitssektor wieder - natürlich mit einzelnen Ausnahmen (gern in Süddeutschland - eher als in NRW) Wirtschaftliches Denken und Handeln - also z.b Vermeidung von teuren Folgekosten - steht nicht auf dem Plan.
Eine "ausreichende" Versorgung (im Sinne von Schulnote 4) scheint dem Anspruchsdenken von KKen zu genügen.
Ich möchte ausdrücklich keine Werbung für eine spezielle Therapie machen (viele Wege führen nach Rom), aber die ganzheitliche Ansicht vom Redner unter folgendem Link finde ich grossartig, und ich kenne wenige Ärzte mit ähnlichem Anspruch.
Wer mag: Dr. Larsen erklärt Spiraldynamik & more - Vortrag Köln Teil 1 - YouTube
Aber in unserer Medizinwelt wird es so gut wie nicht angewendet.
Die einzelnen Fachbereiche arbeiten nicht zusammen, niemand guckt über den Tellerrand.
Das heute vorhandene medizinische Wissen wird nicht angewendet.
Der interessierte, empathische, sehr breit fortgebildete Physiotherapeut kann dahin kommen mit einem biopsychosozialen Modell zu arbeiten, aber nicht wie Susulo fragte in 15 oder 20 Minuten.
Dazu brauch es tatsächlich mehr Zeit.
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Hähnchen schrieb:
Vorschläge?
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sam98 schrieb:
Biopsychosoziales Modell hört sich echt nett an.
Aber in unserer Medizinwelt wird es so gut wie nicht angewendet.
Die einzelnen Fachbereiche arbeiten nicht zusammen, niemand guckt über den Tellerrand.
Das heute vorhandene medizinische Wissen wird nicht angewendet.
Der interessierte, empathische, sehr breit fortgebildete Physiotherapeut kann dahin kommen mit einem biopsychosozialen Modell zu arbeiten, aber nicht wie Susulo fragte in 15 oder 20 Minuten.
Dazu brauch es tatsächlich mehr Zeit.
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