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Bio-Implantat lässt Meniskus wieder wachsen
11.08.2000 • 0 Kommentare

Meniskusschäden gehören zu den häufigen Sportverletzungen und Körperverschleißerscheinungen. Ist der Knorpel im Knie zerstört, war das bislang automatisch ein Fall für das Skalpell. Ein neues Implantat, das von einer amerikanisch-deutschen Forschergruppe unter Mitwirkung des Heidelberger Kniechirurgen Hans Pässler entwickelt wurde, lässt nun Knorpelzellen wieder nachwachsen.

Der Meniskus ist ein hoch belastetes Körperteil. Er nimmt 40 bis 60 Prozent der Gesamtlast am Kniegelenk auf. Bei einer Beugung von 90 Grad wächst der Anteil sogar auf 85 Prozent. Deshalb passiert es auch bei normaler Belastung, dass die Dämpfungsscheibe im Knie kaputt geht oder verschleißt. «Ein Gen-Defekt, wenn man so will», sagt Pässler, Ärztlicher Direktor der Heidelberger Atos-Klinik. «Der eine hat einen Meniskus von Cartier, der andere vom Otto-Versand.»

Die operative Entfernung hat oft Folgen. Ohne Meniskus erhöht sich die Reibung im Knie, was für den Gelenkknorpel erhöhten Stress mit sich bringt. Die Spätfolgen sind schmerzbedingte Arbeitsausfälle mit konservativer Arthrosebehandlung bis hin zu Operationen wie Achskorrekturen oder gar Gelenkersatz. Alle 2,5 Minuten wird irgendwo in Europa eine Knieprothese eingesetzt.

Neu ist der Versuch, den fehlenden Meniskus durch einen künstlichen, mit Hilfe eines Kollagengerüsts hergestellten Meniskus zu ersetzen. Kollagen ist die Grundsubstanz für Sehnen und Knorpel. Das Implantat (Collagen Meniscus Implant/CMI) wird arthroskopisch eingesetzt und dient als Schablone, in die dann die Körperzellen einwandern. Das Gerüst wird nach und nach abgebaut und durch körpereigenes Gewebe ersetzt, so dass am Ende nur eigener Knorpel übrig bleibt.

Studien der Arbeitsgruppe von Pässler haben gezeigt, dass vier Jahre nach der Implantation eines CMI der neue Meniskus von der Form her einem normalen Meniskus gleicht und sich biomechanisch auch so verhält. Die Ergebnisse sind so ermutigend, dass der Kollagenmeniskus für die Anwendung freigegeben wurde. Allerdings: Eine Kassenzulassung hat das etwa 3.000 Mark teure Implantat bislang nicht. Auch kann das CMI nur eingesetzt werden, wenn noch ein Rest des kaputten Meniskus übrig ist, denn daran wird es angenäht. Der US-Chirurg Richard Steadman, der das Implantat mitentwickelt hat, ist aber zuversichtlich, dass schon in den nächsten Jahren auch komplett zerstörte Menisken ersetzt werden können.

Quelle: Red-Dienst/ Heidelberg (ddp)

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