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Lange Sätze mit normalen Wörtern darin fördern das kindliche Gehirn, auch wenn das Kleine nicht alles gleich versteht, erklärte etwa Dr. Anne Fernald, Psychologin an der Stanford Universität. Denn das Kind baut daraus Bedeutungsnetzwerke. Besser etwa als zu sagen "hier ist eine Orange" sei der Satz "lass uns die Orange in die Schale zur Banane und den Trauben legen". Denn kennt das Kind das Wort Orange, kann es sich die Bedeutung der anderen Obstsorten beim darauf Zeigen erschließen. Eltern aus sozial besser gestellten Familien tun dies auch häufiger. Ihr Nachwuchs hat daher bereits mit 18 Monaten einen wesentlich besseren Wortschatz als Gleichaltrige aus sozial schwächeren Elternhäusern. Mit fünf Jahren kann die Sprachentwicklung bei sozial schwachen Kindern bis zu zwei Jahre hinterherhinken, stellte die Forscherin fest.
In ihrer Studie nahm Fernald einen Tag lang mit einem Recorder auf, was Kleinkinder aus Spanisch sprechenden Migrantenfamilien zu hören bekamen. Die Unterschiede waren enorm: Während einige mehr als 12.000 Wörter hörten, waren es bei anderen nur 670. Anschließend untersuchte sie das Sprachenlernen bei den Testkindern. Das Ergebnis: Kinder, die mehr Wörter hörten, verarbeiteten neue Wörter besser im Gehirn und lernten sie dadurch schneller. Fernald betonte auch, dass es wichtig sei, die Kinder direkt anzusprechen statt sie mit Videos zu beschallen oder nur mit anderen Erwachsenen zu reden.
Die Forschung der Psychologin Erika Hoff von der Florida Atlantic Universität weist in die gleiche Richtung. Um spätere Sprachprobleme zu verhindern, müsse die Sprache gegenüber Kleinkindern reich und komplex sein. Einwanderereltern sollten daher mit ihren Sprösslingen besser in ihrer Muttersprache reden als schlecht in der Sprache des Gastlandes. Ein solides Sprachfundament auf Türkisch, Italienisch oder Arabisch zu erwerben ist für die Kleinen also allemal besser als ein rudimentäres Deutsch.
Die Ergebnisse der beiden Psychologinnen werden durch die Beobachtung von Ärzten unterstützt. Dr. Kimberley Noble von der Columbia Universität etwa zeigte anhand von Tomographieaufnahmen, dass die für die Sprachentwicklung zuständigen Gehirnregionen bei Kindern aus sozial besser gestellten Familien wesentlich besser entwickelt sind als bei denen aus sozial schwachen Familien. Die frühkindlichen Spracherfahrungen spielten für die Vernetzung der Nervenzellen im Gehirn eine zentrale Rolle, sagte Noble.
SH / physio.de
Sprachentwicklung
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