News - Berufsunfähigkeitsversicherungen: Große Unterschiede bei Qualität und Preis

Berufsunfähigkeitsversicherungen: Große Unterschiede bei Qualität und Preis

Stiftung Warentest warnt vor den Tricks der Versicherer. Ob freiberuflich oder angestellt, eine Absicherung empfiehlt sich.

01.08.2003 • 0 Kommentare

Manche Angestellte wähnen sich noch im sicheren Hafen der gesetzlichen Sozialversicherung. Doch nur die über 40-Jährigen können bei Berufsunfähigkeit auf eine Unterstützung der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BFA) hoffen. Aber auch die ist mäßig, der Gang zum Sozialamt muss im Ernstfall einkalkuliert werden. Eine seit zwölf Jahren tätige Physiotherapeutin mit einem Bruttolohn von beispielsweise 1.900 Euro würde im Ernstfall gerade einmal ca. 450 Euro monatlich von der BFA überwiesen bekommen. Immerhin, sie bekommt etwas. Wer unter 40 ist und wegen einer Erkrankung oder eines Unfalls seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, geht leer aus und wird zum Sozialfall. Einen Selbstständigen würde das Schicksal noch härter treffen, besonders dann, wenn er Kredite zurückzahlen muss.

Das Risiko, nicht mehr arbeiten zu können, ist höher als mancher vermuten mag. Jeder vierte Bundesbürger muss sein Arbeitsleben vor Erreichen der Altersgrenze beenden, weil er berufsunfähig geworden ist. Da liegt es nahe, sich die Angebote der Assekuranzen anzuschauen und sich gegen die drohenden finanziellen Folgen einer Berufsunfähigkeit zu versichern.
Wo Gefahr ist sind clevere Versicherungsvertreter nicht weit, und nicht selten verkaufen sie einem ein schön verpacktes Versicherungspaket, das sich im Schadensfall als ziemlich leer herausstellt. Die blumigen Versprechungen eines immer sorglosen Lebens halten der Realität oft nicht stand.

Die Stiftung Warentest hat die Angebote der verschiedenen Versicherer überprüft und kam zu einem wenig beruhigenden Ergebnis. Von 95 getesteten Berufsunfähigkeitsversicherungen erhielten nur 17 die Note „sehr gut", 47 wurden als „gut" eingestuft. Die Preise der untersuchten Versicherungen unterscheiden sich erheblich, selbst bei den als „sehr gut" bewerteten Anbietern. So zahlt ein 30-Jähriger bei einer Versicherung für eine monatliche Rente von 1000 Euro einen Jahresbeitrag von 924 Euro, bei einer gleich bewerteten aber nur 662 Euro.

Doch sollte man sich hüten, den Preis zur einzigen Grundlage seiner Entscheidung zu machen. Versicherer sind trickreich, sie schließen gerne bestimmte Erkrankungen aus oder verkürzen die Laufzeit des Vertrages. Eine beliebte Klausel ist das „Verweisungsrecht". Die Versicherung erhält dadurch die Möglichkeit, dem Versicherten aufzudrücken, im Ernstfall einen anderen Beruf auszuüben. Ein Physiotherapeut, der berufsunfähig wird, weil er sich nicht mehr selbstständig fortbewegen kann, wird beispielsweise auf einen Bürojob „verwiesen". Selbst, wenn er keinen entsprechenden Arbeitsplatz findet, kann die Versicherung die Rentenzahlung verweigern.

Fazit: Die Absicherung des Risikos Berufsunfähigkeit ist für Selbstständige und Angestellte Therapeuten dringend zu empfehlen. Sehr genau prüfen sollte man allerdings die unterschiedlichen Angebote und sich nicht zu einem vorschnellen Abschluss hinreißen lassen. Eine Hausratsversicherung kann man problemlos kündigen und zu einem besseren Anbieter wechseln. Die Entscheidung zu einer bestimmten Berufsunfähigkeitsversicherung ist eher endgültig und ein Wechsel mit Kosten verbunden.
Die Untersuchung der Stiftung Warentest kann bei der Auswahl der richtigen Versicherung gute Dienste leisten.

Testbericht Stiftung Warentest

Peter Appuhn
physio.de

Ratingen

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