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Gedankenübertragung
Neues System ermöglicht ALS-Erkrankten Rollstuhlsteuerung durch Hirnwellen.
16.11.2015 • 0 Kommentare

Ein Brain-Interface, bei dem der Cursor nur mittels Hirnwellen gesteuert wird? Das gibt es. Entwickelt haben das Gerät Forscher der Stanford University - mit einem Tierversuch: Affen haben den Mauszeiger bewegt, um Ziele auf einem vereinfachten virtuellen Keyboard auszuwählen. Die Wissenschaftler hoffen, dass bewegungseingeschränkte Menschen mit Hilfe dieser Technologie einen Computer, ein Tablet oder einen elektronischen Rollstuhl bedienen können.

"Seit Jahren arbeiten Forscher, Wissenschaftler und Entwickler an der Übertragung von Gedanken auf Computer. Die Anwendungsbereiche reichen hierbei von der Hilfe für Menschen mit Behinderungen, über die militärische Nutzung bis hin zur Alltagsnutzung wie per Gedanken E-Mails schreiben oder das Licht einschalten", erklärt Forscher Ulrich Reinhardt von der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen. Ziel sei es, das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine ganz neu zu definieren und das Gehirn unabhängiger vom Körper zu machen. "Derzeit befindet sich diese Forschung noch in einem frühen Experimentierstatus, und es dürften noch etliche Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen, bis wir die Möglichkeit haben, Bereiche unseres Lebens tatsächlich nur per Gedanken zu steuern", prognostiziert der Zukunftsforscher. Es käme jedoch zu einigen Fragestellungen. "Neben moralischen und ethischen Bedenken ist vor allem die Sicherheit unserer Gedanken ein zentrales Thema. Wer kontrolliert die Rechnerhandlung und wer liest unsere Gedanken mit", gibt Reinhardt zu bedenken. Eines ist für den Wissenschaftler gewiss: "Wenn tatsächlich eines Tages alle Gedanken von Rechnern lesbar sein sollten, würde die Welt im Chaos versinken."

In dem Experiment der US-Forscher sollten die Affen blinkende Kreise auf einer vereinfachten Tastatur mit ihren Armen berühren. Um einen Vergleichswert zu erhalten, stellten die Experten fest, wie viele vorgegebene Ziele die Affen in 30 Sekunden berühren konnten. In 30 Sekunden erfolgten 29 korrekte Treffer. Anschließend folgte der eigentliche Versuch, bei dem die Probanden den Cursor mithilfe ihrer Hirnwellen auf einem virtuellen Bildschirm steuern mussten. Dabei wurden in 30 Sekunden 26 Treffer erzielt, was etwa 90 Prozent der Geschwindigkeit der manuellen Bewegung entspricht. Derzeit arbeiten Brain-Interfaces nur mit einer Stichprobe von ein paar hundert Neuronen, obwohl motorische Kommandos eingeschätzt werden sollen, die Millionen von Neuronen involvieren. Im Gegensatz zu anderen Systemen funktioniert dieses wesentlich präziser, da es von der Neuronen-Stichprobe verursachte Fehler durch mehrere Korrekturanpassungen ausbessert. Den Forschern zufolge kann diese Technologie eingesetzt werden, um Erkrankte von Amyotropher Lateralsklerose (ALS) oder gelähmten Menschen die Bedienung eines Computers, Tablets oder elektronischen Rollstuhls zu ermöglichen.

NUR / physio.de

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