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In über 90 Prozent der auftretenden Erkrankung kommt es zu einem asymptomatischen Krankheitsverlauf – die Betroffenen bemerken die Erkrankung nicht. Bei etwa ein Prozent der Patienten wird das klinisch-typische Bild sichtbar: Durch die Beteiligung des Zentralen Nervensystems (ZNS) kommt es zu Lähmungen und Deformitäten der Extremitäten. Eine Behandlung erfolgt zumeist nur symptomatisch, da eine antivirale Therapie nicht möglich ist. Im Anschluss erfolgt eine lang andauernde physiotherapeutische Nachbehandlung.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt die Staaten bei der Bekämpfung dieser Erkrankung. Ihr Ziel: Die weltweite Ausrottung. In Nigeria, Afghanistan und Pakistan scheint die WHO-Unterstützung nicht gerne angenommen zu werden. Letzteres machte in letzter Zeit negative Schlagzeilen durch Angriffe auf Impfhelfer und Ärzte. Immer häufiger werden Helfer erschossen und bedroht. Dahinter werden Mitglieder der Taliban vermutet, die Verschwörungen oder Spionage hinter den Impfhelfern sehen. Die Folge: Die WHO zieht sich aus ihrer aktiven Impfhilfe immer mehr zurück. Die Zukunft jener kleinen Pakistanis? Ungewiss.
Der Anstieg der Zahl der Polio-Erkrankten in Pakistan ist enorm. Bei dieser Erkrankung schließen sich sogleich die Fragen an: Wie werden die Patienten dort behandelt? Gibt es ausreichend Physiotherapeuten, die sich mit dem Krankheitsgeschehen auskennen?
Seit dem Jahr 2011 ist die "Pakistan Physical Therapie Association" (PPTA) bei der "World Confederation for Physical Therapy" (WCPT) als Mitglied verzeichnet. Im Dezember 2012 waren bei der WCPT 720 Physiotherapeuten Mitglied; im gesamten Pakistan arbeiten rund 1.250 Therapeuten. Die Ausbildung wird einem Bachelor Degree beendet; insgesamt müssen die pakistanischen Physiotherapie-Schüler vier Jahre die Schulbank drücken. Der weibliche Anteil in der Berufsgruppe ist eher gegensätzlich zu den europäischen Nationen zu sehen: Auf einen Therapeuten kommen dort lediglich 0,36 Therapeutinnen.
Durch das Erdbeben 2005 wurden viele Einwohner in Pakistan obdachlos. Viele von ihnen erlitten schwere Verletzungen. Nicht wenige leiden unter Querschnittslähmungen und müssen physiotherapeutisch behandelt werden. Durch die Hilfsorganisation "Handicap International" wurden unter anderem Ärzte und Physiotherapeuten in das Land geschickt. Zwar sind die pakistanischen Kollegen zumeist gut ausgebildet, jedoch weisen die meisten Lücken in der Behandlung von querschnittsgelähmten Patienten auf, da dieses Krankheitsbild wohl nicht gelehrt wurde.
AvB / physio.de
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