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Tractus iliotibialis
Das Runners Knee
Fakten, Vermutungen, Fehlannahmen
10.12.2025 • 3 Kommentare
Läuferin in der Abendsonne Lizenz: CC-BY •
Bei jeder Kniestreckung spannt sich der Tractus Iliotibialis (Iliotibialband; ITB). Da dieses hauptsächlich an der lateralen Femurepikondyle (Tuberkulum Gerdii) ansetzt, führt diese Spannung dazu, dass sich der Tractus Iliotibialis an diese Femurepikondyle anschmiegt – positiv formuliert. Negativ betrachtet drückt die Bindegewebsstruktur auf die laterale Femurepikondyle und den darunter liegenden Fettkörper (Bild). Wer häufig und intensiv das Knie extendiert, etwa beim Laufen, kann so die benannten Strukturen überlasten. Symptomatisch zeigen sich dann stechende Schmerzen im lateralen Kniegelenk: ein Läuferknie oder auch Runners Knee.

Die Diskussion über die Biomechanik
Derzeit existieren widersprüchliche Behandlungsansätze mit variierenden biomechanischen Annahmen. Behandlungsansätze wie das Rollen über eine Faszienrolle, Triggerpunktbehandlungen oder gar „Dry Needling“ lassen sich bereits ausschließen, wenn man sich die biomechanischen Eigenschaften des ITB bewusst macht. Friede et al. fassten 2022 das bestehende Wissen zusammen.

So gilt es als sehr wahrscheinlich, dass

  • • eine erhöhte Spannung des Tractus Iliotibialis zu einer gesteigerten Kompression der darunterliegenden Strukturen am lateralen Femurepikondyle führt (insbesondere des hochinnervierten Fett- und Bursagewebes).
    • Kontrolle der Hüftabduktion und Beckenstabilität während der Standphase beim Laufen exzessive laterale Kniebelastung verhindert.
    • M. Tensor fasciae latae (TFL)- und M. Gluteus maximus-Aktivität die Spannung der Tractus Iliotibialis regulieren.
    • Beinachsenkontrolle in Frontal- und Transversalebene (Hüftadduktion, Knievarus/Rotation) direkten Einfluss auf den ITB-Zugverlauf und damit die laterale Kniebelastung hat.
    • Frauen auch aufgrund der weiblichen Anatomie (breites Becken, dadurch mehr Adduktion in der Hüfte) häufiger an einem Läuferknie leiden.
    • bei fast jedem und jeder zweiten Betroffenen die Beschwerden innerhalb von sechs Wochen von allein abnehmen.

Im Gegensatz zu weit verbreiteten Annahmen stimmt es sehr wahrscheinlich nicht, dass

  • • das ITB über den lateralen Femurepikondyle „reibt“. Es drückt.
    • reines ITB-Dehnen die Bandstruktur nachhaltig verlängert. Es reduziert nur die „Stiffness“ des TFL und des Gluteus maximus.
    • isoliertes Hüftabduktor-Krafttraining automatisch die Beinachse korrigiert.
    • der TFL bei einem Runners Knee überaktiv und Gluteus Medius immer schwach ist. Die Befunde in Studien variieren diesbezüglich.
    • eine erhöhte Stiffness des ITB per se schlecht ist. Einerseits erhöht diese den Druck auf die Femurepikondyle, andererseits wurde in einer Studie festgestellt, dass sich nach sechs Wochen Training und einer darauffolgenden Schmerzlinderung die Stiffness des ITB erhöhte.
    • Symptome durch „Triggerpunkte“ im ITB entstehen – Schmerzen stammen häufiger aus dem Fettkörper unter dem Band oder der Bursa oder periphere Sensibilisierung der überlasteten Fasern.

Therapie
Beim Runners Knee handelt es sich also um eine Drucküberlastung, das mittels Belastungskontrolle (Load-Management) therapiert werden sollte. Bevor es kompliziert wird, könnte also bereits

  • • weniger Laufen (Distanz, Zeit, Tempo, Schrittfrequenz),
    • eine bessere Regeneration (ausgewogene Ernährung, genug Schlaf, wenig Stress, keinen Alkohol, keine Zigaretten, angemessene Trainingsfrequenz) und
    • daraufhin eine Steigerung der Belastung (Graded Activity)
    eine probate Therapiestrategie sein.
Persistieren die Beschwerden oder berichten PatientInnen über häufige Rezidive, kann eine Veränderung der Biomechanik das Belastungsmuster ökonomisieren. Das Ziel: bessere Beckenkontrolle (kein Hip-Drop), weniger Varus, also weniger Druck auf die laterale Femurepikondyle. Bewegungsmuster langfristig zu verändern ist schwieriger als oft behauptet wird und braucht viel Zeit und Einsatz der Betroffenen.

Einbeinige Übungen mit Varuskontrolle, die dem Laufen nahekommen, sind hierfür besonders geeignet, etwa einbeiniges Kreuzheben (Single Leg Deadlifts), welche je nach Belastungsanforderungen schnellkräftig, aber auch ausdauernd trainiert werden sollten.

Single Leg Deadlift im Video:

Lauferfahrene TherapeutInnen können sich auch selbst die Laufschuhe anziehen und gemeinsam mit den PatientInnen unter Bewegungskontrolle joggen gehen oder die Lauftechnik auf einem Laufband beurteilen, sofern die Praxis eines besitzt.

Stretching verringert kurzfristig die Stiffness der kontraktilen Fasern des ITB, also vor allem proximal in Form des TFLs. Es gibt Argumente für und gegen das Dehnen. Einerseits könnte eine längere Dehneinheit vor dem Laufen dazu führen, dass kurzfristig weniger Druck auf die laterale Femurepikondyle wirkt und so die Überlastung später einsetzt. Andererseits konnte eine Studie zeigen, dass mit einer Besserung der Beschwerdesymptomatik nach sechs Wochen auch eine erhöhte Stiffness des ITB einherging. Ob eine erhöhte Stiffness nun gut oder schlecht ist, wissen wir also nicht. Hier gilt es also auszuprobieren, ob das Dehnen zu einer kurzfristigen Schmerzlinderung führt – oder nicht. Langfristige Effekte durch Dehnen sind höchstwahrscheinlich nicht zu erwarten.

Da es sich bei dem Syndrom um eine Überbelastung durch Druck handelt, braucht es eines nicht: Druck! Foam Rolling, Massagen, „Faszientechniken“ (die dem derben Bindegewebe des ITB ohnehin nicht viel anhaben können) wirken subjektiv manchmal zwar schmerzlindernd (weil Schmerz Schmerzen hemmt), könnten aber langfristig die Symptomatik noch verstärken.

Wer in einschlägigen Medien Übersichtsarbeiten findet, die eine Schmerzverbesserung nach passiven Interventionen wie Dry Needling oder Triggerpunkttherapie dokumentieren, sollte also skeptisch sein, ob hier wirklich Hinweise auf eine nachhaltige Therapiestrategie zu finden sind. Bei den hier verwendeten Studien handelt es sich häufig um sogenannte Fallstudien ohne Kontrollgruppen – also wahrscheinlich nur Einzelfalldokumentationen, die auch ohne Therapie besser geworden wären. Wer effektiv LäuferInnen zurück auf den Asphalt bringen will, konzentriert sich auf Load Management und Biomechanik – und erzielt so auch nachhaltige Erfolge.

Mehr zum Runners Knee finden Sie hier.

Daniel Bombien / physio.de

Mehr Lesen über

Tractus iliotibialisTherapieHüfteGluteusStudie


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Stefan Arnold
Vor einer Woche
Nun, die meisten Schmerzen von Sportlern ließen sich vermeiden wenn sie etwas weniger intensiv Sport treiben würden. Aber immer wenn man das denjenigen sagt will es keiner hören.
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Nun, die meisten Schmerzen von Sportlern ließen sich vermeiden wenn sie etwas weniger intensiv Sport treiben würden. Aber immer wenn man das denjenigen sagt will es keiner hören.
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Stefan Arnold schrieb:

Nun, die meisten Schmerzen von Sportlern ließen sich vermeiden wenn sie etwas weniger intensiv Sport treiben würden. Aber immer wenn man das denjenigen sagt will es keiner hören.

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MikeL
Vor einer Woche
Vielen Dank für den informativen Beitrag. Leider sind es gerade die Ausdauersportler, die völlig beratungsresistent sind, wenn es um eine Herabsetzung der Trainingsintensität geht, was vielleicht am "Runners High" liegt, also einer Art Rauschzustand, in den sich gerade die Läufer und Läuferinnen immer wieder bringen.

Vor einigen Jahren hatte ich einen Patienten mit Hüftschmerzen, bei dem eine Demineralisierung des Schenkelhalses durch übermäßiges Training festgestellt wurde. Er (Triathlet, Banker in der Midlife-Crisis) hat darauf sein Training im Bereich Schwimmen und Radfahren verdoppelt und das Lauftraining etwas reduziert. Sein Ziel war es, den Frankfurt-Triathlon zu finishen. Zwei Kilometer vor der Ziellinie ist es zum Ermüdungsbruch des Schenkelhalses gekommen.
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Vielen Dank für den informativen Beitrag. Leider sind es gerade die Ausdauersportler, die völlig beratungsresistent sind, wenn es um eine Herabsetzung der Trainingsintensität geht, was vielleicht am "Runners High" liegt, also einer Art Rauschzustand, in den sich gerade die Läufer und Läuferinnen immer wieder bringen. Vor einigen Jahren hatte ich einen Patienten mit Hüftschmerzen, bei dem eine Demineralisierung des Schenkelhalses durch übermäßiges Training festgestellt wurde. Er (Triathlet, Banker in der Midlife-Crisis) hat darauf sein Training im Bereich Schwimmen und Radfahren verdoppelt und das Lauftraining etwas reduziert. Sein Ziel war es, den Frankfurt-Triathlon zu finishen. Zwei Kilometer vor der Ziellinie ist es zum Ermüdungsbruch des Schenkelhalses gekommen.
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MikeL schrieb:

Vielen Dank für den informativen Beitrag. Leider sind es gerade die Ausdauersportler, die völlig beratungsresistent sind, wenn es um eine Herabsetzung der Trainingsintensität geht, was vielleicht am "Runners High" liegt, also einer Art Rauschzustand, in den sich gerade die Läufer und Läuferinnen immer wieder bringen.

Vor einigen Jahren hatte ich einen Patienten mit Hüftschmerzen, bei dem eine Demineralisierung des Schenkelhalses durch übermäßiges Training festgestellt wurde. Er (Triathlet, Banker in der Midlife-Crisis) hat darauf sein Training im Bereich Schwimmen und Radfahren verdoppelt und das Lauftraining etwas reduziert. Sein Ziel war es, den Frankfurt-Triathlon zu finishen. Zwei Kilometer vor der Ziellinie ist es zum Ermüdungsbruch des Schenkelhalses gekommen.

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Finne
Vor einer Woche
Ich sehe jetzt, ehrlich gesagt, wenig Fakten in diesem Bericht.
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Ich sehe jetzt, ehrlich gesagt, wenig Fakten in diesem Bericht.
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Finne schrieb:

Ich sehe jetzt, ehrlich gesagt, wenig Fakten in diesem Bericht.



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