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Auf einen Nenner können sich Wissenschaft und TherapeutInnen wahrscheinlich einigen: Der Mensch ist ein soziales Wesen und Berührung hat Einfluss auf die Gemütslage. Aber ist Massage dann überhaupt noch medizinisch relevant oder doch nur Luxus und Wellness? Ein Sektor, in dem Massage-Therapie auch in Zukunft einen hohen Stellenwert haben könnte, ist die Psychiatrie. Hier gibt es bereits kleine Erkenntnisse über mögliche Anwendungsgebiete:
Angststörungen
In einer Pilotstudie von 2016 wurden insgesamt 74 nicht behandelte Patienten mit einer Angststörung beobachtet. Sie erhielten entweder zweimal wöchentlich eine schwedische Massage oder eine leichte Berührung über einen Zeitraum von sechs Wochen. Das Hauptziel war die Reduktion der Scores auf der Hamilton Anxiety Rating Scale (HARS) nach sechs Wochen Behandlung.
Die Ergebnisse zeigten, dass die schwedische Massage eine signifikante Reduktion der Angstsymptome im Vergleich zur Kontrollgruppe mit leichter Berührung bewirkte. Diese Unterschiede in der Behandlungsgruppe waren ab der dritten Woche signifikant. Die kleine Stichprobengröße sowie methodische Mängel lassen allerdings noch keine Übertragung auf die Allgemeinheit zu. Die TeilnehmerInnen wurden gefragt, für wie glaubwürdig sie die jeweilige Behandlung hielten. Erwartungsgemäß war die Erwartungshaltung für die schwedische Massage signifikant höher als für die „leichte Berührung“. Das Verzerrungsrisiko ist daher hoch.
Gerontopsychiatrie
Psychiatrische Erkrankungen bei älteren Menschen sind besser erforscht als bei jüngeren. So konnten bereits Meta-Analysen zur Behandlung von Depressionen und Aggressivität in Zusammenhang mit Demenzerkrankungen erstellt werden. In beiden Fällen sehen die Ergebnisse vielversprechend aus, allerdings monieren die AutorInnen auch hier methodische Mängel und ein hohes Verzerrungsrisiko. Ähnlich positive Effekte auf die Depressivität (die alle besser waren als medikamentöse Therapie) erzielte auch Tiertherapie, Betätigungstherapie, Erinnerungstherapie und „Trainingstherapie mit sozialer Interaktion“. Es ist also möglich, dass allein die menschliche Zuwendung die Symptomatik dementer Menschen mit Depressionen senken könnte.
Fazit
Eine Suche nach Anwendungsmöglichkeiten von Massage im psychiatrischen Bereich stößt auf einige spannende Ansätze, die allerdings noch in den wissenschaftlichen Kinderschuhen stecken. Weitere Forschung ist notwendig, um potenzielle Wirkmechanismen und eventuelle Vorteile gegenüber kostengünstigeren Verfahren aufzudecken. Die Herausforderung, eine Verblindung und Standardisierung der Therapie zu gewährleisten, ist dabei sicherlich ein Grund, warum die Datenlage noch so dürftig ist.
Daniel Bombien / physio.de
MassageBerührungPsychologieDepressionDemenzStudie
Ansonsten werden Körpertherapieen, wie auch die Massage, schon seit Jahrzehnten in psychiatrischen Kliniken als integraler Bestandteil des Therapiekonzeptes mit Erfolg verwendet. Das "berühren" wird im Sinne des "Compassionate Touch" eine deutlich Rolle zugeschrieben.
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Lars van Ravenzwaaij schrieb:
"schwedische Massage": dieser Begriff habe seit meiner Ausbildung Anfang der 1980er schon nicht mehr gehört. 🤣
Ansonsten werden Körpertherapieen, wie auch die Massage, schon seit Jahrzehnten in psychiatrischen Kliniken als integraler Bestandteil des Therapiekonzeptes mit Erfolg verwendet. Das "berühren" wird im Sinne des "Compassionate Touch" eine deutlich Rolle zugeschrieben.
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"Weitere Forschung ist notwendig, um potenzielle Wirkmechanismen und eventuelle Vorteile gegenüber kostengünstigeren Verfahren aufzudecken."
darum geht es.
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FoetorExOre schrieb:
also was will ich messen? Effekte von MT und Massage auf Fernweh und Heimweh und Liebe? Adhärenz lässt sich steigern. Abhängigkeit. das kann positiv wie negativ sein.
"Weitere Forschung ist notwendig, um potenzielle Wirkmechanismen und eventuelle Vorteile gegenüber kostengünstigeren Verfahren aufzudecken."
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hgb schrieb:
>>Umso mehr Forschung zur Wirkung von Handgriffen auf Muskulatur und Skelettsystem veröffentlicht werden, desto wahrscheinlicher wird es, dass Massage und Manuelle Therapien hier keinen direkten Einfluss nehmen können.<< - Wenn ich keine Methode habe, um etwas zu messen, ist es dann nicht da? Fernweh, Heimweh, Trauer, Liebe und eben auch Berührung; sind diese Phänomene dann nicht vorhganden?? Nein, das zeigt nur, wie auf Meßwerte begenzt - und damit unvollständig - Wissenschaft auf ebm-Basis ist. mfg hgbblush
Beispiele Darmflora - Immunsystem und Kommunikation mit Gehirn über chemische Botenstoffe.
Trotz dieses Fortschritts sagen Professoren, dass wir davon erst 2-3% verstehen.
Wie absolut Studienlagen in Physiotherapie daher bewertet werden, trotz sehr junger Forschung die noch viel zu wenig differenziert ist oft erstaunlich.
Dass Manuelle Therapien immer wieder widersprüchliche Ergebnisse unter "scheinbar" standartisierten Bedingungen ergeben ( im Detail liest man dann oft Manuelle Therapie nach Selbsteinschätzung Therapeut - wir wissen wie variabel das ist) hat durch die Varianz und Vielfalt der angewendeten Manuellen Therapien sowie Ausführungsqualität bisher wenig Aussagekraft.
Mit Sicherheit wird es aber genug ineffiziente Techniken oder Ausführungen durch Therapeuten geben, die dann aber Studienergebnisse verzerren.
Was fehlt: ein grosser Forschungstopf, so dass Therapeuten selbst qualitativ hochwertige Studien dazu machen können. Ohne Geld wird eben sehr oberflächlich vieles in einen Topf geworfen, weil zu aufwändig Differenzierte Studien zu machen.
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Lars van Ravenzwaaij schrieb:
@Gert Winsa Den Forschungstopf gibt es auf Papier. Die GKV ist eigentlich verpflichtet 50 Mio pro Jahr für physiotherapeutische Forschung aufzuwenden. Tatsächlich ist gerade mal ein Mini-Bruchteil dessen geflossen.
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Gert Winsa schrieb:
@Lars van Ravenzwaaij und selbst das ist viel zu wenig.
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Gert Winsa schrieb:
Es gibt unzählige Beispiele, wie erst Jahrzehnte später Mechanismen bewiesen werden konnten, die als nicht existent bezeichnet wurden.
Beispiele Darmflora - Immunsystem und Kommunikation mit Gehirn über chemische Botenstoffe.
Trotz dieses Fortschritts sagen Professoren, dass wir davon erst 2-3% verstehen.
Wie absolut Studienlagen in Physiotherapie daher bewertet werden, trotz sehr junger Forschung die noch viel zu wenig differenziert ist oft erstaunlich.
Dass Manuelle Therapien immer wieder widersprüchliche Ergebnisse unter "scheinbar" standartisierten Bedingungen ergeben ( im Detail liest man dann oft Manuelle Therapie nach Selbsteinschätzung Therapeut - wir wissen wie variabel das ist) hat durch die Varianz und Vielfalt der angewendeten Manuellen Therapien sowie Ausführungsqualität bisher wenig Aussagekraft.
Mit Sicherheit wird es aber genug ineffiziente Techniken oder Ausführungen durch Therapeuten geben, die dann aber Studienergebnisse verzerren.
Was fehlt: ein grosser Forschungstopf, so dass Therapeuten selbst qualitativ hochwertige Studien dazu machen können. Ohne Geld wird eben sehr oberflächlich vieles in einen Topf geworfen, weil zu aufwändig Differenzierte Studien zu machen.
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Die letzten 100 Jahre Medizingeschichte zeigte wie enorm differenziert man den Körper erforschen muss.
Aus meiner Sicht sind wir wissenschaftlich in Physio bei einem Grobscreening aller Therapiemethoden.
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Gert Winsa schrieb:
Naja, es ist ja schon Wissenschaft, ich finde nur die Schlussfolgerungen überhöht Selbstbewusst.
Die letzten 100 Jahre Medizingeschichte zeigte wie enorm differenziert man den Körper erforschen muss.
Aus meiner Sicht sind wir wissenschaftlich in Physio bei einem Grobscreening aller Therapiemethoden.
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hgb schrieb:
Schlimmer ist, daß diese "Unwissenschaftlichkeit" in diesem Medium immer wieder verbreitet wird! Wem wird damit geholfen? Doch nur den "finanzierenden " Kassen, die von unseren Beiträgen leben. mfg hgbdisappointed_relieved
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massu schrieb:
Es ist immer wieder spannend, hier die Themen mancher Bachelor Arbeiten zu lesen….. so sieht lowbudget Wissenschaft aus!
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