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Genau so geht es laut WHO rund jeder dritten Person über 60 Jahre. Nur, dass diese Angst nicht erst in großen Höhen entsteht. Sie ist bei jedem Schritt zugegen, denn ein Sturz, schon auf der Ebene, hätte womöglich ähnlich schlimme Folgen, wie bei einem jungen Menschen aus vier Metern Höhe – Knochenbrüche, Schädelhirntraumata, vielleicht sogar der Tod. Wer den Sturz unverletzt übersteht, kommt vielleicht nicht mehr vom Boden hoch. Die Folgen des „Long Lies“, also dem Zustand länger als eine Stunde lang hilflos auf dem Boden zu liegen, sind gravierend. Körperliche Folgen sind Druckstellen, Brandverletzungen durch das Kriechen auf einem Teppich, bis hin zu Todesfällen durch Dehydration, wenn Menschen nicht nur Stunden, sondern Tage nicht mehr aufstehen können. Aber auch seelisch setzt das Liegen auf dem Boden Betroffenen zu. Hilflos zu sein, ist traumatisierend.
In einer alternden Gesellschaft sind immer mehr Menschen vom „Long Lie“ betroffen. Tinetti et al.
berichteten bereits 1993, dass 47 Prozent der unverletzten gestürzten SeniorInnen nicht mehr in der Lage sind, ohne Hilfe aufzustehen. Bei über 90-Jährigen sind es nach Fleming et al. sogar 66 Prozent. Dazu kommt, dass Menschen, die nicht allein aufstehen können, offensichtlich ein höheres Sturzrisiko haben. Was aufgrund offensichtlich mangelnder Kraft und Gleichgewichtsfähigkeit auch nicht weiter verwunderlich ist.
Es muss erst abwärts gehen, damit es aufwärts geht
Eine Aufgabe zu erlernen, indem man mehrere Zwischenschritte nacheinander durchführt, diese also verkettet, wird unter anderem in der Verhaltenstherapie als „Chaining“ bezeichnet. Kehrt man den Prozess um, spricht man von Rückwärtsverkettung oder „Backward Chaining“. Genutzt wird diese Technik zum Beispiel in der Therapie von Amnesie-, aber auch von Angst-PatientInnen.
Im übertragenen Sinne haben oben genannte sturzgefährdete Personen (oft begründete) Angst vor dem Boden. Diese Menschen mit Hilfe eines Stuhls vom Stand in die Rücken- oder Bauchlage zu bringen, stellt nichts anderes dar als eben diese Rückwärtsverkettung. Der Boden rückt näher, die Situation verliert an Bedrohlichkeit und die Angst schwindet bestenfalls. Dazu kommt praktischerweise noch eine Kräftigung der am Aufstehen beteiligten Muskelgruppen und das Erlernen notwendiger Bewegungsabläufe.
Aus TherapeutInnen-Sicht vielleicht unspektakulär, bietet das auf den Boden legen und wieder aufstehen also eine Menge potenzieller biopsychosozialer Wirkmechanismen. Alle Stufen des Backward Chainings finden sich in dieser Broschüre (die kostenlos auch an PatientInnen weitergegeben werden darf). Eine „Etappe“ wird dabei so häufig wiederholt, bis der Patient sicher ist und die nächste Stufe bestreiten will. Beispielsweise gehen PatientInnen zunächst nur in den Kniestand und zurück.
Forschung zu Backward Chaining existiert bereits und die Daten bestätigen die getroffenen Annahmen. Die Methode verbessert die Fähigkeit, vom Boden aufzustehen, reduziert das Sturzrisiko und kann helfen, die Angst vor Stürzen zu überwinden. Dies zumindest halten Rebekka Leonhardt und ihre KollegInnen vom Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart fest. In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 fassen sie die Ergebnisse von sieben Studien zum Thema zusammen. Die ForscherInnen bieten das Verfahren übrigens selbst sogar als Gruppentherapie im Klinikum an.
Die größte Hürden: Rahmenbedingungen und Unsicherheit
Leonhardt et al. beklagen einen Mangel an Anwendung von Backward Chaining in der Praxis. Auch wenn der Begriff den meisten TherapeutInnen (bis jetzt) vielleicht nicht geläufig gewesen sein mag, so ist die Idee PatientInnen auf den Boden und wieder in den Stand zu bringen auch in klassischen Konzepten wie Bobath, PNF oder auch der funktionellen Bewegungslehre etabliert. Wahrscheinlich führt Unsicherheit („Was passiert, wenn ich meinen Patienten nicht mehr hochbekomme?“), gepaart mit Zeitmangel dazu, dass die Methode wenig Anklang findet.
Rebekka Leonhardt, die auch einen Workshop zu Backward Chaining auf dem Forschungssymposium 2022 leitete, ist überzeugt, dass diese Bedenken oft unbegründet seien. Auch KollegInnen mit weniger Kraft seien oft gut in der Lage PatientInnen durch die einzelnen Schritte zu führen, ohne Gefahr zu laufen, die Kontrolle über die Situation zu verlieren. Wer also PatientInnen kennt, die Angst vor dem Fallen haben, sollte sich selbst und sein Gegenüber überzeugen: Sturzgefährdete Menschen gehören auf den Boden.
Daniel Bombien / physio.de
SturzprophylaxeTherapiemethodenAlterStudieWHO
Gruß von Monique
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M0nique schrieb:
Toller Artikel! Danke!
Gruß von Monique
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susiii schrieb:
Sehr interessant ! Ich übe das gerne mit Patienten, allein schon weil ich immer frage „wovor haben Sie Angst?“ oder „was denken Sie passiert, wenn Sie …dies oder das machen?“. Egal um welches Krankheitsbild es sich handelt. Dass dies allerdings einen Namen hat und schon untersucht wurde, war mir noch nicht bekannt.
Wenn ich die Möglichkeit hätte, die Therapiezeiten flexibler zu gestalten, z.B. unbürokratisch Änderung in Doppelbehandlung oder auch mal bei beleibteren Patienten mit einer zweiten Therapeutin zu arbeiten, wäre das ganze viel einfacher.
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mia73 schrieb:
Ich mache es wenig in der Praxis wie geschrieben aufgrund von Zeitmangel und wenig Lust mal aus der Komfort-Zone herauszugehen.
Wenn ich die Möglichkeit hätte, die Therapiezeiten flexibler zu gestalten, z.B. unbürokratisch Änderung in Doppelbehandlung oder auch mal bei beleibteren Patienten mit einer zweiten Therapeutin zu arbeiten, wäre das ganze viel einfacher.
Motto:
,,Wenn man das Fallen gewöhnt ist, dann verletzt man sich nicht, wenn es mal draußen passiert."
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Halbtitan schrieb:
Ich habe meinen Großeltern eine dieser Turner-Weichbodenmatten (diese 40cm hohen Fallmatten) besorgt. Dort üben diese ab und zu das Hinfallen. Vorne. Hinten. Seitlich.
Motto:
,,Wenn man das Fallen gewöhnt ist, dann verletzt man sich nicht, wenn es mal draußen passiert."
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Mus Musculus schrieb:
... und ganz nebenbei kann ich jetzt das muffige "Übergang Boden-Stand" in der Doku mit einem coolen englischen Begriff ersetzen. wink
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Inche schrieb:
Ich biete 1x im Jahr den Präventions Kurs Trittsicher durchs Leben ab 60 Jahre an
Das was in dem Artikel beschrieben wird, ist normaler Therapeutenalltag
Wo ist der Erkenntnisgewinn , außer dass das Kind einen neuen Namen hat?
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A: Der Artikel ist überflüssig und sinnlos, weil er Herangehensweisen behandelt, die man schon seit Jahren kennt und anwendet
B: Der Artikel ist überflüssig und sinnlos, weil er Herangehensweisen hinterfragt, die man schon seit Jahren kennt und anwendet
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Mus Musculus schrieb:
Du kannst Artikel zu Therapiemethoden grundsätzlich in zwei Kategorien einteilen:
A: Der Artikel ist überflüssig und sinnlos, weil er Herangehensweisen behandelt, die man schon seit Jahren kennt und anwendet
B: Der Artikel ist überflüssig und sinnlos, weil er Herangehensweisen hinterfragt, die man schon seit Jahren kennt und anwendet
Offensichtlich ist es nicht normaler Therapeutenalltag.
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mia73 schrieb:
"Leonhardt et al. beklagen einen Mangel an Anwendung von Backward Chaining in der Praxis"
Offensichtlich ist es nicht normaler Therapeutenalltag.
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mbone schrieb:
Manchmal bin ich etwas irritiert...
Das was in dem Artikel beschrieben wird, ist normaler Therapeutenalltag
Wo ist der Erkenntnisgewinn , außer dass das Kind einen neuen Namen hat?
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physiobogen schrieb:
Ich habe oft zwei Probleme weshalb ich es mit Patienten nicht mache. A. Starke Knieprobleme, Arthrose B. Viele Leute machen so ein Bodentraining nur einmal mit, weil Sie absolut nicht auf den Boden wollen. Da werden Sie sehr mit Ihren Defiziten konfrontiert. Finde den Artikel aber gut, er gibt etwas Hilfe für die Motivation, Argumentation.
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Jan Dieckmann schrieb:
Vielen Dank für den gut geschriebenen Artikel! Sowohl in der normalen geriatrischen und/oder neurologischen Therapie sollte das Üben von Aufstehen und Hinlegen Standard sein. Auch bei Präventionskursen "Sturzprävention" ist das ein großes Thema! Übrigens auch das Platzieren von "Aufstehhilfen" wie stabilen Stühlen, die eigentlich nur diesem Zweck dienen. Ich kann das MoSi-Konzept sehr empfehlen.
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