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Das Uhthoff-Phänomen
Aktuellen Schätzungen zu Folge kommt es bei etwa 60-80 Prozent der MS-Erkrankten zu diesem Phänomen. Es beschreibt die vorübergehende Verschlechterung neurologischer Symptome bei demyelinisierenden Erkrankungen durch eine Erhöhung der Körpertemperatur. Diese kann durch Fieber, körperliche Anstrengung oder aber äußere Einwirkungen wie heiße Bäder oder Sauna hervorgerufen werden.
Als Pathomechanismus wird aktuell vermutet, dass die Leitfähigkeit der ohnehin angeschlagenen Axone durch die gestiegene Temperatur weiter abnimmt. Diese Symptomverschlechterung ist reversibel. Es handelt sich somit nicht um einen echten, sondern vielmehr einen „Pseudoschub“. Daher gab Professor Flachenecker vor der Sommerhitze Entwarnung: "Nein. Hitze allein löst keinen Schub aus! […] die so entstandenen Symptome bilden sich bei kühlerer Umgebung in der Regel wieder zurück."
Hilfe für Betroffene
Kürzlich veröffentlichte die DMSG eine Stellungnahme ihres ärztlichen Beirates. Hier nimmt die Fachgesellschaft Bezug auf die aktuell bestehende Evidenz. Da bisher keine medikamentöse Therapie gegen das Uhthoff-Phänomen bekannt ist, wird konstant nach anderen Lösungen geforscht.
Methodisch qualitativ sehr hochwertige Arbeiten mit teilweiser Placebokontrolle, aber auch Vergleichen zwischen „sanfter“ und intensiver Kühlung liegen vor. Daraus ergibt sich eine klare Befürwortung von Kühlkleidung bei Personen, die unter diesen Pseudo-Schüben durch die erhöhte Körpertemperatur leiden.
Gleichzeitig wird betont, dass es sich nicht um eine allgemeine Behandlungsempfehlung für alle MS-PatientInnen handelt. Eine primäre Präventionsstrategie ergibt sich somit nicht. Vielmehr sollte sich eine Sekundärprävention daraus bilden. Also nicht immer und überall zu kühlen, sondern ganz gezielt bei Sommerhitze, geplanter starker körperliche Anstrengung oder eben infektionsbedingtem Fieber.
Die Kleidung
Aktive Kühlkleidung umschreibt eine breite Menge an unterschiedlichen Kleidungsstücken: von einfachen Stirnbändern über Nackentücher und Socken bis hin zu ganzen Kühlwesten. Auch hier zeigt die Datenlage, dass alle diese Anziehsachen einen positiven Effekt auslösen können.
Fazit
„Wie der herkömmliche Wadenwickel“ nur mit noch mehr Nebeneffekten. So lautet das Fazit. Zur Senkung der Körpertemperatur oder zur Abmilderung des Anstiegs durch äußere Einflüsse eignet sich aktive Kühlkleidung bei MS-PatientInnen, die unter dem Uhthoff-Phänomen leiden.
Martin Römhild / physio.de
MSKälte
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