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Alterungsprozesse und das Alter verstehen

Der sechste Band aus der Reihe Angewandte Physiologie.

31.01.2008 • 0 Kommentare

Sind Alterungsprozesse nur die Vorstufe von Krankheit? Kommt der Starrsinn erst mit dem Alter? Und ist die Entdeckung der Langsamkeit ein degenerativer Prozess oder der Beginn von Besonnenheit und Weisheit?
Frans van den Berg hat es erneut geschafft ein Autorenteam um sich zu scharen, das qualifiziert und kompetent ein Spezialgebiet der Physiologie von allen Seiten beleuchtet und diskutiert. Spannend ist dies nicht nur für Therapeuten und Ärzte, die mit gerontologischen und -psychiatrischen Patienten arbeiten. Brennend interessant ist es für uns alle! Werden wir doch - im günstigsten Falle - alle einmal alt. Oder wünschen wir uns lieber einen frühen Tod? So wie die Krieger des Indianerstammes der Komantschen, von denen im ersten Kapitel berichtet wird. Diese sollten nämlich im Alter den von der Gemeinschaft geforderten Wandel vom Ideal des Kämpfers zur Alterssanftmut vollziehen und hofften deshalb auf ihr frühzeitiges Ende.

Die Experten haben in ihren Spezialgebieten ihr Fachwissen zusammengetragen und auch widersprüchliche wissenschaftliche Untersuchungen gegenübergestellt. Neben den Veränderungen der Organsysteme, wird auch gründlich auf psychische, soziale und emotionale Komponenten eingegangen.
Ein ganzes Kapitel ist der altersspezifischen Schmerzphysiologie gewidmet, da verändertes Schmerzbewusstsein einer anderen therapeutischen Vorgehensweise bedarf.
Was kam zuerst? Bewegungsmangel oder Alterungsprozess? Und was von beiden ist für die Arthrose verantwortlich? Fast philosophische Fragen, die Frans van den Berg in seiner Abhandlung über den Bewegungsapparat stellt.

Und welches ist der geeignete "Seniorensport"? Wer sofort Bewegungsbad antwortet, wird mit Sicherheit von dem Kapitel über Leistungsphysiologie profitieren und Überraschendes erfahren.
In dem Passus über Gerontopsychiatrie wird neben den physischen Behandlungsmethoden auch auf die psychotherapeutisch orientierte Körperarbeit eingegangen.
Abgerundet wird das Buch mit einem demographischen Blick in die Zukunft. Hier wird noch einmal auf die Bedeutung der Überalterung für die Gesellschaft und unser Gesundheitssystem hingewiesen. Der Autor, selbst Anti-Aging-Mediziner, erörtert abschließend Ängste und Hoffnungen, die mit dem Thema Anti-Aging verbunden sind.

Das Buch stellt viele Fragen und vieles in Frage. Eine Lektüre, die selbst Sachbuch meidende Leser mitzureißen vermag. Es ist für jeden, der sich beruflich oder privat mit der Vergänglichkeit des Seins befasst, eine Bereicherung. Hier ist, wie sooft in dieser Reihe, das Kunststück geglückt, Information und Faszination zu kombinieren.

Bibliographie:

Angewandte Physiologie
Band 6: Alterungsprozesse und das
Alter verstehen.

Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2007.
519 Seiten, 269 Abbildungen, 54 Tabellen, gebunden.
64,95 Euro
ISBN 978-3-13-140901-0

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Ul.Ma / physio.de

Hamburg

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