Einen besonderen Jahreskongress veranstaltet der Deutsche Bundesverband für Logopädie (dbl) in diesem Jahr. Der Verband feiert sein 40-jähriges Jubiläum. Von heute an bis einschließlich Samstag werden sich 1.500 Logopäden, aber auch Sprachtherapeuten, Ärzte, Gerontologen, Linguisten und Pädagogen in der Stadthalle Bielefeld über den aktuellen Forschungsstand informieren können und Gelegenheit finden, sich über Ihre Erfahrungen im beruflichen Alltag auszustauchen. Der runde Geburtstag wird am morgigen Freitag in Anwesenheit der Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Helga Kühn-Mengel, und der Staatssekretärin im nordrhein-westfälischen Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie, Cornelia Prüfer-Storcks, mit einem Festakt begangen. Über 60 Aussteller, Selbsthilfegruppen und Vertreter der Industrie, begleiten den Kongress. Die Ausstellung ist für jedermann kostenlos zugänglich.
„Wie Hänschen lernt und Hans vergisst – Lernen und Gedächtnis in der Logopädie“, so das Motto der Tagung. „Angesichts wachsender Probleme beim Spracherwerb und den damit verbundenen Problemen beim Lesen und Schreiben lernen brauchen wir dringend ressortübergreifende Maßnahmen zur Prävention von Sprach- und Sprechstörungen bei Vorschulkindern", gab Dr. Monika Rausch, die Präsidentin des Deutschen Bundesverbandes des dbl, am Vorabend des Kongresses zu bedenken. Am anderen Ende der Pyramide sind es die Probleme eines nachlassenden Gedächtnisses und Sprachstörungen durch Demenz oder zentralneurologische Erkrankungen, wie beispielsweise Aphasien, die durch die demographische Entwicklung zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Die Trennung von Pädagogik und medizinischer Therapie würde allerdings einen „umfassenden Präventionsansatz“ behindern, beklagt die Präsidentin des Berufsverbandes: „Hier ist eine Strukturreform im Sinne einer Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bereichen notwendig. Die derzeitige künstliche Trennung der Ressorts verhindert, dass Eltern, Kinderärzte, Erzieher, Pädagogen und Logopäden im Interesse der Kinder an einem Strang ziehen“.
Die gestern im Bundesanzeiger veröffentlichten neuen Heilmittelrichtlinien werden auch ein Thema der Tagung sein. Der dbl befürchtet „steigende Hürden, die den Zugang der Patienten mit Sprachstörungen zu notwendigen Behandlungen und Therapien immer mehr erschweren“, so der Geschäftsführer des dbl, Lucas Rosenthal.
Der Berufsverband fordert seit vielen Jahren eine akademische Logopädenausbildung. Dr. Rausch ist enttäuscht, dass die Bundesregierung kein Interesse an einer Akademisierung des Berufes zeigt, denn der Zugang für Schulabgänger mit mittlerem Bildungsabschluss solle erhalten bleiben. In einem vereinten Europa sieht der dbl für den Standpunkt der Regierung keine Zukunft. „Die Logopädieausbildung in Deutschland muss endlich auf europäisches Niveau angehoben werden. Solche konkreten Maßnahmen sagen mehr aus über die Bedeutung, die die Politik Europa zumisst, als inhaltslose Sonntagsreden zur EU-Erweiterung“, erklärt die dbl-Präsidentin dazu.
Spannender Stoff also für die Kongress-Teilnehmer, die drei Bielefelder Tage versprechen kurzweilig zu werden.
Peter Appuhn
physio.de
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„Wie Hänschen lernt und Hans vergisst – Lernen und Gedächtnis in der Logopädie“, so das Motto der Tagung. „Angesichts wachsender Probleme beim Spracherwerb und den damit verbundenen Problemen beim Lesen und Schreiben lernen brauchen wir dringend ressortübergreifende Maßnahmen zur Prävention von Sprach- und Sprechstörungen bei Vorschulkindern", gab Dr. Monika Rausch, die Präsidentin des Deutschen Bundesverbandes des dbl, am Vorabend des Kongresses zu bedenken. Am anderen Ende der Pyramide sind es die Probleme eines nachlassenden Gedächtnisses und Sprachstörungen durch Demenz oder zentralneurologische Erkrankungen, wie beispielsweise Aphasien, die durch die demographische Entwicklung zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Die Trennung von Pädagogik und medizinischer Therapie würde allerdings einen „umfassenden Präventionsansatz“ behindern, beklagt die Präsidentin des Berufsverbandes: „Hier ist eine Strukturreform im Sinne einer Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bereichen notwendig. Die derzeitige künstliche Trennung der Ressorts verhindert, dass Eltern, Kinderärzte, Erzieher, Pädagogen und Logopäden im Interesse der Kinder an einem Strang ziehen“.
Die gestern im Bundesanzeiger veröffentlichten neuen Heilmittelrichtlinien werden auch ein Thema der Tagung sein. Der dbl befürchtet „steigende Hürden, die den Zugang der Patienten mit Sprachstörungen zu notwendigen Behandlungen und Therapien immer mehr erschweren“, so der Geschäftsführer des dbl, Lucas Rosenthal.
Der Berufsverband fordert seit vielen Jahren eine akademische Logopädenausbildung. Dr. Rausch ist enttäuscht, dass die Bundesregierung kein Interesse an einer Akademisierung des Berufes zeigt, denn der Zugang für Schulabgänger mit mittlerem Bildungsabschluss solle erhalten bleiben. In einem vereinten Europa sieht der dbl für den Standpunkt der Regierung keine Zukunft. „Die Logopädieausbildung in Deutschland muss endlich auf europäisches Niveau angehoben werden. Solche konkreten Maßnahmen sagen mehr aus über die Bedeutung, die die Politik Europa zumisst, als inhaltslose Sonntagsreden zur EU-Erweiterung“, erklärt die dbl-Präsidentin dazu.
Spannender Stoff also für die Kongress-Teilnehmer, die drei Bielefelder Tage versprechen kurzweilig zu werden.
Peter Appuhn
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